Sie können sich hier mit der E-Mail-Adresse anmelden, die Sie bei der Registrierung im Communiverse verwendet haben. Wenn Sie sich noch nicht als Mitglied angemeldet haben, können Sie sich hier anmelden!
Vielen Dank! Ihr Beitrag ist eingegangen!
Huch! Beim Absenden des Formulars ist etwas schief gelaufen.
By clicking “Accept All Cookies”, you agree to the storing of cookies on your device to enhance site navigation, analyze site usage, and assist in our marketing efforts. View our Privacy Policy for more information.
Mit ihrer Agentur bzw.dorf begleitet Nina Nisar mit ihrer Kollegin Katrin Frische Gemeinschaftsprojekte, verbindet Menschen mit Orten. Dabei schöpft sie aus ihrer Erfahrung als Integraler Coach, Konflikt-Mediatorin und Zen-Übende. Wir sprachen mit ihr über die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Entwicklung von Gemeinschaft.
evolve: Wie bist du dazu gekommen, in der Gestaltung von gemeinschaftlichen Räumen zu arbeiten?
Nina Nisar: Als roter Faden in meinem Leben hat mich immer das menschliche Leiden umgetrieben. Mich beschäftigte die Frage: An welcher Stelle können wir Hebel bewegen, um selbst aus diesem Leiden herauszukommen? Im Engagement in der Studentenorganisation bei AIESEC habe ich entdeckt, dass man durch eine gute Begleitung bei Einzelnen und in Gruppen sehr viel bewegen kann.
Deshalb habe ich mich dem integralen Coaching und der Konfliktlösung zugewendet. Daneben haben mich immer Architektur und die Gestaltung von Räumen interessiert. Das alles kommt jetzt für mich auf neue Weise zusammen.
Mein Partner kommt gebürtig aus Afghanistan und hat den größten Teil seines Lebens in Deutschland verbracht. Uns beide treibt auf unterschiedliche Weise das Thema Heimat, Zuhause, Zugehörigkeit an. Wir fragen uns: Wo ist eigentlich unser Zuhause, wo wollen wir Wurzeln schlagen und Gemeinschaft gestalten, mit all den Schwierigkeiten, die das auch bedeutet?
Aus diesen Gründen widmen wir uns der Ortsentwicklung und Gemeinschaftsarchitektur und der Begleitung von Gruppen, die gemeinsam an einem Ort leben wollen. Dabei konzentrieren wir uns auf die zwischenmenschlichen Beziehungen. Wie können wir einen guten Rahmen dafür bieten, dass Menschen in einer nachbarschaftlichen Bezogenheit miteinander leben, ohne einander alle Lebensthemen aufzulasten?
Bitte werden Sie Mitglied, um Zugang zu den Artikeln des evolve Magazins zu erhalten.
Mit ihrer Agentur bzw.dorf begleitet Nina Nisar mit ihrer Kollegin Katrin Frische Gemeinschaftsprojekte, verbindet Menschen mit Orten. Dabei schöpft sie aus ihrer Erfahrung als Integraler Coach, Konflikt-Mediatorin und Zen-Übende. Wir sprachen mit ihr über die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Entwicklung von Gemeinschaft.
evolve: Wie bist du dazu gekommen, in der Gestaltung von gemeinschaftlichen Räumen zu arbeiten?
Nina Nisar: Als roter Faden in meinem Leben hat mich immer das menschliche Leiden umgetrieben. Mich beschäftigte die Frage: An welcher Stelle können wir Hebel bewegen, um selbst aus diesem Leiden herauszukommen? Im Engagement in der Studentenorganisation bei AIESEC habe ich entdeckt, dass man durch eine gute Begleitung bei Einzelnen und in Gruppen sehr viel bewegen kann.
Deshalb habe ich mich dem integralen Coaching und der Konfliktlösung zugewendet. Daneben haben mich immer Architektur und die Gestaltung von Räumen interessiert. Das alles kommt jetzt für mich auf neue Weise zusammen.
Mein Partner kommt gebürtig aus Afghanistan und hat den größten Teil seines Lebens in Deutschland verbracht. Uns beide treibt auf unterschiedliche Weise das Thema Heimat, Zuhause, Zugehörigkeit an. Wir fragen uns: Wo ist eigentlich unser Zuhause, wo wollen wir Wurzeln schlagen und Gemeinschaft gestalten, mit all den Schwierigkeiten, die das auch bedeutet?
