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Kaela Atleework und James Redenbaugh haben ein soziales Unternehmen gegründet, das gleichzeitig eine Co-Working- und Co-Living-Community ist und digitale Nomaden auf der ganzen Welt verbindet. Sie sind virtuell vernetzt und treffen sich für eine gewisse Zeit, um zusammen zu leben und zu arbeiten. Wir sprachen mit ihnen über die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Bildung eines solchen die Welt umspannenden Netzwerks.
evolve: Welche Vision steht hinter eurem Projekt Montaia?
Kaela Atleework: Wir möchten Projekte und Menschen durch die Gestaltung authentischer digitaler Inhalte unterstützen. Zu diesem Zweck verbinden wir Projekte, die sich mit Spiritualität, Nachhaltigkeit und integralen Handlungsansätzen beschäftigen, mit unserem Team von Webdesignern, Programmierern und Marketing-Experten. Wir bilden ein weltweites Netzwerk digitaler Nomaden und sehen uns selbst als Ausdruck zweier kultureller Entwicklungen: Wir sind alle an persönlichem Wachstum, Achtsamkeit und spiritueller Entwicklung interessiert und experimentieren mit neuen Formen des Arbeitens.
Unser Team besteht aus vorwiegend ortsunabhängigen Mitarbeitern, aber zeitweise gestalten wir Räume, wo wir gemeinsam leben und arbeiten. Im vergangenen Jahr waren wir zum Beispiel mit acht Leuten unseres Teams für zwei Monate in Mexiko, dann reisten wir zwei Monate lang getrennt und kamen in Frankreich wieder für einen Monat zusammen. Es gibt also immer wieder die offene Einladung an unser Team, sich für solche Zeiten des Lebens in Gemeinschaft zu treffen.
e: Gibt es in diesem einzigartigen Arbeitsumfeld eine bestimmte Form der Führung, um die Arbeit und das Team zu organisieren?
James Redenbaugh: Wir haben unterschiedliche, selbstverantwortliche Arbeitsformen wie Holacracy ausprobiert, von denen wir lernen, unsere eigene, passende Struktur zu finden. Zum Beispiel haben wir Projektmanager, die sich bestimmter Projekte annehmen und wir haben Designer mit unterschiedlicher Erfahrung und Kompetenz in unserem Team. Es gibt also eine Hierarchie, aber jede(r) ist eingeladen, Ideen einzubringen, Dinge zu hinterfragen, zur Entwicklung des Unternehmens beizutragen, ein Projekt in unser Ökosystem einzubringen oder eine neue Fertigkeit zu lernen.
e: Eure Arbeit und euer Zusammensein basieren auf gemeinsamen Werten. Wie kommuniziert ihr über diese Werte in eurem Team? Nutzt ihr dazu besondere Gesprächsformen?
JR: Wir haben verschiedene Praktiken, die uns sehr wichtig sind und die wir, wenn möglich, mit anderen teilen. Wir unterscheiden auch unterschiedliche Entwicklungsbereiche wie spirituelle, kognitive, emotionale Entwicklung und Wachstum in Bereichen wie Kreativität, Körperbewusstsein und Beziehungen. Das sind Bezugspunkte, die uns daran erinnern, dass wir ganzheitliche Wesen sind. Gleichzeitig ist es uns wichtig, unserem Team keine bestimmten Praktiken aufzuerlegen. Wir reden aber darüber und praktizieren auch gemeinsam, z. B. verschiedene Formen von Meditation oder Körperarbeit. Diese Übungen unterstützen uns darin, ausgeglichen zu bleiben, weiter zu wachsen und uns daran zu erinnern, dass wir nicht bloß ein Zusammenschluss von Individuen sind, sondern ein Ganzes.
e: Wie gewährleistet ihr eine gewisse Verlässlichkeit bei der Arbeit und beim persönlichen Wachstum?
