Bekannte bezeichnen mich oft als Vogelbeobachter oder Vogelkundler. Und in meinem Kleingarten, so habe ich gehört, bin ich bei den anderen Kleingärtnern als »der Vogelmann« bekannt, weil ich den ganzen Winter über die Vögel füttere. Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, dass ich im Gegensatz zu meinem Namensvetter, dem »Vogelmann von Alcatraz«, kein verurteilter Mörder bin (nur ein verurteilter Umweltaktivist).
Verstehen Sie mich nicht falsch – ich liebe Vögel, aber es ist eher so, dass ich ein Naturliebhaber bin, der in der lebendigen Welt zuhause ist, egal ob es sich um Vögel, Molche, Füchse, Wasserkäfer, Borretsch, Bäume, Wind, Felsen oder Bäche handelt. Ich bin verliebt in das Ganze, von dem wir ein untrennbares Element sind.
Ich weiß, dass ich diese Sichtweise auf das Leben schon immer geahnt habe, aber ich erinnere mich noch genau, wie sie mir vor über vierzig Jahren lebhaft vor Augen geführt wurde. Ich war auf einer meiner liebsten Winterwanderungen in den vom Wind gepeitschten Sümpfen der Themsemündung unterwegs. Begeistert beobachtete ich einen Wanderfalken, der im Wind segelte und jagte; ein wildes Wesen, das mir sowohl wie ein Ausdruck des Windes als auch ein Ausdruck der wilden Sümpfe vorkam. Mir wurde klar, dass der Wanderfalke die winterlichen Sümpfe verkörpert; die Sümpfe wären ohne den Falken nicht vollständig und auch der Falke wäre ohne die Sümpfe nicht vollständig. Diese Erkenntnis hat mich nie mehr verlassen. Unser Verstand trennt die Realität gewohnheitsmäßig in separate Einheiten auf; er zerlegt sie in unserer seltsamen, sezierenden westlichen Art und Weise in Einzelteile, was es uns, ohne dass wir es bemerken, schwer macht, eine tiefere ökologische Realität zu erfahren.
Bekannte bezeichnen mich oft als Vogelbeobachter oder Vogelkundler. Und in meinem Kleingarten, so habe ich gehört, bin ich bei den anderen Kleingärtnern als »der Vogelmann« bekannt, weil ich den ganzen Winter über die Vögel füttere. Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, dass ich im Gegensatz zu meinem Namensvetter, dem »Vogelmann von Alcatraz«, kein verurteilter Mörder bin (nur ein verurteilter Umweltaktivist).
Verstehen Sie mich nicht falsch – ich liebe Vögel, aber es ist eher so, dass ich ein Naturliebhaber bin, der in der lebendigen Welt zuhause ist, egal ob es sich um Vögel, Molche, Füchse, Wasserkäfer, Borretsch, Bäume, Wind, Felsen oder Bäche handelt. Ich bin verliebt in das Ganze, von dem wir ein untrennbares Element sind.
Ich weiß, dass ich diese Sichtweise auf das Leben schon immer geahnt habe, aber ich erinnere mich noch genau, wie sie mir vor über vierzig Jahren lebhaft vor Augen geführt wurde. Ich war auf einer meiner liebsten Winterwanderungen in den vom Wind gepeitschten Sümpfen der Themsemündung unterwegs. Begeistert beobachtete ich einen Wanderfalken, der im Wind segelte und jagte; ein wildes Wesen, das mir sowohl wie ein Ausdruck des Windes als auch ein Ausdruck der wilden Sümpfe vorkam. Mir wurde klar, dass der Wanderfalke die winterlichen Sümpfe verkörpert; die Sümpfe wären ohne den Falken nicht vollständig und auch der Falke wäre ohne die Sümpfe nicht vollständig. Diese Erkenntnis hat mich nie mehr verlassen. Unser Verstand trennt die Realität gewohnheitsmäßig in separate Einheiten auf; er zerlegt sie in unserer seltsamen, sezierenden westlichen Art und Weise in Einzelteile, was es uns, ohne dass wir es bemerken, schwer macht, eine tiefere ökologische Realität zu erfahren.
Unsere Beziehung zu Vögeln hat eine lange Tradition. Der Anthropologe David Abram hat festgestellt, dass viele Jäger- und Sammlerkulturen Vögel seit jeher als Abgesandte aus einem erweiterten Feld der Intelligenz schätzten und sie als geflügelte Boten betrachteten. Der Chor der Vögel in der Morgendämmerung konnte von den Ureinwohnern als gefiederter Vorbote des aufkommenden strahlenden Sonnenaufgangs wahrgenommen werden. Vögel sind tief in unserer Geschichte verwoben, sei es durch Poesie, Musik oder weil sie für die Jagd und unser Überleben unentbehrlich sind.
»Unser Verstand trennt die Realität in separate Einheiten auf.«
Die wichtigste britische Organisation zum Schutz von Wildvögeln, die RSPB, rühmt sich damit, »eine Million Stimmen für die Natur« zu vertreten – und tatsächlich hat sie inzwischen 1,2 Millionen Mitglieder. Wenn man diese Zahl den etwa 2000 Mitgliedern der Mammal Society, der britischen Wohltätigkeitsorganisation für die Erforschung und Erhaltung britischer Säugetiere, gegenüberstellt, versteht man, worauf ich mit den Vögeln hinaus will. Natürlich spielt auch eine Rolle, dass die meisten wildlebenden Säugetiere, auch wenn wir selbst deren Verwandte sind, weitgehend nachtaktiv sind und sich mehr auf den Geruchssinn verlassen – der beim Menschen schlecht entwickelt ist –, so dass wir nicht allzu viele von ihnen zu Gesicht bekommen.
Wie ich schon sagte, bin ich nicht wirklich ein Vogelbeobachter und stelle regelmäßig fest, dass ich mit Vogelbeobachtern nicht so viel gemeinsam habe, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn ich in der Natur unterwegs bin, unterhalte ich mich mit ihnen, und oft liegt ihr Hauptaugenmerk darauf, diesen oder jenen Vogel zu sichten. Manchmal erscheinen sie mir relativ uninteressiert an der übrigen Lebenswelt. Ich selbst bin in die gesamte Gestalt des Lebendigen verliebt, zu der auch die Vögel gehören, aber als ein verwobener Teil der ganzen Fülle von Blumen, Bäumen, wirbellosen Tieren, Wind, Spiegelungen auf dem Wasser und dem Duft von Blüten oder verrottenden Blättern.
Ich fühle mich an Nan Shepherd erinnert, die in ihrem Klassiker »Der lebende Berg« über ihr Leben in den schottischen Cairngorm-Bergen schreibt. Die meisten Bergsteiger konzentrieren sich auf das Erreichen der Gipfel, und auch Nan Shepherd erzählt, wie sie als junge Frau immer nach den Gipfeln strebte. Doch mit der Zeit lernte sie, ziellos in die Berge zu gehen, »einfach nur mit dem Berg zu sein, wie man einen Freund besucht, mit keiner anderen Absicht, als mit ihm zu sein«. Sie beschrieb es auch so: »Den höchsten Punkt anzustreben ist nicht die einzige Art, einen Berg zu besteigen.«
Wenn wir nicht nach besonderen Erfahrungen streben, sondern ganz und gar präsent sind, öffnen wir uns für die geheimnisvolle Verwobenheit unserer Existenz, die wir mit unseren Mitgeschöpfen teilen. Dann macht sich ganz natürlich ein Gefühl des Staunens und der Ehrfurcht bemerkbar und mit ihm ein Gespür für die wunderbare Empfindung von Lebendigkeit.