Aus diesen Gründen widmen wir uns der Ortsentwicklung und Gemeinschaftsarchitektur und der Begleitung von Gruppen, die gemeinsam an einem Ort leben wollen. Dabei konzentrieren wir uns auf die zwischenmenschlichen Beziehungen. Wie können wir einen guten Rahmen dafür bieten, dass Menschen in einer nachbarschaftlichen Bezogenheit miteinander leben, ohne einander alle Lebensthemen aufzulasten?
e: Wie sieht diese Arbeit praktisch aus?
NN: Oft werden wir von einem Bürgermeister oder von Menschen, die einen Ort entdeckt haben, angesprochen und bauen dann die Kommunikation so auf, dass Menschen, die an den Ort passen, davon angezogen werden. Wenn sich die Menschen gefunden haben, arbeiten wir immer mit Planern zusammen und bauen in Holzbauweise die entsprechenden Gebäude. Deshalb nennen wir es in einem Wortspiel Gemeinschaftsarchitektur.
Wir stellen das Narrativ eines Ortes und der Menschen in den Vordergrund. Wir versuchen, den Ort wirklich wahrzunehmen, um ein realistisches und gleichzeitig zukunftsweisendes Narrativ von dem zu entwickeln, was wir an dem Ort als möglich ansehen und was das Einzigartige und vielleicht auch Eigenartige dieses Ortes ist. Dieses Narrativ des Ortes bringen wir in eine bestimmte Kommunikationsform, damit Menschen, die für diesen Ort passend sein können, sich angesprochen fühlen.
»Wir brauchen Begegnungsorte.«
Viele der Menschen, die wir begleiten, kreieren Gemeinschaftsorte aus einem gesellschaftlichen Ansatz heraus. Sie wollen damit einen Beitrag leisten, weil sie innerlich spüren, dass wir in einer übertriebenen Individualisierung feststecken und es Praxis- und Lernorte für Gemeinschaftlichkeit braucht. Gleichzeitig wird ein Zuhause, eine Heimat für ihre Zukunft geschaffen.
Dabei hat jeder Mensch eine individuelle Geschichte, weshalb er oder sie sich von diesem Ort gerufen fühlt. Wir begleiten die Prozesse, um herauszufinden, was der Ort eigentlich ist und ermöglichen kann. Dabei arbeiten wir mit verschiedenen Methoden wie Archetypen und Storytelling.
e: Kannst du ein konkretes Beispiel für ein gelingendes Gemeinschaftsprojekt geben?
NN: Es gibt ein Projekt in Italien, das Dorf Borgo Batone. Es ist kein Erstwohnsitz, aber dort kommen Menschen aus Europa zusammen, um gemeinsam ein kleines italienisches Dorf mit einem genossenschaftlichen Ansatz wiederzubeleben, die Infrastruktur zu renovieren und Häuser zu restaurieren. Daran sind 80 Mitgliedsparteien mit etwa 250 Menschen beteiligt, die gemeinsam Oliven ernten, den Pizzaofen wieder aufbauen, Baustrategien überlegen, Fördermittel akquirieren. Es ist ein Riesenvorhaben mit einem großen Budget. Diese Zusammenarbeit ist eine Erfolgsgeschichte, weil ein großer Anteil der Menschen sich für den Ort wirklich engagiert, dort investiert hat und mit einem gemeinschaftsbasierten Wirtschaftsmodell die Betriebskosten trägt. Es gibt eine Gruppe, die an der Gemeinschaftsentwicklung arbeitet und überlegt, wie man Beziehungen stärken, ermöglichende Strukturen schaffen und Selbstorganisation unterstützen kann.
Das Projekt läuft seit dreieinhalb Jahren und steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Wir brauchen beträchtliche Summen, um das Dorf zu renovieren.
Es war bisher erfolgreich, weil es Menschen zusammenbringt, die Lust haben, ganz praktisch etwas miteinander zu tun, das einem höheren Zweck dient. Es geht nicht um ein Ferienhäuschen in Italien, sondern darum, gemeinsam eine alte Infrastruktur wiederzubeleben und dabei auch durch die nötigen Konflikte zu gehen.
e: Welche Kompetenzen sind in der Gemeinschaftsbildung für dich besonders wichtig?
