Welten weben

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Interview|Profile
Published On:

April 30, 2024

Featuring:
Catalina Swinburn
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Issue:
Ausgabe 42/2024
|
April 2024
Die Kraft der Rituale
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Wir freuen uns, dass wir diese Ausgabe mit den Arbeiten der Künstlerin Catalina Swinburn gestalten konnten und sprachen mit ihr über das Anliegen ihrer Kunst.

evolve: Wie hast du als Künstlerin deine eigene Ausdrucksform gefunden?

Catalina Swinburn: Ich habe Kunst studiert und dabei alle Prozesse des Malens, Zeichnens und der Bildhauerei durchlaufen. Aber irgendwie war ich immer besonders an dem Räumlichen interessiert, vielleicht weil ich die Tochter eines Architekten bin. Dieser Sinn für den Raum war sehr wichtig, als ich an der Universität sehr früh damit begonnen habe, Installationen zu schaffen. Aber es macht keinen Sinn, über Räume zu verfügen, in denen man nicht sein kann, weil sie sich leer anfühlen. Ich wollte eine Präsenz in diese Räume einbringen, die eine Bedeutung hat. Wenn Menschen eine Installation besuchen, liegt es nicht in meiner Hand, was dort geschieht, wie die Besucher sich verhalten oder was sie tun. Also dachte ich, dass ich die Einzige sein werde, die sich für eine gewisse Zeit in dem Raum aufhält, um ihn mit einer heiligen oder kontemplativen Atmosphäre zu erfüllen und die Aufmerksamkeit der Menschen zu lenken.

Es war für mich ein Ritual, bei dem es nicht nur darum ging, Kunst zu schaffen, sondern den kreativen Prozess erlebbar zu machen und mit den Zuschauenden zu teilen. Denn die Entstehung des Produkts ist manchmal wesentlich interessanter und geheimnisvoller als das Ergebnis selbst.

evolve: Wie bist du zur Technik des Webens gekommen?

Catalina Swinburn: Die Idee, Papier zu weben, kam mir vor neun Jahren aufgrund von zwei Dingen: Erstens wollte ich einen rituellen Umhang aus einem Atlas machen, weil die Performance »The Perfect Boundary« hieß. Darin geht es um die Vermischung von Geografien, um die Idee von Grenzen und Identität. Bei der Suche nach der passenden Arbeitsweise fand ich diese Technik, die ich nicht erfunden, sondern aus sehr alten Quellen übernommen habe. Es ist mehr als Weben, es ist ein Einbetten, weil man ein Teil in ein anderes steckt, wie ein Lego, und dann beginnt alles zusammenzuhängen.

»Kleine Gesten geben dem Raum einen Sinn.«

Ich habe den Umhang gefertigt und die Performance durchgeführt, und dann wusste ich nicht, was ich mit diesem riesigen Stück gewebtem Papier machen sollte. Ich hängte es im Atelier auf und spürte seine Präsenz, es hat eine Kraft. Dann wollte eine meiner Galerien es ausstellen, und damit begann der Prozess, diese Werke für die Performance tragbar zu machen, aber dann auch auszustellen wie archäologische Schätze.

e: Das Weben ist ein intensiver Prozess, mit der Recherche und der Suche nach einem Thema, dem Auffinden der Bücher, dem Ausschneiden der Seiten, dem Zusammenweben und dann der Arbeit mit dem fertigen Stück in einem Raum. Wie erlebst du diesen Prozess?

CS: Die Arbeit ist sehr körperlich, denn Weben ist etwas, das man mit dem ganzen Körper macht. Ich übe viel Yoga und Meditation, und das Weben ist für mich meditativ. Ich webe im Bus oder in meinem Haus. Bei großen Arbeiten mit den Leuten im Atelier webt jeder einen Teil und wir treffen uns am nächsten Tag wieder und sehen, wie es sich entwickelt.

Zugleich ist die Forschung sehr intellektuell. Mein Atelier ist wie ein Labor. Es ist wie ein Mini-Tempel, in dem alles organisiert werden muss und in dem man produktiv sein und denken kann. Wir haben viele Stücke herumliegen und berechnen die Farbe und die Schnitte. In meinem Team arbeiten wir an mehreren Werken gleichzeitig, so dass alle Prozesse miteinander verwoben sind.

Author:
Mike Kauschke
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