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In Deutschland wird viel über die Kriegsvergangenheit gesprochen. Selten aber sprechen wir über die Kriegskinder. Menschen, die am Ende des Zweiten Weltkrieges oder kurz danach geboren wurden. Eine Generation, die auf besondere Weise in das Kriegstrauma und die Kriegsschuld „hineingeboren“ wurden.
Die Zen-Meisterin Anna Gamma arbeitet seit vielen Jahren in Kursen zum Thema „Von der Kernverletzung zur Kernkompetenz“ auch mit der Generation der deutschen Kriegskinder. Anna Gamma schreibt über ihre Arbeit:
„In der Kindheit entwickeln wir eine Schutzmauer um unsere tiefsten Verletzungen und schneiden uns in der Konsequenz immer mehr von unserer inneren Mitte ab. Diese Schutzmauer wird im Erwachsenenalter zum Kernschatten. Wird er nicht erkannt und bearbeitet, so hat die darin gebundene schöpferische Energie die Tendenz, ähnliche Konstellationen zu schaffen, doch dieses Mal mit anderem Vorzeichen: Das, woran wir gelitten haben, tun wir nun anderen an. Die Transformation des Schattens fordert von uns einen weiteren mutigen Schritt, nämlich die emanzipatorische Erkenntnis, dass wir im Erwachsenenalter vom Opfer zum Täter geworden sind. Zur Heilung und Ganzwerdung gehört deshalb auch notwendig die Fähigkeit des Verzeihens und Versöhnens mit uns selber und den Menschen, die an uns „damals“ schuldig geworden sind.
Was für das Individuum gilt, trifft ebenso auf das Kollektiv zu. In Deutschland stand in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg die Bearbeitung der kollektiven Schuld im Mittelpunkt. Die Emanzipation zum Täter-Sein wurde Schritt für Schritt vollzogen. Die eigenen Leiden am Krieg und seinen verheerenden Folgen durften nicht benannt, schon gar nicht betrauert werden. Es galt: wer in einem solchen Maß schuldig geworden ist, ist selber schuld am eigenen Leiden. Inzwischen sind diese Sprachlosigkeit und das stumme Leiden mutig aufgenommen worden. Nicht mehr nur Schuld und Scham, sondern auch Schmerz und Kummer über die eigenen Kriegswunden dürfen ins Bewusstsein kommen. Eine neue Kraft der Verantwortung keimt in diesem Heilungsprozess auf. Sie ist not-wendend. Aus ihr entsteht die Kernkompetenz, das Projekt „Europa“, das von den Gründern als Friedensprojekt initiiert wurde, durch die aktuelle Krise zu führen.“
Tom Steininger spricht mit Anna Gamma über Kriegstrauma, über die Kinder und Enkel der Täter und über eine neue Kultur der Verantwortung.
Veranstaltung zum Thema:
Konferenz Aussöhnen mit Deutschland, vom 21. – 23. März in Berlin
http://aussoehnen-mit-deutschland.de/