Räume der Verbundenheit gestalten
Zoran von Waldenfels engagiert sich in Projekten der regenerativen Wirtschaft, der ganzheitlichen Veränderung von Unternehmenskultur und einem anderen Umgang mit Geld. Dabei schöpft er aus Philosophie, Theologie, Ökonomie, Kreativität und einem Entdeckergeist, mit dem er neue Räume der Verbundenheit gestalten möchte.
evolve: Welche Projekte und Forschungsfragen beschäftigen dich im Moment?
Zoran von Waldenfels: Ich beende gerade meinen Master in nachhaltiger Wirtschaft an der Alanus Hochschule zum Thema einer regenerativen Wirtschaftsweise. Der Fokus dabei ist, wie Unternehmen bei Fragen des Unternehmenszwecks, der Eigentumsstrukturen, der Finanzierung des Unternehmens, der Netzwerke oder auch der Steuerung aufgebaut sein müssen, damit sie so wirtschaften können, dass es Natur, menschliches Wohlbefinden und ökologische Gesundheit stärkt.
Dieser Forschungsfokus ist verbunden mit meiner Arbeit in der Strategieabteilung der GLS Bank. Hier arbeite ich mit daran, Ökosysteme von Unternehmen aufzubauen, die regenerativ wirtschaften wollen. Diese Vernetzung umfasst Finanzierungsangebote, aber auch die Unterstützung zu mehr Resilienz und Zusammenhalt. Außerdem entsteht ein digitaler Marktplatz zum Austausch von Wissen und Ressourcen.
In der GLS Bank betreue ich auch verschiedene kreative Projekte. Wir entwickeln gerade ein »Creatival« für einen Zukunftsbeirat der GLS Bank. Dieses Format habe ich mitentwickelt, um Projekte in Bewegung zu bringen und umzusetzen. Als anderes kreatives Projekt habe ich das Kartenspiel Droptalk Money mitentwickelt. Der Spielentwickler Michael Schoett von Droptalk hat ein Kartenspiel entwickelt, mit dem man auf authentische Weise in Kleingruppen zu sehr persönlichen Themen kommunizieren kann. In unserem Spiel kann man die persönliche Beziehung zu Geld erforschen. Man kann zusammen in der Gruppe über den Umgang mit Geld reflektieren und spielerisch neue Verhaltensweisen ausprobieren. Dafür hatten wir auch ein Creatival veranstaltet, zu dem wir 50 Menschen aus verschiedensten Vermögensverhältnissen aus ganz Deutschland zusammengeholt hatten, um diese verschiedenen Themen zu Geld aufzubereiten.
Gerade sind wir dabei, zusammen mit Unternehmensberatern ein Kartenspiel zu entwickeln, das wir Droptalk Team Culture nennen, um eine authentische Kommunikation in Teams zu ermöglichen.
Räume der Verbundenheit gestalten
Zoran von Waldenfels engagiert sich in Projekten der regenerativen Wirtschaft, der ganzheitlichen Veränderung von Unternehmenskultur und einem anderen Umgang mit Geld. Dabei schöpft er aus Philosophie, Theologie, Ökonomie, Kreativität und einem Entdeckergeist, mit dem er neue Räume der Verbundenheit gestalten möchte.
evolve: Welche Projekte und Forschungsfragen beschäftigen dich im Moment?
Zoran von Waldenfels: Ich beende gerade meinen Master in nachhaltiger Wirtschaft an der Alanus Hochschule zum Thema einer regenerativen Wirtschaftsweise. Der Fokus dabei ist, wie Unternehmen bei Fragen des Unternehmenszwecks, der Eigentumsstrukturen, der Finanzierung des Unternehmens, der Netzwerke oder auch der Steuerung aufgebaut sein müssen, damit sie so wirtschaften können, dass es Natur, menschliches Wohlbefinden und ökologische Gesundheit stärkt.
Dieser Forschungsfokus ist verbunden mit meiner Arbeit in der Strategieabteilung der GLS Bank. Hier arbeite ich mit daran, Ökosysteme von Unternehmen aufzubauen, die regenerativ wirtschaften wollen. Diese Vernetzung umfasst Finanzierungsangebote, aber auch die Unterstützung zu mehr Resilienz und Zusammenhalt. Außerdem entsteht ein digitaler Marktplatz zum Austausch von Wissen und Ressourcen.
