Sichtbar gemachte Energie
Diese Ausgabe von evolve konnten wir mit Arbeiten von Eva Dahn-Rubin gestalten. Wir sprachen mit ihr über die Beweggründe ihrer Kunst.
July 16, 2020
Als Schülerin von Joseph Beuys beschäftigt sich Shelley Sacks seit vielen Jahren mit den Prozessen der Sozialen Plastik. In dieser Kunst in Feldern der Begegnung spürt sie auch der Frage nach, was die ästhetische Wahrnehmung für unsere Beziehung zur Welt bedeutet. Wir sprachen mit ihr über Stimmigkeit und poetisches Denken.
evolve: Ich möchte dich als Sozialkünstlerin ansprechen. Aus dieser Perspektive betrachtet geht es in deiner Arbeit nicht nur um ein kognitives Verständnis von systemischen und sozialen Beziehungen, sondern auch um die ästhetische Dimension unserer menschlichen Existenz. Würdest du sagen, dass in deiner Arbeit die Schönheit ein Leitprinzip ist?
Shelley Sacks: Ja, obwohl ich das normalerweise nicht so ausdrücken würde. Schönheit ist ein sehr umfassendes und komplexes Thema. Und für die Schönheit gibt es viele verschiedene Verständnisansätze und Definitionen. Das englische Wort beauty, aus dem Französischen abgeleitet, bezieht sich auf das Gute. Das deutsche Wort Schönheit benennt, wie etwas (er-)scheint. Für mich hat Schönheit auch mit »Wahrhaftigkeit« zu tun – mit der Idee, dass etwas stimmt oder nicht stimmt. Hierüber hat Joseph Beuys sehr oft gesprochen. Das war eines seiner Kriterien dafür, wie man Formen in der Welt betrachtet – auch soziale Formen und Situationen: Stimmt es oder stimmt es nicht?
Natürlich könnte man direkt einwenden, dass das ein sehr subjektives Kriterium ist. Denn auf welche Basis stützen wir uns, wenn wir sagen, dass etwas stimmt oder nicht stimmt?
Viele phänomenologische Philosophen von Goethe bis Husserl haben Ansätze für Erkenntnisweisen über das, was stimmt, entwickelt, die nicht nur rational waren. Goethe beispielsweise sprach von einer »exakten sinnlichen Fantasie«, um einen alternativen Erkenntnisprozess zu beschreiben, der nah an den Phänomenen bleibt und wahrnimmt, was tatsächlich geschieht – eine Sichtweise, bei der sich Subjekt und Objekt miteinander verbinden. Diese imaginativ-kognitive Handlungsweise beinhaltet auch die Entwicklung dessen, was Goethe »neue Wahrnehmungsorgane« nannte.
Das führt uns direkt zu der Frage: Was für Wahrnehmungsorgane brauchen wir, um diese Stimmigkeit zu betrachten? Und welche individuellen und kollektiven Wahrnehmungsvorgänge sind notwendig, um zu erforschen, was in der sozialen Welt stimmt oder nicht stimmt?
e: Das Wort »stimmt« weist auf die Wahrhaftigkeit von etwas hin, das »stimmig« ist. Es gibt zwei Möglichkeiten, dieses Wort zu verwenden: »Das stimmt« hat eine eher logische Konnotation, während »stimmig« die musikalische Resonanz berührt.
ShS: Ja, das Wort Stimmigkeit verbindet die Wahrhaftigkeit mit dem Eingestimmtsein auf etwas.
e: Wenn man sagt, etwas stimmt nicht, auch wenn man gar nicht weiß, was nicht stimmt, hat man ein intuitives Gespür dafür, dass etwas falsch ist. Wenn man sagt, etwas ist unstimmig, benennt man damit – angelehnt an den musikalischen Hintergrund – eine Dissonanz oder eine Resonanz, die etwas über die Richtigkeit der Dinge aussagt. Aber in unserem Verständnis von Resonanz, Schönheit und Stimmigkeit steckt auch noch etwas Weiteres, eine Form der Intelligenz, mit der du als Sozialkünstlerin zu arbeiten scheinst.