NN: Bei Ansätzen wie dem Art of Hosting geht es um ein Bewusstsein dafür, dass wir durch die Sprache, die Haltung und die physische Raumgestaltung mit anderen Menschen soziale Räume gestalten. Dabei ist der Raum selbst wie eine dritte Wirkkraft. Die Weise, wie ein Raum gestaltet ist, hat einen Effekt, es entsteht eine Resonanz, die sich überträgt. In unserer Kultur fehlen Begegnungsorte. Mich treibt die Frage um, wie wir solche Orte neu beleben oder gestalten können.
Ich nehme diese Projekte als einen Lernraum wahr, wie wir Dinge gemeinsam gut umsetzen können, auch gesellschaftlich. Dazu gehört in der Gemeinschaftsbildung auch, dass wir innerliche Abläufe miteinander besprechen. Wenn ich in einem Kreis-Meeting bei einer Entscheidung meine Sichtweise einbringe, dann erforschen wir, ob das eine persönliche Präferenz ist oder ob dabei auch die Gesamtgemeinschaft einbezogen ist. Kann ich für das Gemeinwohl denken oder hänge ich an meiner Meinung fest?
Deshalb gehört zur Gemeinschaftsbildung die Entwicklung von Moderationskompetenz im Sinne einer Conversational Leadership, in der wir durch Gespräche führen. Wie moderiert man ein Meeting, so dass sich alle Leute gehört fühlen, aber auch Entscheidungen getroffen werden können?
In Borgo Batone gibt es zweimal im Jahr Gemeinschaftstage und einmal im Jahr eine Dorfversammlung, bei der in einem integrativen Prozess strategische Entscheidungen getroffen werden.
e: Gibt es Voraussetzungen oder innere Haltungen, mit denen solche Prozesse der Gemeinschaftsbildung unterstützt werden?
NN: Ich kann dann besonders gut mit Menschen arbeiten, wenn wirklich ein Wunsch nach Veränderung vorhanden ist. Beim Thema Konfliktcoaching hat man mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen von Menschen zu tun. Wenn zwei Menschen zum Coaching kommen, sind unterschiedliche Absichten wirksam: Recht haben wollen, es dem anderen mal so richtig zeigen, endlich gehört werden wollen, einen Weg voran finden, die Hoffnung auf Frieden. Noch komplexer wird es, wenn sich viele Menschen in einer Gruppe oder Gemeinschaft zusammenfinden. Aber in jedem Fall ist dieser innere Wunsch nach Veränderung für mich immer ein Anknüpfungspunkt, von dem aus es möglich ist, neue Potenziale im Umgang miteinander zu finden.
Dabei ist es auch so, dass diese Prozesse ihre eigene mystische Weise der Entfaltung, ihr eigenes Timing haben. Oftmals werden die Prozesse der Gemeinschaftsentwicklung und des Coaching vollgeladen mit all unseren Bedürfnissen. Deshalb müssen wir mehr Ruhe entwickeln mit den Prozessen, wie sie sich entfalten.
Author:
Kaa Faensen
Teile diesen Artikel:
Weitere Artikel:
Was wir brauchen, ist schon da
Sarah Tulivu engagierte sich schon in jungen Jahren als freiwillige Helferin in humanitären Projekten. Vom Aktivismus fand sie zur Praxis der Meditation, zu Tai-Chi und Qigong. Wir sprachen mit ihr über die Verbindung des Dienens in der Welt und der inneren Bewusstwerdung.
Für Rafe Kelley, der verschiedene Praktiken der Verkörperung erforscht und vermittelt, ist unser leibliches Sein in der Welt eine vernachlässigte Quelle der Erkenntnis. Was lernen wir, wenn wir uns bewusst bewegen?
Die Aktionen der »Letzten Generation«, die immer wieder kontrovers diskutiert werden, deuten auf ein psychisches Leiden hin, das noch nicht wirklich verstanden wird: Es ist eine Angst vor den Folgen der globalen Erderwärmung, die uns zum Umdenken auffordert.