In der GLS Bank betreue ich auch verschiedene kreative Projekte. Wir entwickeln gerade ein »Creatival« für einen Zukunftsbeirat der GLS Bank. Dieses Format habe ich mitentwickelt, um Projekte in Bewegung zu bringen und umzusetzen. Als anderes kreatives Projekt habe ich das Kartenspiel Droptalk Money mitentwickelt. Der Spielentwickler Michael Schoett von Droptalk hat ein Kartenspiel entwickelt, mit dem man auf authentische Weise in Kleingruppen zu sehr persönlichen Themen kommunizieren kann. In unserem Spiel kann man die persönliche Beziehung zu Geld erforschen. Man kann zusammen in der Gruppe über den Umgang mit Geld reflektieren und spielerisch neue Verhaltensweisen ausprobieren. Dafür hatten wir auch ein Creatival veranstaltet, zu dem wir 50 Menschen aus verschiedensten Vermögensverhältnissen aus ganz Deutschland zusammengeholt hatten, um diese verschiedenen Themen zu Geld aufzubereiten.
Gerade sind wir dabei, zusammen mit Unternehmensberatern ein Kartenspiel zu entwickeln, das wir Droptalk Team Culture nennen, um eine authentische Kommunikation in Teams zu ermöglichen.
e: Kreativität und Wirtschaft gehen für dich also zusammen?
ZvW: Ja. Ich habe im letzten Jahr ein Bachelor-Studium in Wirtschaft und Schauspiel begonnen. Durch die Schauspielmodule kann ich der Kreativität mehr Raum verschaffen und auf einer persönlichen Ebene wachsen. Es ist großartig, wie ein Workshop ganz andere Dimensionen in Körper und Geist eröffnet. Wenn ich morgens und abends einige ruhige Minuten habe, dann schreibe ich an Texten. Momentan an einem Buch über eine Aktion vor drei Jahren, als ich mich komplett nackt ohne irgendwas ausgesetzt und einen Monat von dem gelebt habe, was mir geschenkt wurde.
Daneben leite ich als Erlebnispädagoge Freizeitformate und mache eine Ausbildung zum Gestalttherapeuten. Die tiefer liegenden Forschungsfragen bei all dem würde ich so benennen: Wie können wir auf eine für uns und für unsere Umwelt positive, konstruktive Weise miteinander in Kontakt kommen? Wie sieht darin der wirtschaftliche Kontakt aus? Und was braucht es für Formate und Räume, in denen wir in solche inneren und äußeren Zustände kommen können, die transformierend sind, sich aber nicht nur gut anfühlen, sondern erfüllend einen konstruktiven Weg aufweisen?
e: Was hat dich bewegt, dich diesen Fragen zuzuwenden?
ZvW: Mein Vater ist ursprünglich Schauspieler, jetzt Schriftsteller, meine Mutter Psychotherapeutin. Da sind Elemente, die auch mein Leben prägen, schon angelegt. Die ersten Jahre meines Lebens verbrachte ich in Berlin, dann sind wir als Familie nach Bayern aufs Land gezogen. Als ich zwölf war, lebten wir ein halbes Jahr in einer christlichen Gemeinschaft in den USA. Ich habe also verschiedene Lebensstile erfahren – Großstadt, ein kleines Dorf, eine Kommune.
Nach dem Abitur habe ich mich für philosophische Fragen interessiert und bin gereist. Ich erkannte, dass wir die Fragen von Gerechtigkeit, Ethik, Leid, Glück, vom guten Leben theoretisch bewegen, aber ich wollte sie praktisch erforschen. Deshalb habe ich Politische Ökonomie studiert und in den folgenden Jahren in Gemeinschaften gelebt. Viereinhalb Jahre hatte ich keinen festen Wohnsitz und war an Orten wie Taizé, Sulzbrunn, Schloss Tempelhof. Dort erlebte ich eine Form der Kommunikation und des Lebens, die in der normalen Gesellschaft nicht wirklich vorhanden sind. Das hat meinen Blick auf mich und die Welt, auf Kommunikation, Zusammenarbeit und das Miteinander verändert.
