Thomas Steininger im Dialog mit Helmy Abouleish.Wir kennen den Islam fast nur von seiner fundamentalistischen Seite.Helmy Abouleish, der Sohn SEKEM-Gründers Ibrahim Abouleish, ist leitender Manager des SEKEM-Konzerns in Ägypten. Zur Regierungszeit der Moslembrüder saß Abouleish 2011 hundert Tage im berüchtigten Tora-Gefängnis in Kairo. Ihm wurde Kollaboration mit dem alten Regime vorgeworfen und, dass seine Firmen von EU-Geldern begünstigt worden wären. Im Gefängnis hatte Abouleish viele Gespräche mit inhaftierten Freunden über Glaubensfragen und beginnt, als Muslim regelmäßig zu beten.Es scheint ein absurdes Ergebnis der erzwungenen Auszeit im Gefängnis:Seine vier Töchter genießen es, endlich ihren Vater ungestört zu sehen und mit ihm zusammen zu sein und zwei, drei Stunden sprechen zu können. In Freiheit hatte er kaum Zeit zum Lesen, für den täglichen Morgenkreis, für die Pflege seines sozialen Umkreises. Er liest im Koran, beschäftigt sich mit der spirituellen Seite des Islam, dem Sufismus, und besinnt sich auf sein Bedürfnis nach Vertiefung, Ruhe und religiöser Kontemplation. Er setzt sich neue Ziele und erkennt, dass er seine Zukunft und diejenige SEKEMs nur aus seinem Inneren heraus wird gestalten können.»Mit dieser Wende begann für mich eine neue Zeitrechnung«, sagt Helmy, »denn wirklich effizient wird man nur durch geistige Arbeit.« Helmy Abouleish spricht heute auch davon, dass es eine andere Seite des Islam gibt, die historisch im 1200 Jahrhundert eine jähe Unterbrechung fand, und dass es aus diesem Hintergrund für Muslime aber auch für uns möglich ist, den Islam neu zu entdecken..