ShS: Ja, und hier geht es um mehr als die Fähigkeit, Dissonanz und Resonanz wahrzunehmen. Die Intelligenz, die du ansprichst, wohnt uns nicht einfach inne. In gewissem Maße besitzen wir sie natürlich, genauso wie die Fähigkeit, Resonanz und Dissonanz zu empfinden, was man vielleicht als einen Sinn für Schönheit bezeichnen könnte. Aber die Schwierigkeit mit uns Menschen besteht darin, dass wir in die Freiheit gefallen sind. Im Gegensatz zu allen anderen Lebewesen, die sich nach einem schöpferischen Plan entfalten, sind wir die einzigen Geschöpfe mit der Freiheit, Entscheidungen zu treffen und Ideen zu entwickeln, die nicht durch den Instinkt stimmig bleiben. Menschen können sich radikal aus Verbindungen abtrennen.
In diesem Sinne ist die menschliche Lebensreise auch ein Weg, auf dem wir allmählich unsere natürliche Einstimmungsfähigkeit verlieren. Was wir aus dem Fall in die Freiheit gewinnen, katapultiert uns über den selbstregulierenden Instinkt hinaus. Und so stehen unsere freien Wahlmöglichkeiten und getroffenen Entscheidungen nicht unbedingt im Einklang mit anderen Menschen, anderen Lebensformen und der natürlichen Ordnung der Dinge. Die Natur ist immer schön. Es gibt keine un-schöne Natur. Menschen hingegen entwickeln oft unschöne Ideen, verhalten sich auf unschöne Weise und errichten unschöne Bauwerke.
Das ist eines der Leitbilder der Universität der Bäume – des Social Sculpture Lab University of the Trees. Während sich eine Eiche zu einer Eiche entwickelt und ein Wal zu einem Wal, muss sich der Mensch selbst formen. Und um dazu in der Lage zu sein, müssen wir die Konsequenzen unseres Denkens und Handelns mit unserer Vorstellungskraft verinnerlichen, erkennen und reflektieren können.
Während uns der Sinn für Schönheit einerseits sicherlich eine Orientierung dafür bietet, kann es andererseits problematisch sein, wenn wir die Resonanz und den Einklang aus der nicht-menschlichen Welt einfach in die menschliche Welt übertragen, z. B. auf das Seelenleben oder die Musik, wo Dissonanzen durchaus sehr fruchtbar sein können. Das ist auch einer der Gründe dafür, warum eine Unterscheidung zwischen der Schönheit der Naturformen, die keine Fehler machen, und der Schönheit auf menschlicher Ebene so wichtig ist. Schönheit und Hässlichkeit sind in der Welt, die das Menschliche übersteigt, nicht relevant. Dort ist alles stimmig. Nichts wird dort durch Ego-Bestreben oder Bedürfnisse verzerrt, die sich von der Ganzheit abgetrennt haben. Nichts verliert seine Beziehung zum größeren Zusammenhang. Nur menschliche Vorstellungen und Handlungen – aus dem Reich der Freiheit – verursachen unnötiges Leiden. Und vielleicht ist eine Stimmigkeit, die aus dem Menschlichen entsteht, gerade deshalb so außerordentlich schön.
Deshalb bevorzuge ich auch eher Begriffe wie die ästhetische Dimension als die Schönheit und spreche auch eher davon, verbindend-ästhetische statt schöne Prozesse zu entwickeln. Mit dem Ästhetischen meine ich alles, was belebt ist, im Gegensatz zum Unästhetischen, das Aspekte der Lebenswelt und der Gesellschaft abtötet.
