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Unser Körper erschließt uns die Welt, durch ihn können wir sie verändern. Aber was bedeutet es eigentlich, wirklich in dem anzukommen, was immer schon die Grundlage unseres Lebens ist? Wir haben Menschen, die sich in verschiedenen Bereichen mit dem Körper beschäftigen, gefragt:
Warum ist es wichtig, im Körper zu sein?
Mala Schlichting
Eine tiefe, tantrische Erfahrung ist mir eine mögliche Antwort: „Mein ganzer Körper löst sich durch sanftes Atmen – bis ich mich mit dem weiten Raum eins fühle und die Atmenbewegung als sanfteste Liebkosung. Jeder Sinneskontakt mit der inneren und äußeren Welt wird zur Liebesbegegnung – ein fallendes Blatt, die Sonne auf der Haut, das Wahrnehmen eines Gefühls oder einer Idee, der Fruchtgeschmack auf der Zunge ... In jedem Augenblick macht mir das Leben Angebote zur Ekstase, die mich von den Zehenspitzen bis zum Scheitel durchflutet. Dieses Lieben inmitten des Alltäglichen löst Staunen aus und strömt einfach in alles ein. Ich betrachte alle Erfahrungen als heilig, von dem Moment an, in dem Bewusstsein und Präsenz da ist, und darin die Fähigkeit wächst, die sensorische Erfahrung pur zu belassen, d. h. frei von ergreifenden Kommentaren, die alles in Beschlag nehmen. Wenn ich mich diesem tiefen Wahrnehmen des Lebens durch und in meinem Körper hingebe, entdecke ich das Absolute in allem, dass alles Ausdruck des Göttlichen ist. Und darin verlieren Körper und Geist ihre Grenzen und sind eins mit der Gesamtheit.“ Wir sind Körperwesen und darin Gestaltung des einzigen Seins, Kommunikationsorgan seines Werdens. Wir empfangen dieses Sein in unserem Empfinden und treten zugleich darüber in es ein. Dabei werden wir, wie Sri Aurobindo sagt, dieses kosmischen Seins nicht nur bewusst, sondern zugleich in ihm bewusst. Was für eine Dimension, was für ein Weisheits- und Wissenspotenzial eines wachen Im-Körper-Seins!
Holger Heiten
Unser Körper ist nicht nur das Vehikel, mit dem wir unseren Geist transportieren, kein „Bruder Esel“ und kein bloßes Gefäß unserer Seele. Er ist auch nicht mehr „das Stoffliche“ das man am Ende des 19. Jahrhunderts überwinden zu müssen glaubte und erst recht nicht jenes sündhafte Hindernis für ein rechtes christliches Leben. Wie Wilhelm Reich, der Begründer der Körpertherapie, verdeutlichte, drückt unser Körper z. B. Angst nicht durch Gefäßverengung und Schweißbildung aus, Gefäßverengung und Schweißbildung sind Angst. Körper und Psyche sind derart miteinander verwoben, dass es unmöglich ist eine Grenze zu ziehen. Unser Körper ist, wie Osho treffend sagte, unser Anfang, unsere Brücke in die spirituelle Welt. Der einfachste Weg, sich im Jetzt und Hier wahrzunehmen, ist der über den Körper. Zwei tiefe, bewusste Atemzüge genügen, das eigene Gewicht auf dem Stuhl zu spüren reicht aus, um jetzt hier zu sein, und dies als wirklicher zu erleben, als alles Denken und alle Konzepte vom Leben im Hier und Jetzt. Der Gegenspieler von Liebe ist Angst, Angst ist ein Phänomen vom Aufenthalt im Gestern oder Morgen. Im Hier und Jetzt ist der Raum für Liebe, wo der Körper zum Medium der Freude wird. Martin Bubers berühmter Satz „Ich werde am Du“, meint ausdrücklich ein Du, das gegenwärtig ist, das mich meint, sieht und hört. Ohne ein solches Du bleibt alles bedeutungslos und kann mein Ich nicht werden. Ohne die Gegenwart im Körper, funktioniert auch kein Ritual – jede Hochzeit wäre nur gedacht, ohne das Anstecken des Rings und ohne den Kuss, der alles besiegelt.
