Menschsein lernen
Die Arbeit von Praew ist durch ihre lebenslange buddhistische Praxis und ihre Lernerfahrungen geprägt. Heute konzentriert sie sich in Thailand auf das Thema Bildung.
April 17, 2025
Benjamin Rodrigues Kafka engagiert sich seit langem für systemischen Wandel und hat mit den Atelier Gardens in Berlin einen Ort gefunden, der ko-kreative Zusammenarbeit und Verbindung ermöglicht.
evolve: Was ist das Anliegen des Projekts Atelier Gardens?
Benjamin Rodrigues Kafka: Ich begleite seit 2016 als »Vision, Community and Partnerships Director« die Transformation des Geländes. Die Atelier Gardens sind das älteste noch erhaltene Filmstudio in Berlin, erbaut 1912/13 – gleichzeitig mit Babelsberg. Hier haben Pioniere der Filmgeschichte gearbeitet, und deutsche und feministische Identität wurden hier mitgeprägt.
Die alten Gebäude wurden über Jahrzehnte immer wieder umgebaut, verändert und angepasst an neue Anforderungen. Ursprünglich waren das große Glashäuser für Stummfilme. Mit dem Aufkommen des Tonfilms kamen massive Backsteingebäude dazu. Es ist ein Ort, der sich in ständigem Wandel befindet und gleichzeitig ein Schutzraum für Kreativität bleibt.
Unsere Vision ist, dass es nicht nur ein Filmstudio bleibt, sondern sich erweitert – als Event-Ort für Konzerte, Kongresse, Messen und kleinere Veranstaltungen. Wir wollen, dass dieser Raum mehr ist als eine reine Produktionsstätte. Er soll gesundes Arbeiten ermöglichen, Menschen anziehen, die sich für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft einsetzen. Deswegen sind hier inzwischen Organisationen wie Fridays for Future, Extinction Rebellion oder Bauhaus Erde. Aber auch Unternehmen wie MOGLI, die Bio-Kindersnacks produzieren, oder Stadtbienen, die sich für Biodiversität und Insektenvielfalt einsetzen. Daneben vermieten wir Büros an Filmproduktionen. Es ist eine interessante Mischung.
Benjamin Rodrigues Kafka engagiert sich seit langem für systemischen Wandel und hat mit den Atelier Gardens in Berlin einen Ort gefunden, der ko-kreative Zusammenarbeit und Verbindung ermöglicht.
evolve: Was ist das Anliegen des Projekts Atelier Gardens?
Benjamin Rodrigues Kafka: Ich begleite seit 2016 als »Vision, Community and Partnerships Director« die Transformation des Geländes. Die Atelier Gardens sind das älteste noch erhaltene Filmstudio in Berlin, erbaut 1912/13 – gleichzeitig mit Babelsberg. Hier haben Pioniere der Filmgeschichte gearbeitet, und deutsche und feministische Identität wurden hier mitgeprägt.
Die alten Gebäude wurden über Jahrzehnte immer wieder umgebaut, verändert und angepasst an neue Anforderungen. Ursprünglich waren das große Glashäuser für Stummfilme. Mit dem Aufkommen des Tonfilms kamen massive Backsteingebäude dazu. Es ist ein Ort, der sich in ständigem Wandel befindet und gleichzeitig ein Schutzraum für Kreativität bleibt.
Unsere Vision ist, dass es nicht nur ein Filmstudio bleibt, sondern sich erweitert – als Event-Ort für Konzerte, Kongresse, Messen und kleinere Veranstaltungen. Wir wollen, dass dieser Raum mehr ist als eine reine Produktionsstätte. Er soll gesundes Arbeiten ermöglichen, Menschen anziehen, die sich für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft einsetzen. Deswegen sind hier inzwischen Organisationen wie Fridays for Future, Extinction Rebellion oder Bauhaus Erde. Aber auch Unternehmen wie MOGLI, die Bio-Kindersnacks produzieren, oder Stadtbienen, die sich für Biodiversität und Insektenvielfalt einsetzen. Daneben vermieten wir Büros an Filmproduktionen. Es ist eine interessante Mischung.
Meine erste Aufgabe war es, Menschen einzuladen und ihnen zu zeigen, was hier möglich ist. Wir sind im Süden Berlins, südlich des Tempelhofer Feldes, mit einem großartigen Blick über die Stadt. Doch zunächst mussten wir das Potenzial sichtbar machen. Die physische Transformation hat die Londoner Immobilienentwicklungsfirma »Fabrix« geleitet. Sie hatten eine echte Neugier auf Berlin und Respekt für den Ort – das war sehr wichtig. Jetzt geht es zunehmend darum, weitere Mieter zu finden und dabei auch größere Organisationen einzubinden. Der Event-Bereich soll wachsen und helfen, die wirtschaftliche Tragfähigkeit langfristig zu sichern. Die Vielfalt und Qualität unserer Community – das kreative, progressive Umfeld und das Potenzial für Synergien und Zusammenarbeit mit anderen auf dem Campus – machen uns dabei einmalig.
e: Wo steht ihr gerade in dem Transformationsprozess des Ortes?
BRK: Die Überschrift für den Ort ist inspiriert von Satish Kumar: »Soil, Soul, Society«. Wir wollen hier zur Zukunftsfähigkeit beitragen und Menschen einladen, die sozial-ökologisch handeln. Uns interessieren Organisationen, die mehr als nur eine Funktion erfüllen – wie MOGLI, die nicht nur Bio-Snacks herstellen, sondern auch Bildungsarbeit leisten. Oder Tiny Farms, die regionale Biogemüse-Anbauprojekte betreiben und gleichzeitig Marktgärtnerinnen ausbilden.
