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Die Metamoderne ermöglicht einen Schritt über die Moderne und Postmoderne hinaus. Brendan Graham Dempsey ist einer der prominenten metamodernen Denker und gleichzeitig ein zutiefst spiritueller Mensch. Welche religiösen Impulse und Praxisformen finden sich in der metamodernen Weltsicht?
evolve: Was ist die metamoderne Spiritualität?
Brendan Graham Dempsey: Der Begriff der Metamoderne bezieht sich auf eine Kategorie des Denkens und des kulturellen Diskurses, die auf die Postmoderne folgt. Die Metamoderne ist durch eine stark dialektische Methode der Reflexion früherer kultureller Epochen und Paradigmen gekennzeichnet. Sie objektiviert, kritisiert und transzendiert sie und bildet dadurch die Fähigkeit aus, zwischen diesen verschiedenen Denkweisen hin und her zu wechseln.
In der Spiritualität suchen wir Wege, uns mit dem Ganzen des Kosmos so zu verbinden, dass wir uns darin zuhause fühlen. Und das gibt uns ein Gefühl von Sinn und Orientierung. In der Kultur wird das Wort Spiritualität oft der Religion gegenübergestellt, um die persönlichen und individuellen Aspekte der Sinnfindung zu betonen.
Traditionelle Formen der Annäherung an Religion waren zutiefst ernsthaft und schlossen jede ironische Selbsterkenntnis über die Grandiosität ihres Anspruchs aus. Das führte oft zu pathologischen Effekten großer Narrative, die alles beherrschen wollten.
Ein metamoderner Ansatz für die Religion muss die potenziellen Formen des Scheiterns der Religion erkennen und sie in seinen Ansatz einbeziehen. Ernsthafte Ironie verschafft uns genügend Distanz, wahrt aber gleichzeitig ausreichende Ernsthaftigkeit, um die Bedeutung der Religion anzuerkennen. Denn in der Religion geht es um eine symphonische, ganzheitliche Harmonisierung der Teile der Gesellschaft zu einem emergenten Ganzen. Und das braucht jede Gesellschaft.
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Die Metamoderne ermöglicht einen Schritt über die Moderne und Postmoderne hinaus. Brendan Graham Dempsey ist einer der prominenten metamodernen Denker und gleichzeitig ein zutiefst spiritueller Mensch. Welche religiösen Impulse und Praxisformen finden sich in der metamodernen Weltsicht?
evolve: Was ist die metamoderne Spiritualität?
Brendan Graham Dempsey: Der Begriff der Metamoderne bezieht sich auf eine Kategorie des Denkens und des kulturellen Diskurses, die auf die Postmoderne folgt. Die Metamoderne ist durch eine stark dialektische Methode der Reflexion früherer kultureller Epochen und Paradigmen gekennzeichnet. Sie objektiviert, kritisiert und transzendiert sie und bildet dadurch die Fähigkeit aus, zwischen diesen verschiedenen Denkweisen hin und her zu wechseln.
In der Spiritualität suchen wir Wege, uns mit dem Ganzen des Kosmos so zu verbinden, dass wir uns darin zuhause fühlen. Und das gibt uns ein Gefühl von Sinn und Orientierung. In der Kultur wird das Wort Spiritualität oft der Religion gegenübergestellt, um die persönlichen und individuellen Aspekte der Sinnfindung zu betonen.
Traditionelle Formen der Annäherung an Religion waren zutiefst ernsthaft und schlossen jede ironische Selbsterkenntnis über die Grandiosität ihres Anspruchs aus. Das führte oft zu pathologischen Effekten großer Narrative, die alles beherrschen wollten.
Ein metamoderner Ansatz für die Religion muss die potenziellen Formen des Scheiterns der Religion erkennen und sie in seinen Ansatz einbeziehen. Ernsthafte Ironie verschafft uns genügend Distanz, wahrt aber gleichzeitig ausreichende Ernsthaftigkeit, um die Bedeutung der Religion anzuerkennen. Denn in der Religion geht es um eine symphonische, ganzheitliche Harmonisierung der Teile der Gesellschaft zu einem emergenten Ganzen. Und das braucht jede Gesellschaft.
