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»Afrika hat unglaublich viel Potenzial«, davon sind Neville Mchina und seine afrikanischen Mitstudenten an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve überzeugt. Sie haben sich zusammengetan und »Rise Together for Africa« gegründet, um junge Afrikaner, die in Europa studieren, zu inspirieren, die Zukunft ihres Kontinents zu gestalten. Wir sprachen mit Neville Mchina über ihre Vision.
evolve: Wie begann euer Projekt »Rise Together for Africa«?
Neville Mchina: Eines Tages rief mich eine Freundin und Mitstudentin an und sagte: »Ich möchte eine Veranstaltung für afrikanische Studenten planen.« Für mich war sofort klar: Es konnte nicht nur eine einmalige Veranstaltung sein, es sollte eine echte, nachhaltige Wirkung entfalten. Der Schlüssel war, die Unterentwicklung Afrikas nicht als ein Problem zu sehen, das zur Abwanderung intelligenter Fachkräfte geführt hat, sondern als Möglichkeit, um die Lage der Menschen von unten her zu verbessern. Mit dieser Intention bildeten wir ein Team von fünf Studenten und organisierten den ersten Internationalen Afrika-Tag und gründeten »Rise Together for Africa«.
e: Was ist euer Anliegen und wie setzt ihr es um?
NM: Unser Ziel ist es, junge Afrikaner zu ermutigen, zukünftige Führungskräfte zu werden. Wir haben an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve, wo ich auch studiere, zwei Afrika-Tage, mehrere Workshops und Leadership-Seminare organisiert. Wir haben zudem Diskussionsforen veranstaltet unter dem Motto »Free the Mental Slave«, wobei wir die Nebeneffekte der Kolonialisierung auf die Mentalität und innere Haltung der Menschen in Afrika untersucht haben, und wie wir diese Haltungen verändern können, um zu einem nachhaltigen und friedlichen Afrika beizutragen. Und in diesem Jahr planen wir eine »Vision Africa Conference«, bei der europäische und afrikanische Unternehmen aus verschiedenen Bereichen und Studenten aus Afrika, die in Deutschland studieren, miteinander vernetzt werden sollen. Zudem wollen wir unsere Arbeit auch an anderen Universitäten etablieren.
Mit all diesen Aktivitäten wollen wir das Vorurteil des rückständigen Afrikas widerlegen. In Afrika wurden komplexe Strukturen aufgebaut, wie das Reich »Groß-Simbabwe«, das seine Blütezeit vom 11. bis ins 15. Jahrhundert hatte. Während der Kolonialisierung regierten andere Nationen unser Land und bestimmten Wirtschaft, Bildung und jeden Sektor des Lebens. Obschon wir unsere Unabhängigkeit erkämpften, konnten die Menschen das Land nicht selbst regieren. Sie hatten keine Erfahrung und auch keine Vorbilder. Machtvolle Militärs beherrschten das Land, und sie hatten nicht die Voraussetzungen für solch eine Aufgabe.
Afrika muss noch wachsen. Wir müssen alle Stufen des Lebens durchlaufen; Europa ging auch durch diese Entwicklungsstufen. Wenn man im Westen auf die Länder südlich der Sahara blickt, dann denkt man oft: Sie wissen nicht, wie sie vorankommen können, wir müssen ihnen Bildung zukommen lassen. Entwicklungsarbeit ist immer noch sehr oft so strukturiert. Sie ignoriert die gesunden Aspekte für bestimmte Entwicklungsphasen und glaubt, aufgeschlossen und progressiv zu sein. Selbst korrupte Politiker in Afrika sind eine Gelegenheit für gewöhnliche Menschen, um zu erkennen: Das ist nicht die Regierungsform, die wir wollen. Und diese Menschen sind es, die sich für die Demokratie einsetzen. Interventionen von außen sind letztlich nicht erfolgreich. Wenn junge Afrikaner, die im Westen studieren, die Universität mit ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung verlassen, können sie in ihre Heimatländer zurückkehren und dort die Lebensbedingungen vieler Menschen verändern, wie es in einem Zitat beschrieben wird: »Wenn deine Rose stirbt, gib ihr Wasser und dünge den Boden.« Das bedeutet, dass man nicht versucht, die Menschen zu belehren oder zu verbessern, sondern die Voraussetzungen zu verändern. Das ist unser Ziel.
e: Was bedeutet es für dich, »wirksam« zu sein?