»Wir brauchen auf ganz vielen Ebenen Begegnung und das Erleben von Verbindung.«
In Taizé habe ich einen neuen christlich-religiösen Zugang zur Welt gefunden, mich viel mit theologischen Texten auseinandergesetzt und dann auch angefangen, Theologie zu studieren. In der Beschäftigung mit dem christlichen Welt- und Menschenbild konnte ich mich in einer christlichen Wirtschaftsethik neu der Ökonomie nähern. In den folgenden Jahren wuchs das Bestreben nach Gestaltung, und ich habe Räume gesucht und gefunden, in denen ich mich einbringen kann.
e: Was ist für dich das Wichtigste in solchen Gestaltungsräumen?
ZvW: Wir brauchen auf ganz vielen Ebenen Begegnung und das Erleben von Verbindung. Dafür braucht es physische Räume, Zeiträume und einen Rahmen, damit sich etwas manifestieren kann. Deshalb ist es ganz wichtig, diese Räume aufrechtzuerhalten oder neu zu entwickeln, in denen wir uns authentisch, ehrlich und urteilsfrei zeigen und begegnen können.
Das Creatival oder das Droptalk Team Culture will solche Räume ermöglichen. In Unternehmen werden unglaubliche Kräfte freigesetzt, wenn man wirklich als Mensch da sein kann, sich gesehen fühlt, sich mit seinen Qualitäten einbringen kann. Ich versuche meine Freizeiten mit Erlebnispädagogik so zu gestalten, dass sie diese Qualität der Begegnung verkörpern. Ich bin auch bei einem christlichen Träger aktiv und erlebe es an Orten wie Taizé, aber auch in persönlichen Beziehungen.
e: Wie hängt dieses Gestalten neuer Räume der Verbundenheit mit deinem Interesse am regenerativen Wirtschaften zusammen?
ZvW: Die regenerative Wirtschaftsweise baut auf einer Philosophie auf, die sich vom modernen westlichen Welt- und Menschenbild unterscheidet. Und zwar in der Hinsicht, dass es nicht den ichbezogenen Konkurrenzgedanken in den Fokus stellt, sondern das Miteinander, das Interbeing, die Kooperation und Vernetzung.
Wie kann eine Wirtschaftsweise aussehen, die über einen langen Zeitraum nachhaltig resilient in einem konstruktiven Miteinander mit den anderen Systemen der Erde funktioniert? Das hat mit einem tieferen Verständnis von Natur zu tun. Unternehmen sind eingebettet in Ökosysteme, in die Natur, in die sozialen Systeme. In einer regenerativen Wirtschaftsweise kommt die Ganzheitlichkeit, Langfristigkeit, Vielfältigkeit, Verbundenheit, die dem Gedanken der Ökosysteme innewohnt, zum Tragen. Für diese Vernetzung braucht es Räume.
e: Gibt es Beispiele, wo das regenerative Wirtschaften schon umgesetzt wird?
ZvW: Ein Beispiel, mit dem ich mich länger beschäftigt habe, ist eine Firma namens Symworking, also symbiotisches Arbeiten, im Münchner Raum. Das ist eine Onlineplattform von Unternehmen mit einer sozial-ökologisch nachhaltigen Ausrichtung, die einen digitalen Marktplatz zum Wissenstransfer, Workshops, sozial-ökologische Audits anbieten, um Wirtschaftskreisläufe und Lieferketten zu schließen. Dann gibt es Formate wie den Runden Tisch, an dem Vertreter der gesamten Wertschöpfungskette z. B. für Rote Beete zusammenkommen – Samenzüchter, Landwirte, Handel, Vertrieb, Einzelhandel. Hier wird ein Ökosystem abgebildet, und man kann sich gegenseitig stärken.
e: Gibt es etwas, was du dir für die Zukunft vornimmst?
ZvW: Mit dem Droptalk Team Culture möchte ich einen Workshop entwickeln und damit in Unternehmen gehen, um authentische Kommunikation und echte Begegnung in Unternehmen als Basis von erfüllenden Projekten, die Menschen und Natur dienen, zu unterstützen.
Eine größere Vision ist, dass die Unternehmen, die sozial und ökologisch wirtschaften, zusammen eine Plattform gestalten, über die sie einkaufen, wirtschaftlich verbunden sind und sich gegenseitig stärken. Daran möchte ich gerne mitwirken.