Die Religion der Zukunft
e: Welche Art von Transformation durch die Praxis ist erforderlich, um diesen neuen Umgang mit Religion zu verinnerlichen?
BGD: Metamoderne Spiritualität ist ein rekonstruktives Unterfangen. Sie ist eine spirituelle Praxis, die uns dazu einlädt, große Erzählungen und ganzheitliche Sinngebung aus einer sich selbst reflektierenden Haltung heraus neu zu begreifen. Wir sind ernsthaft und aufrichtig bemüht, neue symbolische Formen und mythische Bilder zu schaffen, die wir in echter Ehrfurcht vor der Schönheit und Tiefe der Wirklichkeit verwenden können. Gleichzeitig bewahren wir eine gewisse Distanz zu ihnen, denn sie sind geschaffene Ausdrucksformen unserer schöpferischen Imagination.
»Es gibt etwas jenseits von uns, auf das wir uns zubewegen.«
Diese metamoderne Mythopoesis (oder Mythenschöpfung) ist Teil einer umfassenderen Denkweise über diesen evolutionären Moment in der Geschichte, in dem die Vorstellungen vom Heiligen eine Neugestaltung erfahren. Wir können erkennen, dass solche Bemühungen der Neugestaltung in der Geschichte schon immer im Gange waren, aber jetzt geschieht es in einem Moment, in dem wir uns dessen bewusst sind. Wir können dies als eine Einladung verstehen, uns auf diesen Prozess einzulassen und bewusst daran teilzuhaben und zu versuchen, die Künstler und Poeten Gottes zu sein. So gesehen ist es nicht nur eine Frage der Kunst oder der Vorstellungskraft, sondern eine fast prophetische Aufforderung, die Religion für die Zukunft neu zu entwerfen.
e: Was ist das Wesen dieses Aufrufs?
BGD: Wie alle religiösen Berufungen erfordert er ein Engagement für etwas Höheres als sich selbst. In diesem neuen Moment lädt er auch dazu ein, dass wir uns über das Gewesene hinaus ins Unbekannte bewegen und das Chaos in eine Komplexität verwandeln, die uns helfen kann, unsere Sinnfindung für die Zukunft zu gestalten. Es ist ein Aufruf, Gott, das Heilige und die religiöse Praxis auf eine Weise neu zu denken, die unsere Beziehung zur Wirklichkeit vertieft.
Der Aufruf, die Religion für das 21. Jahrhundert neu zu gestalten, bedeutet, dass wir uns aktiv für eine tiefgreifende kontemplative Praxis, Lernpraxis und transformatorische Praxis einsetzen. Dies ist notwendig, damit wir ein empirisch fundierteres und theoretisch solideres Verständnis der Wirklichkeit als Grundlage für unser religiöses Forschen in der Welt und im Umgang miteinander entwickeln können.
Der Ruf gilt der Welt, der Menschheit, den Aspekten der Existenz, die über unser gegenwärtiges Verständnis hinausgehen und die man das Mysterium nennen kann. Es gibt etwas jenseits von uns, auf das wir uns zubewegen und für das wir unser Bestes geben, um einen zusammenhängenden Rahmen für ein gelingendes Leben, menschliche Entfaltung und die Entfaltung aller Wesen dieser Welt zu schaffen.
Wenn wir uns weiter in dieses Mysterium hineinbewegen, uns öffnen und verwandeln, ruft es uns zu einem transzendenteren, umfassenderen und ganzheitlicheren Ansatz für unser Leben und für die Menschen um uns herum auf. Und man kann die gesamte Geschichte religiöser Konstruktionen, Dekonstruktionen und Rekonstruktionen als einen Lernprozess betrachten, der unsere Entwicklung in diese Richtung unterstützt.
e: Gibt es bestimmte Praktiken, die hilfreich sind, um diesen fruchtbaren Boden in der eigenen Seele zu schaffen, damit man in der Lage ist, sowohl ein Liebender des Lebens als auch zutiefst demütig gegenüber der menschlichen Natur mit ihren nicht so schönen Eigenschaften zu sein?