Die Bauprojekte sind abgeschlossen, der Garten wächst, wir haben jetzt mehr als 50 Organisationen hier. Wir wollen ein Ort für gute Veranstaltungen und inspirierende Begegnungen sein – im Vertrauen darauf, dass der Ort selbst prägt, was hier passiert.
e: Wie bist du zu dieser Aufgabe gekommen?
BRK: Da hole ich mal etwas aus. Kennst du die Geschichte vom starken Wanja, der sieben Jahre stumm auf dem Backofen liegt und durch das Essen von Sonnenblumenkernen stark wird, bevor er in die Welt zieht und große Taten vollbringt? Ich glaube, ich hatte auch so eine Phase. Ich habe studiert, in Regionalentwicklungsprojekten für die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) und UNDP (Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen) in Sarajevo und Ouagadougou (Burkina Faso/Westafrika) gearbeitet – und dann beschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen.
In Berlin habe ich mit Freunden die »Agentur für Angewandte Utopien« gegründet – eine Art Slow Down, Learn & Do Tank, wo wir mit inspirierenden Menschen gearbeitet haben. So entstanden viele Verbindungen, zum Beispiel zum Presencing Institute. Ich habe es mir eine Zeit lang zum Beruf gemacht, zu lernen und Menschen zu treffen, die mich inspirieren. Es war ein Privileg, das in einem Kollektiv zu tun, in dem wir uns gegenseitig unterstützten. Diese Zeit hat mir ein Fundament gegeben, das heute sehr hilfreich ist.
»Ich möchte Verbindungen schaffen, die andere noch nicht gesehen haben.«
Der Kontakt zu Atelier Gardens kam letztlich auch über Otto Scharmer und seine Frau Katrin Käufer. Sie überlegten damals mit den Eigentümern des Geländes, den Ort als Lernraum zu gestalten – wo alle, die hierherkommen, zugleich auch Lehrkörper sind. Diese Vision faszinierte mich. In diese Zeit fiel außerdem die Geburt unseres älteren Sohnes, und ich wollte weniger reisen. Meine Schwester sagt, er habe mir den Job besorgt.
e: Was bedeutet dieser Ort für Dich?
BRK: Als Kind träumte ich immer wieder davon, durch ein Gebäude zu gehen, Tür für Tür zu öffnen – und jede führte in einen neuen, unbekannten Raum. Dieser Ort hat etwas, das mich sehr an diesen Traum erinnert, weil er so viele Möglichkeiten bietet, die erst dadurch entstehen, dass man sie entdeckt. Oft kam es hier einfach darauf an, eine gewisse Wachheit zu haben und im richtigen Moment »Ja« zu sagen. Jetzt vertraue ich weitgehend darauf, dass die richtigen Leute zu uns kommen, denn sie werden von dem angezogen, was schon da ist. So fühle ich da eine direkte Verbindung zwischen etwas Essenziellem, das der Kindheitstraum ausgedrückt hat, und diesem Ort.
e: Also bist du metaphorisch hier, um Türen zu öffnen?
BRK: Ganz banal gesagt, öffne ich auch tatsächlich oft physisch Türen – es gibt hier mehr als eintausend! Und natürlich geht auch darum, die unsichtbaren Türen zu erkennen – Verbindungen zu schaffen, die andere vielleicht noch nicht gesehen haben. Ein Spruch, den ich sehr mag, der von Max und Ellen Schupbach vom Deep Democracy Institute stammt, lautet »making unlikely connections inevitable«. Das beschreibt sehr gut, was mich hier antreibt. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann waren die erfüllendsten Momente jene, in denen es gelungen ist, überraschende Verbindungen Realität werden zu lassen.
e: Was braucht es, um solch überraschende Verbindungen Realität werden zu lassen?
BRK: Da möchte ich zwei wichtige Haltungen meiner Eltern erwähnen. Mein Vater war Astrophysiker und sprach oft über Vielfalt und Gemächlichkeit, zwei Prinzipien, die für erfolgreiche Evolution essenziell sind. Wirklicher Fortschritt braucht Zeit. In der Natur zeigt sich das überall – neue Gestalten entstehen und werden erst über Generationen hinweg zum Fundament für weitere Entwicklungen. Ohne Vielfalt gibt es keine Anpassungsfähigkeit und ohne Gemächlichkeit keine echte Entwicklung. Ich denke oft an dieses Prinzip, wenn ich über nachhaltige Transformation nachdenke.
Die zweite kommt von meiner Mutter, einer weißen Simbabwerin, die sich gegen Rassismus und für ihre Überzeugungen einsetzt: Man darf eine klare Haltung haben, wenn man sich für etwas einsetzt, und das wird auch mal unbequem sein und Widerspruch einbringen.
Als drittes hilft mir immer wieder eine Erinnerung ans Bergsteigen in dünner Luft – manchmal kommt man nur mit kleinen Schritten voran.
Zeit, Geduld, und Verbindung zu Werten – so kann ich mich von den kleinen, positiven Momenten hier nähren lassen. Es ist wichtig, sie bewusst wahrzunehmen und nichts abzutun. Statt zu sagen: »Eigentlich ist alles schwierig«, versuche ich zu sehen: »Hier ist etwas gelungen«. Das gibt Kraft – wie Sonnenblumenkerne auf dem Ofen.