Deshalb bin ich an ästhetischen Haltungen, Methoden, Strategien und Fähigkeiten interessiert. Der Dialog und das Denken sind ästhetische Praktiken, wenn sie verbindende Wahrnehmungen und Vorstellungen fördern.
e: Der Fall in die Freiheit schließt die Fähigkeit zur Trennung, zur Abstraktion und zum numerischen Denken ein. Die moderne Wissenschaft hat es uns erlaubt, uns auf eine ganz andere Weise auf die Welt zu beziehen. Sie schuf etwas, das in sich selbst die Struktur einer Maschine birgt. Novalis, der deutsche Dichterphilosoph der Romantik, reagierte darauf mit dem Postulat, dass wir eine Poetisierung der Wissenschaft brauchen. Damit wollte er die Wissenschaft keinesfalls kleinreden. Unseren kognitiven Fähigkeiten und der Wissenschaft kommt eine große Bedeutung zu. Aber die Poetisierung der Wissenschaft kann die abstrakte Welt wieder mit etwas verbinden, was nur die Poesie kann: Sie bringt uns Harmonie, Schönheit, Dissonanz und Resonanz nahe.
Wenn wir beispielsweise über die Kernenergie reden, können wir rationale Argumente gegen sie vorbringen. Aber darüber hinaus gibt es auch so etwas wie eine ästhetische, eine poetische Reaktion auf diese Technik, die benennt, dass damit etwas aus seiner Beziehung zur Welt gerissen wird. Die rein technologische Perspektive berücksichtigt hingegen diese Wirklichkeiten der Verbundenheit überhaupt nicht.
ShS: Ja, das stimmt. Viele Schrecken der Welt sind dadurch entstanden, dass wir Menschen die Freiheit haben, etwas zu erschaffen, zu denken, zu entscheiden, uns vorzustellen und zu entwerfen, das nicht zwangsläufig verbindend ist. Das Gefühl der Bezogenheit in der menschlichen Welt ist nicht einfach eine Gegebenheit; es muss durch Formen des verbindenden, poetischen Bewusstseins und einer entsprechenden Praxis entwickelt werden. Und zu dieser verbindenden Praxis gehört es, zu sehen, was wir sehen, und zu sehen, wie wir denken. Erst wenn wir uns der Brille, durch die wir das Leben betrachten, bewusst werden, können wir auch damit beginnen, unsere unbewussten Annahmen wahrzunehmen. Denn solange unsere Vermutungen, unsere Voreingenommenheiten und unsere Vorurteile unsichtbar und unbewusst bleiben, schränken sie die Fähigkeit des Einzelnen und der Gesellschaft ein, Un-Verbundenheit zu erkennen und unnötiges Leiden wahrzunehmen.
e: Wenn unser Sinn für Poesie, für das Schöne und für diese ästhetische Erfahrungsform durch die Logik übertönt wird, entgeht uns vielleicht diese Dimension und wir suchen nur nach technisch-wissenschaftlichen Antworten.
ShS: Ja, wenn es ausschließlich bei den logisch und technologisch geprägten Haltungen bleibt, entfernen wir uns von bestimmten Wirklichkeiten. Dann verlieren wir die Maßstäbe für Stimmigkeit im Menschlichen und erkennen nicht mehr die Un-Stimmigkeit in der Art und Weise, wie sich unsere menschengemachte Schöpfung – die Technosphäre – von allen anderen Sphären – der Humanosphäre, der Biosphäre, der Atmosphäre – abgekoppelt hat und diese sogar untergräbt. Für bestimmte Bereiche ist die Logik wesentlich. Aber sie scheint bei weitem nicht das beste Instrument zu sein, wenn es darum geht, Verbundenheit und Getrenntheit wahrzunehmen. Zumindest nicht, um uns das unnötige und oft extreme Leid spüren zu lassen, das durch die vielen Erscheinungsformen von Verrückung, Verstörung und Ungerechtigkeit verursacht wird.
WENN UNSERE VORSTELLUNGSKRAFT NICHT IM GRÖSSEREN KONTEXT VERWURZELT IST, KÖNNEN WIR LEICHT ZU OPFERN UNSERER EIGENEN SCHÖPFUNGEN WERDEN.
e: Von deinem Lehrer Joseph Beuys stammt der berühmte Ausspruch »Jeder Mensch ist ein Künstler«, der im Wesentlichen als Aufruf an uns Menschen zu verstehen ist, unsere künstlerischen Fähigkeiten dafür einzusetzen, eine Gesellschaft zu schaffen, die diese Dimension von Schönheit nicht außen vor lässt.