BGD: Was die Praktiken angeht, möchte ich auf die Idee des Lernens zurückkommen. Kontemplation ist eine Reflexion über die Wirklichkeit, die zu einer immer umfassenderen und integrierten Sichtweise führt, die wiederum zu tieferer Einsicht führt. Auch die Ernsthaftigkeit und die Ironie einer metamodernen Sensibilität entstehen aus dem Lernprozess. Ironische Ernsthaftigkeit entsteht, wenn man den Weg der Entzauberung oder Desillusionierung durch einen dekonstruktiven Prozess erfahren hat.
Wenn man sich dem Sinn auf ironische und ernsthafte Weise nähert, wird man auf die Fehler aufmerksam, die zu Recht kritisiert werden müssen. In traditionellen Denkweisen finden sich große Erzählungen, heilige Geschichten und theologische Visionen, die Menschen begrenzt und geschadet haben.
Der Lernprozess führt dazu, dass diese Weltanschauungen an ihre Grenzen stoßen und unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen. Sie werden dekonstruiert, und aus dieser Dekonstruktion erwächst eine geschärfte Selbsterkenntnis aus einer neuen Position heraus, die es ermöglicht, auf die Zeit zurückzublicken, in der man in diese Weltanschauung eingebettet war, und sie als Objekt der Kritik zu betrachten.
»Wir können es als eine Einladung verstehen, die Poeten Gottes zu sein.«
Die ironische Distanz ergibt sich aus dieser Dekonstruktion, Desillusionierung und Ent-Täuschung. Und das ist notwendig – aber unvollständig. Wir sind aufgerufen, aus den Trümmern unserer Enttäuschung eine ganzheitlichere, vollständigere Sichtweise der Welt zu rekonstruieren, die eine Bestandsaufnahme der Fehler unserer früheren Sichtweise ermöglicht und sie aus unserer neuen Position der reflektierenden Distanz heraus transzendiert.
Ein universeller Lernprozess
e: Welche Praktiken sind in diesem Zusammenhang nützlich? Wie werden wir verfügbar für diese Emergenz, die sich ihren Weg bahnt?
BGD: Wenn man das Lernen als das Herzstück dieser transformatorischen Praktiken versteht, kann man erkennen, wie dies auf allen Ebenen der eigenen Komplexität geschieht. Ich bin eine Person, bestehe also aus all den materiellen, biologischen, neuronalen und symbolischen Aspekten der Komplexität, die sich im Laufe der kosmischen Evolution herausgebildet haben. Alle diese Aspekte meiner Person befinden sich in einem ständigen Lernprozess. Dies bezieht sich auf alle Formen des Lernens und der umfassenderen Sinnfindung. Dazu gehören auch das Lesen und alle Formen, über die wir Zugang zu einem besseren Verständnis der Wirklichkeit, von der wir ein Teil sind, erhalten. Das Lernen in diesem Sinne wird nicht in der Weise als spirituelle Praxis anerkannt, wie es das verdient hätte.
Wichtige individuelle Praxisformen sind Lesen, Dialog und meditative Reflexion, weil wir dadurch ein tieferes Bewusstsein für uns selbst, den anderen und die Welt kultivieren.
Auf der kollektiven Ebene ist Mythopoesis und der Aufbau von Ritualen bedeutsam. In Sky Meadow veranstalten wir Metamodern Spirituality Labs, bei denen Menschen zusammenkommen. Und im Rahmen unserer Zusammenkünfte konstruieren wir ein Ritual, das gemeinsam aus der Gruppe heraus entsteht.
e: Ist das Ritual auch wichtig in Bezug auf die von dir erwähnte Mythopoesis?