Breanna O’Mara
Verkörpert zu sein bedeutet, Ihr wahrstes Selbst zu sein. Sich mit der Einzigartigkeit zu verbinden, die Sie sind. Mehr noch: Es ist die Verbindung mit den Tatsachen, die Ihre Glaubenssätze bilden. Verkörpert sein ist nicht einfach. Wir brauchen dazu Reflexion und Zuversichtlichkeit. Es erfordert, dass wir unser Denken und unsere körperliche Intuition mit unserem Handeln verbinden. Wenn wir den Körper (und alles, was er enthält) als unseren einzigen wahren Besitz akzeptieren, der uns nicht genommen werden kann (ohne dass wir das Bewusstsein und unsere Existenz verlieren), dann erkennen wir auch, dass er unser einziges Instrument ist. Nur durch den Körper können wir unsere Bedürfnisse erfüllen. Er ist mit jeder unserer Handlungen verknüpft, weil nur er jede von ihnen ausführen kann. Er ist die Verbindung zu unserem Geist und dem, was wir in der Welt zum Ausdruck bringen. Wenn wir lernen, den Körper angemessen zu nutzten und ihn mit dem Selbst selbst durchdringen, dann ist sein Ausdruck näher an unserer Intention, näher an unserer Verkörperung. Wenn wir nicht verkörpert sind, leben wir nur halb. Wir sind ständig dazwischen. Dann verpassen wir die einfache Erfahrung, auf unseren eigenen Füßen zu stehen, in einer Haut, die vollkommen zu uns passt.
Jumin Chen
Die Chinesen betrachten den Menschen ganzheitlich, weshalb man zur Vorbeugung von Krankheiten und zur Verbesserung der Gesundheit seit Jahrtausenden Körper und Geist zugleich trainiert. Ihre Lehre baut darauf auf, dass man durch den Einfluss des Geistes den Körper stärken kann. Für das allgemeine Wohlbefinden ist ein starker und gesunder Körper die sogenannte Basis. In der Praxis beginnen wir daher zunächst damit, diese Basis mithilfe gedanklicher Vorstellungsbilder zu stärken. Ist dies verinnerlicht, liegt der Fokus zunehmend auf geistiger und mentaler Arbeit, wobei Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind. Ein starker Körper bedeutet nicht die Muskulatur beispielsweise im Fitnessstudio zu stählern. Innerhalb der chinesischen Gesundheitslehre erhöht sich vielmehr durch minimale Bewegungen in der Ruhe, unter Einsatz der geistigen Konzentration die Kraft und Ausdauer der Muskulatur. So bewirkt das Training mithilfe gedanklicher Vorstellungsbilder, dass Nerven und Muskeln einen hohen Grad an Koordination und Einheit erreichen. Genau dieses Zusammenspiel ist entscheidend für einen gesunden Körper. Daher ist es gerade in der heutigen Zeit, in der Stress und in weiterer Folge Krankheiten wie Burn-out in unserer Gesellschaft weit verbreitet sind, wichtig, über eine gesunde und starke Basis zu verfügen sowie dem Geist Ruhe zu schenken, um dadurch im Körper sein zu können. Denn dieser wir oftmals vernachlässigt bzw. nur äußerlich trainiert, wodurch wir aus dem Gleichgewicht geraten. Somit hat „im Körper zu sein“ immer auch etwas mit der eigenen Körperwahrnehmung zu tun – die Basis auf eine entspannte Art und Weise zu stärken, einen ruhigen Geist zu erlangen und die Konzentrationsfähigkeit zu fördern.
Adele Landauer
Unser Körper ist nicht nur das Vehikel, mit dem wir unseren Geist transportieren, kein „Bruder Esel“ und kein bloßes Gefäß unserer Seele. Er ist auch nicht mehr „das Stoffliche“ das man am Ende des 19. Jahrhunderts überwinden zu müssen glaubte und erst recht nicht jenes sündhafte Hindernis für ein rechtes christliches Leben. Wie Wilhelm Reich, der Begründer der Körpertherapie, verdeutlichte, drückt unser Körper z.B. Angst nicht durch Gefäßverengung und Schweißbildung aus, Gefäßverengung und Schweißbildung sind Angst. Körper und Psyche sind derart miteinander verwoben, dass es unmöglich ist eine Grenze zu ziehen. Unser Körper ist, wie Osho treffend sagte, unser Anfang, unsere Brücke, in die spirituelle Welt. Der einfachste Weg, sich im Jetzt und Hier wahrzunehmen, ist der über den Körper. Zwei tiefe, bewusste Atemzüge genügen, das eigene Gewicht auf dem Stuhl zu spüren reicht aus, um jetzt hier zu sein und dies als wirklicher zu erleben, als alles Denken und alle Konzepte vom Leben im Hier und Jetzt. Der Gegenspieler von Liebe ist Angst, Angst ist ein Phänomen vom Aufenthalt im Gestern oder Morgen. Im Hier und Jetzt ist der Raum für Liebe, wo der Körper zum Medium der Freude wird. Martin Bubers berühmter Satz „Ich werde am Du“, meint ausdrücklich ein Du, das gegenwärtig ist, das mich meint, sieht und hört. Ohne ein solches Du bleibt alles bedeutungslos und kann mein Ich nicht werden. Ohne die Gegenwart im Körper, funktioniert auch kein Ritual – jede Hochzeit wäre nur gedacht, ohne das Anstecken des Rings und ohne den Kuss, der alles besiegelt.
Author:
Adele Landauer
Author:
Jumin Chen
Author:
Breanna O’Mara
Author:
Holger Heiten
Author:
Mala Schlichting
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