Thomas Steininger im Gespräch mit Mike Kauschke
Mike Kauschke, leitender Redakteur der Zeitschrift evolve, hat ein Buch geschrieben: Auf der Suche nach der verlorenen Welt. Es ist ein Buch über die Notwendigkeit des poetischen Lebens:
Mike Kauschke: „Ich glaube, dass Poesie heute überlebenswichtig geworden ist. Weil wir einen harten Winter erleben, weil wir in unberechenbaren Zeiten leben. Weil die Sprache leise wird und verstummt, bei dem, was geschieht in der Welt. Und wir gerade deshalb ein neues Sprechen erlernen können. Vielleicht eine leise Sprache, die andere nicht überzeugen, erregen, bekämpfen will. Sondern eine, die verstehen, aussprechen, berühren und begegnen will. Und das ist Poesie.“
Die meisten von uns wissen, wenn uns ein Gedicht so berührt. Wir sind sprachlos. Wir halten inne, weil wir angerührt wurden vom tiefen Mysterium unseres Seins. Wir verstummen, lauschen. Wenn wir dann wieder beginnen zu sprechen, ist es eine offene, eine verletzliche Sprache. Auch dort, wo sie klare Grenzen ziehen und vielleicht sogar kämpfen muss, bleibt sie in der Verbundenheit, in der Liebe. Oder wie es Serhij Zhadan in einem Gedicht ausspricht:
Seid ihr bereit,
so leidenschaftlich zu rezitieren,
als küsstet ihr den eigenen Atem,
als erklärtet ihr dem Sauerstoff des Landes eure Liebe?
Seid ihr bereit zu sprechen als hinge von euren Worten
die Zukunft der Zivilisation ab?“
Dr. Thomas Steininger spricht in Radio evolve mit Mike Kauschke über sein neues Buch Auf der Suche nach der verlorenen Welt