BGD: Ja. Es ist ein offener und experimenteller Prozess, bei dem Menschen zusammenkommen und versuchen, gemeinsam etwas zu ko-kreieren, das einen kollektiven Überschuss an Zusammenklang aus der Gruppe heraus hervorbringt. Es ruft eine Art von Transzendenz hervor, die nicht nur durch eine einzelne Person geschaffen wird, sondern ein kollektiv gestaltetes Phänomen ist.
Individualistischer, aber ebenso wichtig ist der alchemistische Aspekt dieses Prozesses, da die historischen Symbole und Bilder der Religionen keine Wirkkraft mehr für unsere heutige Zeit haben. Wir beteiligen uns an einem kreativen Akt, indem wir neue Bilder, Symbole, Rahmen und Möglichkeiten der Interaktion mit dem Heiligen hervorbringen und dabei helfen, diese als Andeutungen von Transzendenz für das Kollektiv zu vermitteln.
Diese verschiedenen Praktiken bilden eine Gestalt, wenn Menschen eine Transformation durchlaufen, indem sie mehr über ihre Wirklichkeit lernen, umfassend lesen und versuchen, die Wissenschaft, die Soziologie und die Psychologie unserer Erfahrungen zu verstehen. Gleichzeitig werden durch Meditation phänomenologische Einsichten gewonnen, und Kontemplation kann die Entwicklung metatheoretischer Modelle unterstützen. Und dann kommen Menschen in kollektiven Gruppen zusammen, um diese Erkenntnisse im wirklichen Leben umzusetzen – und ihnen durch Kunst, Symbole und Performances eine konkrete Form und eine kreative, »farbige« Version zu verleihen. All das beginnt zu einem wahren religiösen Leben in einer fruchtbaren Ökologie der Praktiken zusammenzuwachsen, die die Menschen unter einer heiligen Berufung verbindet.
Dialogischer Pluralismus
e: Du hast gerade deine Ökologie der Praktiken beschrieben. Dabei ist die metamoderne Religiosität kein Mittel, sich von anderen Menschen oder Lebensformen abzugrenzen. Du berücksichtigst die globalen Realitäten unserer Pluralität. Ist die Beziehung zu einem größeren Kontext auch damit verbunden, sich dessen bewusst zu sein?
BGD: Eine Möglichkeit, den Weg der postmodernen Erkenntnis zu verstehen, ist der Pluralismus. Es ist die Erkenntnis, dass jede große Geschichte relativiert werden kann, sobald man sie neben die große Geschichte eines anderen stellt. Es gibt nicht die eine wahre Geschichte und alle anderen sind falsch, wie im Traditionalismus und in der Moderne geglaubt wird, sondern es gibt mehrere große Geschichten, die es zu berücksichtigen gilt. Die Postmoderne bringt uns zu dieser Einsicht, aber sie führt uns nicht über den Relativismus dieser Einsicht hinaus.
»Unsere gemeinsame Geschichte ist der Bau des Tempels, der uns überdauert.«
Wir müssen diese Pluralität in einen übergeordneten Zusammenhang heben, in dem es viele große Geschichten und Traditionen gibt. Wir können eine Perspektive einnehmen, die sie zueinander in Beziehung setzt und in einen Dialog miteinander bringen kann. Wir können diese Geschichten als Teil einer viel umfassenderen Erzählung betrachten, die vielleicht sogar alle diese Geschichten einschließt – so etwas wie ein evolutionäres Erbe, in dem diese Geschichten unabhängig voneinander entstanden sind, um in verschiedenen Gesellschaften ähnliche Aufgaben zu erfüllen.
Von einem evolutionären Standpunkt aus betrachtet, können wir ihre strukturellen Ähnlichkeiten erkennen, so dass wir zu einem metareligiösen Deutungsrahmen gelangen, in dem diese verschiedenen Formen von Religion eine kollektive Ökologie von Praktiken für die Welt darstellen. Dabei betonen wir die Relationalität und nicht den Relativismus. Wir betrachten all diese großen Geschichten als Teil einer großen Geschichte, die wir als planetarische Spezies gemeinsam teilen.
