Die Inner Development Goals (IDGs), entstanden 2020, beinhalten eine innere Ergänzung zu den SDGs, den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN. Dabei gehört wohlgemerkt nicht die Idee, sondern der Begriff Inner Development Goals eben dem Weltverständnis an, das er zu überwinden sucht – der westlich geprägten Moderne mit ihrem linearen Verständnis von Fortschritt und Entwicklung. Hier ist »development« ein Prozess, der von einem als defizitär erachteten A zu einem in der Zukunft gelegenen, vermeintlich besseren B führt. Angeheizt durch das Wachstumsdogma des Kapitalismus geht das mit einer machtvoll materiell-quantitativen Dynamik einher. Daher plädiert namentlich der Post-Development-Ansatz dafür, in Prozessen, die einen sozialen Wandel beschreiben, anstelle des eurozentrisch geprägten »development« alternative Begriffe zu etablieren.
Die Inner Development Goals (IDGs), entstanden 2020, beinhalten eine innere Ergänzung zu den SDGs, den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN. Dabei gehört wohlgemerkt nicht die Idee, sondern der Begriff Inner Development Goals eben dem Weltverständnis an, das er zu überwinden sucht – der westlich geprägten Moderne mit ihrem linearen Verständnis von Fortschritt und Entwicklung. Hier ist »development« ein Prozess, der von einem als defizitär erachteten A zu einem in der Zukunft gelegenen, vermeintlich besseren B führt. Angeheizt durch das Wachstumsdogma des Kapitalismus geht das mit einer machtvoll materiell-quantitativen Dynamik einher. Daher plädiert namentlich der Post-Development-Ansatz dafür, in Prozessen, die einen sozialen Wandel beschreiben, anstelle des eurozentrisch geprägten »development« alternative Begriffe zu etablieren.
In »goal« liegt unzweifelhaft eine noch stärkere lineare Ausrichtung. Natürlich werden für koordiniertes, effizientes Handeln Ziele gebraucht. Doch herrscht nicht gerade in Organisationen nur zu oft ein sehr einseitiges Fokussieren auf von außen oder oben festgesetzte, bezifferbare Ziele? Ein Sog hin zu Zukünftigem, der in den Modus des Funktionierens, des Erledigens drängt? Und der blind macht für die Kraft und Bedürfnisse des Gegenwärtigen, für das, was ist?
Zweifellos gibt es – bei all dem – gute strategische Gründe für den Begriff Inner Development Goals: Der ganzheitliche Ansatz, um den es dabei geht, muss kompatibel mit dem etablierten Nachhaltigkeitsdiskurs sein, wofür die begriffliche Parallele zu den SDGs eine gewisse Gewähr bietet. Überhaupt – Paradoxien sind oft fruchtbar, Widersprüche oft erhellend.
»Wahre Zukunfts-fähigkeit erwächst aus Gegenwartsfähigkeit.«
Wenn wir gleichwohl vorschlagen, die IDGs als »Inner Dimension Gates« zu denken, dann im Wesentlichen aus zwei Gründen: Zum einen unterstützt »dimension« anstelle von »development« den Wechsel weg vom Alltagsbewusstsein, das auf Objekte, auf Sichtbares fokussiert, hin zu einem Raumbewusstsein. Und zum anderen entmachtet »gates« anstelle von »goals« den Sog der Linearität. Es verdeutlicht, dass wahre Zukunftsfähigkeit aus Gegenwartsfähigkeit erwächst.
Mit der Bezeichnung »Inner Dimension Gates« werden die fünf Säulen des IDGs-Ansatzes (Sein, Denken, Beziehung, Zusammenarbeit, Handeln) unmittelbar erkennbar als Portale hin zu einem inneren Raum, der stets da ist, doch meist überdeckt vom Dickicht zahlloser Aktivitäten und von scheinbar Wichtigerem – nämlich zur Quelldimension unserer selbst, die, wie wir annehmen dürfen, in der Tiefe eins ist mit der »Quelldimension des sozialen Feldes« (Otto Scharmer). Und mehr noch: Die »inner dimension« führt über Mentales und Psychologisches, also die Humansphäre hinaus in den Innenraum der Welt.
Zugleich ist dieser Raum der primäre Ort allen Gestaltens. Daher arbeiten wir in »Lebendigkeitswerkstätten« zu den IDGs mit dem Bild des »inneren Ateliers«, wofür Joseph Beuys Pate steht. Ist doch tatsächlich jeder Mensch frei, in eigenem Auftrag, wie Künstler es tun, aus dem Bann des herrschenden Weltwahrnehmens, das verdinglicht und vernutzt, herauszutreten. So zählt beispielsweise das Finden des »stillen Betrachters« zu den kreativen Prozessen im inneren Atelier. Indem wir aufhören, uns mit unseren Aktivitäten zu identifizieren und stattdessen das Geschehen in der Welt ohne innere Anhaftung ruhig, offen, möglichst urteilsfrei betrachten, wird erkennbar: Wie machtvoll auch immer die Sachzwänge in Politik, Wirtschaft und allen Bereichen des Lebens sich gebärden, sind sie doch keineswegs Naturgesetze. Sondern sie werden permanent geschaffen – durch Wahrnehmungsmuster und mentale Konventionen, die kollektiv verinnerlicht sind, in einer, wie der Psychologe Charles Tart es nennt, »Konsens-Trance«. Das zu spüren, dürfte ein Schlüssel für regenerative Führung sein.
Auch erschließt sich von da aus gut, inwiefern wirkliche Zukunftsfähigkeit damit beginnt, »resonanzfähig« (Hartmut Rosa), berührbar, erreichbar zu werden für die lebendige, stets präsente Wirklichkeit. Daraus erwächst eine aus Verbundensein genährte Geisteshaltung, mit der das, was transformierend in die Welt kommt, weniger gemacht als vielmehr erkannt und eingelassen wird.
Aus solcher Quelle – aus Gegenwartsfähigkeit – kann im Hier und Jetzt ein neuer Möglichkeitsraum entstehen, über bisherige Muster, über Pfadabhängigkeiten und Systemlogiken hinaus.