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The New Institute beendet das Fellowship-Programm

Vor vier Jahren erst öffnete es seine Tore an der Hamburger Außenalster. Eine gemeinnützige GmbH, ein wunderschöner, restaurierter Gebäudekomplex in einem renommierten Hamburger Viertel, Garten, alte Bäume, Bibliothek, Platz zum Wohnen und Zusammenarbeiten. Maja Göpel als wissenschaftliche Direktorin, die allerdings nach einem guten halben Jahr wieder aufhörte.

Der Gründer und Stifter Erck Rickmers, Unternehmer aus der Reeder-Branche, engagiert sich seit Jahren und sieht es als seine Aufgabe an, seinen Reichtum sinnstiftend einzubringen. Er sagt im Interview mit der »Zeit«: »Aufwand und Ertrag stehen nicht in einem gesunden Verhältnis. … Ich habe schon erwartet, dass von uns Interventionen für den gesellschaftlichen Diskurs kommen. Das ist uns nicht in dem gewünschten Maße gelungen.«

Das Vorhaben war, disziplinübergreifend herausragende Akademikerinnen mit Menschen aus Kunst, Wirtschaft, Politik und Medien zusammenzubringen, um Antworten auf die brennenden Fragen unserer Zeit zu erarbeiten, auf die Krise der Gegenwart. Etwas Neues sollte entstehen durch das Programm, das sektorübergreifend Menschen vor Ort, wie in einem »säkularen Kloster«, zusammenbringt, die dort auch wohnen. Im ersten Jahr waren es elf, im zweiten Jahr dreißig, im dritten achtunddreißig Menschen aus aller Welt. Namhafte Filmmachende, Vordenkende, Schriftstellerinnen, Forscher, jede mit ihrer eigenen Geschichte, Expertise, ihren Motivationen und Visionen. Im aktuellen akademischen Jahr, dem nun letzten des Fellowship-Programms sind es neununddreißig, sie arbeiten miteinander zum Thema »Rethinking Capitalism« mit verschiedenen Forschungsschwerpunkten. Ein so großes, wichtiges Thema.

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The New Institute beendet das Fellowship-Programm

Vor vier Jahren erst öffnete es seine Tore an der Hamburger Außenalster. Eine gemeinnützige GmbH, ein wunderschöner, restaurierter Gebäudekomplex in einem renommierten Hamburger Viertel, Garten, alte Bäume, Bibliothek, Platz zum Wohnen und Zusammenarbeiten. Maja Göpel als wissenschaftliche Direktorin, die allerdings nach einem guten halben Jahr wieder aufhörte.

Der Gründer und Stifter Erck Rickmers, Unternehmer aus der Reeder-Branche, engagiert sich seit Jahren und sieht es als seine Aufgabe an, seinen Reichtum sinnstiftend einzubringen. Er sagt im Interview mit der »Zeit«: »Aufwand und Ertrag stehen nicht in einem gesunden Verhältnis. … Ich habe schon erwartet, dass von uns Interventionen für den gesellschaftlichen Diskurs kommen. Das ist uns nicht in dem gewünschten Maße gelungen.«

Das Vorhaben war, disziplinübergreifend herausragende Akademikerinnen mit Menschen aus Kunst, Wirtschaft, Politik und Medien zusammenzubringen, um Antworten auf die brennenden Fragen unserer Zeit zu erarbeiten, auf die Krise der Gegenwart. Etwas Neues sollte entstehen durch das Programm, das sektorübergreifend Menschen vor Ort, wie in einem »säkularen Kloster«, zusammenbringt, die dort auch wohnen. Im ersten Jahr waren es elf, im zweiten Jahr dreißig, im dritten achtunddreißig Menschen aus aller Welt. Namhafte Filmmachende, Vordenkende, Schriftstellerinnen, Forscher, jede mit ihrer eigenen Geschichte, Expertise, ihren Motivationen und Visionen. Im aktuellen akademischen Jahr, dem nun letzten des Fellowship-Programms sind es neununddreißig, sie arbeiten miteinander zum Thema »Rethinking Capitalism« mit verschiedenen Forschungsschwerpunkten. Ein so großes, wichtiges Thema.

Am The New Institute wurden Artikel, Bücher und wissenschaftliche Paper geschrieben, die ihren Weg in die entsprechenden Journale gefunden haben. Es wurden Workshops und Seminare durchgeführt. Menschen haben Gespräche geführt, Beziehungen geknüpft. Nur die Welt ist noch nicht viel besser geworden dadurch. Ich frage mich, was der Ertrag wäre, der den Aufwand sich lohnen ließe.

Die Gründe, aus denen das Programm jetzt bereits nach vier Jahren beendet wird, werden von Medien und Beteiligten unterschiedlich verortet. Es ist wohl schwer, sich bislang fremde Menschen aus ihren bisherigen Kontexten zu nehmen, zusammenzubringen und zu hoffen, dass sie dann gemeinsam allgemeingültige Lösungen für unsere Polykrise erarbeiten. Auch wurden sehr hohe Erwartungen geweckt mit einem gelungenen Medienauftritt zur Gründung und Öffnung des Instituts. Viele haben sich viel erhofft.

»Erfolg messen wir nur an der sofort sichtbaren Oberfläche.«

Aus meiner Perspektive ist sowohl die Gründung des Instituts als auch das Ende des Fellowship-Programms ein Zeichen für die Art und Weise, wie wir denken und handeln, und damit ein Hinweis auf die Gründe für eben diese Krise der Gegenwart. Wir meinen, wir müssten nur die richtigen Zutaten in den Topf werfen, ein bisschen Feuer drunter machen und dann wird es ein fürstliches Mahl geben. Dass diese Zutaten irgendwoher kommen, ihre Geschichte mitbringen, unterschiedliche Begleitumstände zum Anwachsen brauchen, dass der Topf und die Intention wichtige Bestandteile sind, dass das gesamte Umfeld mit all seinen Partizipateuren – den sichtbaren und unsichtbaren, den belebten und unbelebten – die Ergebnisse beeinflusst, blenden wir häufig aus. Und das Mahl, hier auch die Bücher, Paper und Lösungsansätze, kann noch so gut werden, wenn niemand am Tisch sitzt, sprich wenn aus den Feldern, die man bespielen wollte, keine Resonanz erfolgt.

Dazu kommt, dass wir ja gar nicht wissen, welche Gespräche Báyò Akómoláfé und Ruth Chang am Frühstückstisch geführt haben, wie diese (fiktive) Begegnung ihr Leben bereichert und verändert hat. Wir wissen nicht, was daraus für weitere Gespräche entstanden sind, welche Menschen davon noch berührt wurden, was daraus noch wachsen wird. Erfolg und Ertrag messen wir nur an der sofort sichtbaren Oberfläche, das unsichtbare Werden bleibt unbekannt, unerhört. Báyò Akómoláfé, der Fellow am Institut in Jahr zwei war, sagt: »The times are urgent, let’s slow down.« Dafür haben wir aber keine Zeit.

www.thenew.institute/en

Author:
Kaa Faensen
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