Über sich selbst hinauswachsen
e: Und diese eine große Geschichte ist das Fortschreiten unserer Auseinandersetzung mit dem Leben auf immer bewusstere Weise?
BGD: Ja, diese große Geschichte ist die fortlaufende Entfaltung des Heiligen in der Welt als ein Prozess der Entfaltung und Teilhabe. Durch die kollektiven Bemühungen der Menschen im Laufe der Evolutionsgeschichte hat sich die Beziehung zur Wirklichkeit und zum Geheimnis des Lebens vertieft. Dieser Prozess führt zu einer Ausweitung der Fürsorge, der moralischen Achtung und der emotionalen und seelischen Innerlichkeit. Das ist eine tiefgreifende Vision, die nicht nur ihre eigene Schönheit hat, sondern auch empirisch überzeugend ist.
e: Hast du das Gefühl, dass die Bewegung der Metamoderne durch ein existenzielles Bedürfnis motiviert ist, sich zutiefst mit dem zu verbinden, was wir als heilig erleben?
BGD: Ideen wie das Heilige wären in einem postmodernen Kontext mit einem Seufzer der Banalität angegangen worden. Das hängt mit dem Zynismus, Skeptizismus und der Ironie zusammen, die der dekonstruktive Modus mit sich bringt. Der Schritt aus dem postmodernen Paradigma in eine metamoderne Sensibilität umfasste eine Besinnung auf eine positive Grundhaltung, auf Hoffnung, Ernsthaftigkeit, einen realistischen Optimismus.
Da sich die Menschen zunehmend in einer postmodernen Welt ohne jeden transzendenten Ruf wiederfinden, ist ein Vakuum im kulturellen Leben wie im seelischen Leben des Einzelnen entstanden, auf das wir jetzt eine tiefgreifende Antwort erleben. Leider handelt es sich bei den Reaktionen, die wir in der heutigen Gesellschaft beobachten, häufig um reaktionäre Ansätze.
Einer der potenziellen Werte der Metamoderne besteht darin, dieses Urbedürfnis von einem komplexen Standpunkt aus anzusprechen, der es den Menschen ermöglicht, dies in einen breiteren historischen Kontext einzuordnen und intellektuelle und theoretische Mittel bereitzustellen, um uns dem Heiligen auf gesunde Weise mit der Komplexität nähern zu können, die wir heute brauchen.
e: Und das ist eine andauernde Lebenspraxis. Es erfordert den Drang, engagiert zu leben, sich zu bilden, mit anderen zusammen zu sein und Ideen auszutauschen, zusammenzukommen und zu versuchen, gemeinsam etwas zu tun, was noch nicht getan wurde. Es erfordert die Bereitschaft, über sich selbst hinauszuwachsen.
BGD: Ja, man braucht einen unstillbaren Drang nach einer unendlichen Aufgabe. Bei modernen oder traditionellen Ansätzen ging es mehr um die absolute Wahrheit. Aber wenn man die menschliche Geschichte evolutionär einordnet, erkennt man, dass es sich um ein sich entfaltendes Ereignis handelt, das immer in die Zukunft führt. Man erkennt, dass all das so viel größer ist als man selbst. Und dennoch ist alles, was wir tun können, um zu dieser Entfaltung beizutragen, von großer Bedeutung.
Deshalb verwende ich die Metapher vom Bau der Kathedrale. Es ist ein gewaltiges kollektives Unterfangen, das viele Generationen in Anspruch nehmen wird. In unserem Leben können wir hier und da ein paar Steine hinzuzufügen. Unsere gemeinsame Geschichte als Spezies ist der Bau des Tempels, der uns überdauert, von dem wir aber ein Teil sind. Jedes menschliche Leben als Teilhabe an einem Projekt des Tempelbaus zu begreifen, eröffnet eine tiefe Sinnhaftigkeit.
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