»Project Beauty« erforscht die Wahrnehmung von Schönheit
Schönheit fasziniert uns. Naturliebhaber, Künstler, Kreative oder Priester – viele Menschen fühlen sich von ihr angezogen. Wir lieben es, über Schönheit zu sprechen. Meine eigene Faszination, mich tiefer mit Schönheit zu beschäftigen, damit, was sie ausmacht und wie sie auf uns wirkt, wurde in einem Urlaub auf der griechischen Insel Kreta auf neue Weise geweckt. Ich kam damals gerade zurück von einem Fotoshooting auf den Seychellen für eine Bikinimarke, für die ich zu dieser Zeit arbeitete. Ich hatte ein Buch mitgenommen, dessen Titel mir interessant vorkam: »Beauty, the invisible embrace«, geschrieben vom irischen Dichter und Philosophen John O’Donohue. Es stellte sich heraus, dass dieses Buch das Schönste war, das ich jemals zum Thema Schönheit gelesen hatte: Nur die Worte dieses Schreibers reichten aus, um Bilder der vielfältigsten Formen von Schönheit aufzurufen.
Dort in Agia Roumeli, auf einem Stuhl im Schatten am Rande des Strandes, mit einer Tasse Kaffee und dem Buch von O’Donohue, stellte ich mir die Frage, ob die Schönheitsdimensionen dieses irischen Poeten Widerklang finden in einer Welt, in der das Wort »Schönheit« immer häufiger mit Nagel-Studios assoziiert wird. Mit einem respektablen Werdegang innerhalb der Kommunikationsforschung im Rücken und einem faszinierenden Ausflug in die Modewelt, der mir noch frisch in Erinnerung war, entstand an diesem Frühlingsmorgen der Raum für eine neue Idee: das Project Beauty.
Schönheit ist ein sehr breites Konzept. Es beschäftigt sich mit Gott und der Welt. Mit Allem und mit Nichts. Vielleicht bleibt es darum auch immer ein wenig undeutlich. Denn was bleibt von Bedeutung, wenn jeder etwas anderes meinen könnte? Doch ist Schönheit trotzdem kein nutzloses Wort. Es weigert sich auszusterben. Und vielleicht ist es gerade deshalb Zeit für eine Bestandsaufnahme. Genau das ist das Anliegen von Project Beauty.
Schönheit wird die Welt retten
Mittelpunkt des Project Beauty ist ein internationales Forschungsprojekt über die Wahrnehmung von Schönheit. Die Studie hat einen explorativen Charakter. Dies bedeutet, dass die Teilnehmer keine deutliche Definition von Schönheit bekamen, sondern selber ausdrücken durften, was sie unter Schönheit verstehen. Die Fragen wurden innerhalb einer Online-Fragenliste gestellt, die sich aus mehr als dreißig sowohl geschlossenen als auch offenen Fragen zusammensetzt. Darüber hinaus wurden die Teilnehmer gebeten, ihre Sicht von Schönheit mit einem Bild oder einem Musikstück zu veranschaulichen.
Bisher wurde die Umfrage auf repräsentativer Basis in fünf Ländern durchgeführt: Deutschland, Österreich, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und Irland. In Deutschland ist Schönheit für viele sehr präsent. Jeder Dritte findet, er habe ein Leben, dem es nicht an Schönheit fehle. Gut die Hälfte allerdings findet, es könnte doch ein bisschen mehr Schönheit vertragen. Was der Einzelne als besonders schön empfindet, kann dabei sehr unterschiedlich sein. Für viele Menschen hat Schönheit etwas zutiefst Menschliches – jeder dritte Deutsche verbindet sie mit Menschen mit gutem Charakter, jeder sechste mit Attraktivität. Aber auch Wissen, Sport, Erotik, Genuss, Musik oder Stille rufen in vielen Menschen die Schönheit wach.
An der Umfrage zum Project Beauty haben in Deutschland bisher 1 000 Menschen teilgenommen, auf der Basis der Antworten ist das E-Book »Auf der Suche nach Schönheit« entstanden, in dem man selbst den Fragen zur Schönheit nachgehen kann. Zudem gibt es die Möglichkeit, sein eigenes E-Book zur Schönheit zu kreieren. In einem nächsten Schritt soll die Umfrage in Frankreich und auch in den USA durchgeführt werden, um die weltweiten Ansichten zur Schönheit zu ergänzen. In einer Zeit so vieler Spannungen und Konflikte kann die Besinnung auf das Empfinden für das Schöne, das uns verbindet, vielleicht dazu beitragen, Brücken zu bauen.