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Im Zentrum Ecodharma in den Pyrenäen werden Aktivismus, innere Bewusstheit und Naturbegegnung verbunden, um engagierten Menschen eine innere Verwurzelung zu eröffnen. Über die tieferen Quellen der Resilienz in der Begegnung mit der Natur sprachen wir mit Rupert Marques, der bei Ecodharma Kurse in der Wildnis leitet.
evolve: Was bildet den Kern der Arbeit des Ecodharma-Centers?
Rupert Marques: Im Kern steht die Notwendigkeit, innere oder kontemplative Arbeit mit äußerem Engagement zu verbinden. Das Herz des Zentrums bildet eine Gruppe von Menschen, die zusammenleben und daran arbeiten, diese Verbindung von innerer und äußerer Arbeit zum Ausdruck zu bringen. Unser inneres Leben wird durch regelmäßige Zeiten der Stille und gemeinsame Meditation unterstützt, und unsere äußere Arbeit besteht darin, für Aktivisten und Menschen, die an der Veränderung unserer Kultur arbeiten, eine Reihe unterschiedlicher Kurse anzubieten. Dabei kann es um die Verbindung mit der natürlichen Welt gehen oder darum, die Natur unseres eigenen Verstandes durch Meditation oder kontemplative Praxis besser zu verstehen. Es gibt Kurse, die auf die Vernetzung mit anderen NGOs ausgerichtet sind und darauf, sich über die besten Arbeitsweisen auszutauschen; in anderen geht es um Konfliktarbeit, die Erforschung von Machtdynamiken oder um strategische Wege zum Erreichen von Zielen.
e: Basiert eure Arbeit auf speziellen spirituellen Traditionen?
RM: Unser Zentrum heißt Ecodharma, da wir alle vom Buddhismus inspiriert sind, aber nicht alle von uns würden sich als Buddhisten bezeichnen. Wenn ich kontemplative Praxis unterrichte, dann lehre ich das nicht als eine buddhistische Tradition, sonders als eine ganz natürliche menschliche Fähigkeit, mit der wir die Natur unseres eigenen Verstandes und unseres Herzens verstehen, mit der wir unsere Achtsamkeit fördern und Freiheit finden können. Wenn ich mein eigenes Leben betrachte, sehe ich, dass ein großer Teil meines Leidens dadurch entsteht, dass ich meinen eigenen Verstand, mein eigenes Denken nicht verstehe. Aktivisten oder Menschen, die sich für das Leben engagieren, haben oft mit dem Gefühl des Überwältigtseins zu kämpfen, daher ist es äußerst wichtig, wie wir uns innerlich stärken.
e: Wie nährt ihr die enge Verbindung mit der Natur bei den Menschen, die zu Ecodharma kommen?
RM: In meiner Arbeit unterstütze ich Menschen darin, eine tief empfundene, kontinuierliche Beziehung zur Welt der Natur zu entwickeln und so durch Erfahrung zu wissen, dass wir zu ihr gehören. Es gibt viele Wege, in diese Verbundenheit einzuladen, wie Meditationskurse in der Natur, Übergangsriten in der Wildnis, Resilienzarbeit in der Natur oder ausgedehnte Reisen durch die Wildnis. Diese Programme basieren auf einer verkörperten Öko-Psychologie: Das Land wird zum Spiegel, zum Lehrer, zum Gefährten, zur Zuflucht, und letztendlich begegnen wir ihm als der tieferen Quelle unserer Zugehörigkeit und Identität. In der öko-psychologischen Praxis wird die Arbeit an innerer Einsicht und am Verständnis für das eigene individuelle Leben durch die Welt der Natur unterstützt, die in diesem Prozess als Spiegel und Führer wirkt.
e: Wie kann das Land ein Spiegel der Psyche oder der inneren Prozesse sein? Worin besteht die Wechselwirkung zwischen der Seele und der natürlichen Welt?