ShS: Beuys hat wesentlich öfter von der Stimmigkeit durch phänomenologische Bewusstheit als von Schönheit gesprochen. Allerdings sprach er auch über die Notwendigkeit der Verzauberung: eine Verzauberung, welche die Universitäten – eine Welt mit einseitiger Betonung von logischen Argumentationen und Informationen – erobern sollte. Auch ich selbst lege mehr Gewicht auf die Rolle der Vorstellungskraft als Wahrnehmungsorgan und der Ästhetik als Gegenpole zu einer Denkweise, hinter der sich un-verbundene Ideen und Handlungen verbergen. Deshalb halte ich es für sinnvoll, zwischen Schönheit und ästhetischer Fähigkeit zu unterscheiden. Diese Fähigkeit müssen wir entwickeln.
In meinen öffentlichen Gesprächen lade ich das Publikum oft dazu ein, den Raum der Imagination, das innere Atelier, zu erfahren, damit sie ein Gespür für bildhaftes Denken entwickeln können. Dabei geht es nicht nur um Bilder. Bildhaftes Denken hat auch häufig mit der Dimension des Hörens zu tun. Es hilft, bildhaftes Denken so zu verstehen, wie es archetypisch orientierte Psychologen, etwa James Hillman, erklären: Sie unterscheiden zwischen wortwörtlichem Denken und imaginärem oder auf Erfahrung beruhendem Denken. Das imaginäre Denken geschieht wie ein großartiger Zusammenfluss von Subjekt und Objekt in einem selbst: eine Zusammenkunft von hören, sehen, fühlen und denken, die sich in dem ereignet, was ich unser KopfHerz nenne. Das ist die Fähigkeit des Erlebens, des In-die-Wirklichkeit-Hineinlebens durch bildhaftes Denken.
Dieses Herz-Denken hat mit dem inneren Integrieren der Sinne zu tun. Und diese Art des Denkens, von manchen auch als poetisches Denken oder künstlerisches Denken bezeichnet, repräsentiert nicht das Gegenteil des normalen Denkens. Das künstlerische, phänomenologische, poetische Denken ist eine andere Weise des Denkens. Wenn wir diese poetische Denkweise einmal verstanden haben, leben und arbeiten wir viel stärker in Partnerschaft mit der Welt.
MENSCHEN KÖNNEN SICH RADIKAL AUS VERBINDUNGEN ABTRENNEN.
In Kassel entsteht eine verbindend-ästhetische Praxis unter der Bezeichnung Feld der Begegnung. Sie ermöglicht es den Bürgern dort, sich über die Partnerschaft mit einem Baum selbst in der Welt zu begegnen. Dieser Ort der Begegnung, den jeder Mitwirkende schafft, ist ein Ankerpunkt, an dem eine poetische Seinsweise möglich wird, um den Schmerz und die Unverbundenheit in der Welt und im eigenen Denken zu empfinden. Und um zu erkennen, was sich ändern muss, und sich dann diesem Wandel zu verpflichten. So schaffe ich nicht nur einen Ort, der den Sinn der Verbundenheit schärft und mich zu mir selbst finden lässt, sondern der zugleich ein stimmiges Handeln fördert.
e: Joseph Beuys beschäftigte sich auch mit der Fähigkeit, auf Schmerz zu antworten, auf den anderen zu reagieren; wenn man sich darauf einlässt, eröffnet sich eine andere Dimension von Schönheit, die nicht vom Schmerz getrennt ist.
ShS: Das imaginative Hinein-Leben in das, was Beuys den »Schmerzraum« nennt, ist auch ein Weg, uns aufzuwecken. In einer seiner riesigen Installationen ist ein filzbespanntes Klavier von filzbespannten Wänden umgeben. Wir können nichts hören. Alles ist isoliert. In dieser extremen Isolation können unsere inneren Sinne erwachen und wir können mit unserem Herzen zu verstehen beginnen, was unsere Sinne bereits erfasst haben.
