Thomas Steininger und Peter Dreitzel im Gespräch.Der Soziologe und Gestalttherapeut Hans Peter Dreitzel spricht davon, wie unsere postmoderne Kultur eine Kultur war, in der wir unser emotionales Sensorium neu entdeckten. Vielleicht war diese «Entdeckung der Gefühle» eine der größten kulturellen Leistungen der jüngeren Geschichte. Die Gestalttherapie war eine der kulturellen Motoren dieser Entwicklung. Aber unsere emotionale Sensibilität "muß gepflegt und behütet werden, damit sie nicht durch Vulgarisierung, Banalisierung, Sentimentalisierung oder einfach Abstumpfung auf einer primitiven Entwicklungsstufe stehen bleibt. Dies ist heute die zivilisatorische Aufgabe unserer ganzen Kultur, zu lösen nur durch Förderung der ästhetischen Bildung und einer musischen Erziehung."Wir stehen, so Hans Peter Dreitzel, auch durch die rasante Globalisierung vor einer Situation, in der es keine Grenzen mehr gibt. Grenzen, die früher in der Lage waren, uns und unsere Identität zu schützen und zu halten. Unsere Sinnlichkeit braucht mehr denn je auch Halt. Diesen Halt finden wir in unserer Fähigkeit zur Reflexion. Die neue Kultur, für die Hans Peter Dreitzel plädiert, nennt er eine Kultur der reflexiven Sinnlichkeit.