RM: Die Menschen kommen mit unterschiedlichen Herausforderungen oder bestimmten Anliegen zu uns, mit denen sie in ihrem Leben konfrontiert werden. Wir können sie dazu einladen, damit mit uns in die Natur zu gehen und diese Anliegen und Herausforderungen durch den Spiegel der Wildnis zu erforschen. Die Natur kann uns ein sehr klarer Lehrer sein, wenn wir dieses größere Feld der Intelligenz betreten und annehmen. Dieser Ansatz unterscheidet sich sehr davon zu versuchen, Themen durch rationales, lineares Denken in unserem Verstand zu lösen. Während des größten Teils der Menschheitsgeschichte war diese mehr-als-menschliche Welt eine Quelle des Verstehens, der Intelligenz und der Gemeinschaft, mit der wir uns verbinden konnten. Sie bietet uns das noch immer, wartet noch immer darauf, dass wir hinausgehen, uns mit ihr bekanntmachen und uns so daran erinnern, dass wir Teil einer größeren lebendigen Welt sind.
e: Wo siehst du bei dieser sehr persönlichen Arbeit die Verbindung zum größeren Kontext unserer globalen Situation?
RM: Jede individuelle Arbeit oder Geschichte wird bei Ecodharma im Kontext unserer Zeit gesehen. Ecodharma unterstützt Menschen dabei, Resilienz zu finden und eine größere Fähigkeit zu entwickeln, sich wirkungsvoll zu engagieren. Als Einzelne spüren wir die Sehnsucht, unser Leben als Geschenk zu geben. Angesichts der Unzahl von Herausforderungen, die vor uns liegen, können wir uns leicht überwältigt fühlen oder das Gefühl haben, dass unser Beitrag nicht ausreicht. Uns geht es darum, dass Menschen erkennen, der Beitrag jedes Einzelnen für die kollektive Bewegung hin zu einer das Leben fördernden Kultur ist wesentlich. Jedes Leben hat etwas Wichtiges beizutragen – das kann die Art und Weise sein, wie du dein Kind aufwachsen lässt, oder deine Arbeit für soziale Gleichheit und Gerechtigkeit, oder der Einsatz für die Gesundheit eines Ökosystems. Es gibt so viele Arten zu dienen und einen Beitrag zu leisten, und jeder von uns hat einen Platz, jeder von uns ist wichtig.
Das Land wird zum Spiegel, zum Lehrer, zum Gefährten, zur Zuflucht.
Eine der Herausforderungen, denen wir begegnen, wenn wir unsere heutige Zeit bewusst wahrnehmen, besteht darin, für das Leiden dieser Welt offen zu sein, ohne sich davon überwältigen zu lassen. Burnout – sich überwältigt fühlen von dem enormen Ausmaß der vor uns liegenden Herausforderungen – ist eine Erscheinung, die häufig auftritt, wenn wir uns für das Leben einsetzen. Diese Fürsorge gilt es auszubalancieren durch eine Verwurzelung, die wir erfahren, wenn wir unsere tiefe Verbindung und unsere Zugehörigkeit zu einem größeren Netz des Lebens verstehen und erkennen, dass wir Teil von etwas sind, das viel größer ist als unser kleines Selbst. Eine Tiefe der Verbundenheit mit der Natur und die Solidarität in der Gemeinschaft können dieses gefühlte Verstehen stärken. Es gilt zu erkennen, dass wir hier alle gemeinsam sind und dass unser eigenes Leben im Grunde nicht von der Schöpfung getrennt ist – hierin liegt die tiefere Quelle unserer Resilienz und unserer Identität.
Unsere Öffnung für das Leiden dieses Lebens muss ausbalanciert werden, indem wir uns selbst nähren, indem wir uns für die Kostbarkeit und Schönheit dieses flüchtigen Lebens öffnen. Das ist nicht nebensächlich, sondern eine wichtige Quelle für Resilienz, die es uns ermöglicht, das Leiden des Lebens zu berühren und bereit zu sein, mehr darauf zu antworten. Wir arbeiten viel mit Aktivisten und bei ihnen ist das Gefühl des Burnouts, der Macht- und Hoffnungslosigkeit allgegenwärtig. Durch die innere kontemplative Arbeit und die vertiefte Verbindung mit dem Land können wir uns auf etwas beziehen, das größer ist als unsere individuelle Geschichte.
Wir wertschätzen unsere Individualität und die besonderen Gaben, die wir mitbringen, doch wir ruhen auch in etwas Größerem. Und das ist für mich wirklich das Herz unserer Arbeit, bei der sich die innere spirituelle Arbeit mit der äußeren Arbeit des Engagements verbindet.
Author:
Lisa Baumann
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