DAS IMAGINÄRE DENKEN GESCHIEHT WIE EIN GROSSARTIGER ZUSAMMENFLUSS VON SUBJEKT UND OBJEKT IN EINEM SELBST.
e: Die Sinnesorgane, die du beschreibst, könnten auch hilfreich sein, um uns darüber zu verständigen, in welcher Gesellschaft und in welcher Welt wir leben wollen.
ShS: Ja. Wenn das kognitive Denken nicht vom bildhaften Denken getrennt ist, begegnen wir dem, was Schiller als Spiel bezeichnet hat, und dann wird die Fähigkeit aktiviert, die Rudolf Steiner die moralische Intuition nannte. Mit solchen neuen Wahrnehmungsorganen – und inspiriert durch imaginative Vorstellungskraft – können wir Handlungsweisen mobilisieren, die von dem geleitet werden, was stimmig ist.
Die meisten Probleme entstehen, wenn wir nicht im gelebten Wissen bleiben. Dann übernimmt oft unser kognitiver Verstand, um herauszufinden, was zu tun ist. Und dann ist es möglich, die Verbindung zu unserer Einsicht zu verlieren, und wir verhindern, dass das, was zu tun ist, als Möglichkeit entstehen kann. Entstehen bedeutet hier, sich die Dinge entfalten zu lassen. Jede Handlung ist zugleich auch eine Frage: Ist das die richtige Vorgehensweise? Ist das angemessen?
e: Anfangs hast du von dem Fall des Menschen in die Freiheit gesprochen. Ist dieser Fall nicht auch ein Sich-Fallenlassen in die Freiheit der Vorstellungskraft, die eine vollständig andere Welt eröffnet, die es so vorher nicht gegeben hat? Wir können also unsere Vorstellungskraft aktivieren und neue Wirklichkeiten schaffen?
ShS: Ja, genau. Wir können und sind gezwungen, uns etwas Neues vorstellen. Aber das ist auch unglaublich gefährlich – es sei denn, unsere Vorstellungen sind verbindend. Das ist die eigentliche Kunst: die verbindende Vorstellungskraft, die ich die Verbindende Praxis nenne. Ihre Schönheit liegt darin, dass sie verbindend wirkt. Sich nur etwas vorzustellen, ist einfach und gefährlich. Denn wenn unsere Vorstellungskraft nicht im größeren Kontext verwurzelt ist, können wir leicht zu Opfern unserer eigenen Schöpfungen werden – genauso, wie uns eine Technosphäre, die sich von der Humanosphäre abgekoppelt hat, in größte Gefahr bringt; eine Technosphäre, die wir selbst geschaffen haben.
Dieser Sinn für das, was stimmt, ist also ein wesentliches Sinnesorgan, das wir in diesem Augenblick der Geschichte entwickeln müssen. Wenn uns das nicht gelingt, steht uns keine Möglichkeit zur Verfügung, das Gute, das Wahre und das Schöne in unseren Schöpfungen wirklich zu beurteilen. Schau, was mit der Technosphäre passiert, die wir geschaffen haben. Jetzt formt sie uns. In dem Buch »ATLAS – Orte des Treffens« habe ich den Begriff der »verbindenden Distanz« geprägt. Er beschreibt die Fähigkeit, sich in etwas hineinzubegeben und wieder herauszubegeben, herauszubegeben und wieder hineinzubegeben – und so zu ganzheitlicheren Wahrnehmungen zu gelangen. Das ähnelt einer weiteren Kern-Praxis der verbindenden Ästhetik in der Arbeit des University of the Trees Social Sculpture Lab, bei der wir etwas entstehen lassen und gleichzeitig einer Richtkraft folgen. Um solche lebendigen Ausrichtungsprozesse zu ermöglichen, die nicht von der Logik dominiert werden, muss ich mich neben der kognitiven auch in der imaginativen Seinsweise befinden. Das würde ich als schöne verbindende Denkpraxis bezeichnen!