NM: Für mich ist Wirkung keine Frage der Größe, sondern eine Frage der Strategie. Es geht nicht darum, wie mächtig du bist, sondern der entscheidende Faktor ist, wie du die Dinge angehst. Die wichtigste Quelle, die wir haben, sind die einfachen Menschen, deren Geist wir inspirieren und stärken können. Es geht nicht nur darum, Geld zu geben, sondern um das, was wir jetzt schon konkret tun können. Das ist die Art der Leadership, die wir in »Rise Together for Africa« inspirieren wollen. Es geht nicht um Politiker oder Multimilliardäre. Entscheidend ist: Hast du eine Einflusssphäre, seien es Bekannte, Freunde, Kollegen oder Studenten? Was kannst du tun, damit der Ort, wo du bist, besser wird. Das ist Leadership durch Handeln.
e: Kannst du etwas mehr darüber sagen, was Leadership für dich bedeutet?
NM: Wir neigen oft dazu, bei Leadership an Manager und Unternehmer zu denken, die in Top-Down-Strukturen organisiert sind. Aber für mich bedeutet Leadership, ob es Menschen gibt, die wir beeinflussen, wenn wir den Mund aufmachen oder etwas tun. Schaut dir jemand zu? Gibt es jemanden, der dir zuhört? Wenn dem so ist, hast du die Macht und die Gabe, andere zu beeinflussen. Leadership bedeutet nicht, dass man an der Spitze stehen muss, sondern dass man gewillt ist, ganz unten zu stehen. Großartige Führungskräfte verzichten auf alles, was sie erreicht haben, und sind ganz Mensch. Erst dann ist man in der Lage zu führen. Wenn du nicht mit den einfachen Menschen sprechen kannst, dann kannst du nicht führen.
e: Aus welchen inneren Quellen schöpfst du selbst in deiner Arbeit?
NM: Aufgewachsen in einer religiösen Familie, habe ich viel über die Bibel gelernt und wie man sich mit Gott verbindet. Jesus hat mich immer fasziniert. Egal, ob man an ihn als Sohn Gottes glaubt, er wanderte drei Jahre mit 12 Leuten umher und predigte. 2000 Jahre später nennen sich 2,5 Milliarden Menschen Christen. Er hatte auf lange Sicht eine große Wirkung. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht so wichtig ist, wie groß eine Organisation oder ein Projekt ist, sondern mit welcher Absicht und Strategie du vorgehst.
e: Kannst du noch etwas mehr über deinen Entwicklungsweg sagen?
NM: Ich brauchte eine Weile, um zu finden, was ich im Leben tun wollte. In der Highschool zog ich Naturwissenschaften vor, weil ich in Mathematik, Physik und Biologie gute Noten hatte. Aber es stellte mich nicht wirklich zufrieden, deshalb studierte ich Jura, weil ich gerne debattiere. Nach ein paar Gerichtsfällen und einem Praktikum erkannte ich, dass Justiz nicht das war, was ich tun sollte. In mir war seit jungen Jahren eine Leidenschaft für Politik und Entwicklungsarbeit in Afrika. Ich komme aus Simbabwe, das immer gut von der Landwirtschaft leben konnte, aber aufgrund bestimmter politischer Entscheidungen brach sie zusammen. Ich will ein Politiker sein, der mehr als nur die Politik kennt. Deshalb entschloss ich mich, nach Deutschland zu gehen, um Agrarwirtschaft zu studieren.
e: Was ist dein Traum für Afrika?
NM: In Afrika werden 69 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe von Kleinbauern geführt. Wir sollten sie finanziell stärken und unterstützen, damit sie sich für Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität und ökologische Harmonie einsetzen. Deshalb will ich zurück nach Afrika und mich für diese Kleinbauern einsetzen. Ich bin dankbar, das bei EOSTA tun zu können, einem niederländischen Großhändler für biologische Früchte und Gemüse, für den ich arbeite.
In Kenia kooperieren wir mit drei Unternehmen, die mit insgesamt rund 25 000 Kleinbauern zusammenarbeiten, die Avocados anbauen. Als ich diese Bauern besuchte, sagten sie: »Danke, dass ihr unsere Avocados kauft.« Ich erinnere mich noch an diesen einen Mann, der sagte: »Weißt du, ich habe meine Avocadobäume seit 1975, aber dies ist das erste Mal, dass ich einen guten Preis für meine Avocados bekomme. Ich bin wirklich dankbar dafür.« Manchmal verlieren wir uns im täglichen Geschäft und denken, wir sollten mehr leisten. Ich merke jedoch immer wieder, dass wir schon eine beachtliche Veränderung erreicht haben. Solche kooperativen Systeme möchte ich aufbauen helfen. Meine Arbeit wird durch die Freude und die Menschen, die ich positiv beeinflussen kann, belohnt – das ist das Wichtigste.
Author:
Adrian Wagner
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