WIR SIND ALLE AN SPIRITUELLER ENTWICKLUNG INTERESSIERT UND EXPERIMENTIEREN MIT NEUEN FORMEN DES ARBEITENS.
KA: Der beste Weg, um uns im Team gegenseitig Rat zu geben und zu unterstützen, besteht darin, füreinander lebendige Beispiele zu sein. Wenn man bewusst mit anderen zusammenlebt, wird man sich der Gewohnheiten und Muster sehr bewusst. Wir üben keinen Druck aus, bestimmte Praktiken zu üben oder daran teilzunehmen. Aber wenn alle im Haus täglich meditieren, Yoga oder Atemarbeit praktizieren, ist es leicht, miteinander solche unterstützenden Gewohnheiten zu pflegen. Feste gemeinsame Arbeitszeiten helfen uns in dieser freien Lebensart digitaler Nomaden, die Energie im Raum zu konzentrieren und ein produktives Arbeitsumfeld zu schaffen.
Wir entwickeln gerade Prototypen für verschiedene Methoden, um diese Dynamik unseres Zusammenlebens auch in der Interaktion mit unserem virtuellen Team zu ermöglichen. Eine Methode sind Check-Ins zwischen einzelnen Teammitgliedern oder in Kleingruppen. Auf diese Weise wollen wir ein Netzwerk der Achtsamkeit schaffen und damit auch eine Kultur der Verantwortlichkeit.
e: Ihr arbeitet in einer bestimmten kulturellen Umgebung, in der Subkultur digitaler Nomaden. Was sind eurer Erfahrung nach die Potenziale und blinden Flecken dieses Lebensstils?
JR: Als digitale Nomaden verbinden wir das Reisen mit den Möglichkeiten moderner Technologie. Durch das Reisen haben wir die Gelegenheit, verschiedene Kulturen zu erleben und die Welt als Ganzes zu sehen, was unsere Perspektiven verändern kann. Aber das Reisen kann diese Kulturen auch schädigen, die Orte vermüllen und den Planeten durch umweltschädliche Mobilität zerstören. Wir wollen so gut wie möglich die Kulturen und die Menschen an den Orten, die wir besuchen, wertschätzen und unterstützen.
Das Gleiche gilt für die Technologie. Sie kann ein wirkungsvolles Werkzeug für Veränderung und Wohlstand sein und die Lebensqualität dramatisch verbessern. Oder sie kann auch die Konsolidierung von Reichtum stärken und den Planeten verschmutzen. Darüber hinaus gibt es viele ökonomische, kulturelle und psychologische Bedrohungen durch die Entwicklung der künstlichen Intelligenz, der virtuellen Realität und in den sozialen Medien. Wir wollen diese Medien und Tools nutzen, um bereichernde, positive und nachhaltige Erfahrungen zu ermöglichen.
KA: Bei diesem Lebensstil ist es wichtig für mich, eine Beziehung zu dem Ort zu entwickeln. Ich bezeichne mich selbst als monogame Vagabundin. Das ist ein Vagabund, der keine One-Night-Stands mit Städten oder Orten sucht. Ich möchte ein reichhaltiges und komplexes Gewebe der Begegnung zu einem Ort entwickeln. Das tun wir zum Beispiel, indem wir die Menschen und Gemeinschaften vor Ort aktiv unterstützen. In Mexiko gingen fünf Leute aus unserem Team zu einer Müllsammeltour in die Sierras, machten dann eine Wanderung und kamen anschließend zurück, um zusammen für einige Stunden an ihren Computern zu arbeiten. Für digitale Nomaden ist es sehr wichtig, sich der eigenen Wirkung und der Konsequenzen des Handelns bewusst zu sein.
Ein Mitglied unseres Teams arbeitet an einem Friedensbotschafterprogramm, das digitalen Nomaden kulturelle Empathie lehrt, um gegenüber dem Ort, den sie bereisen, empfindsamer zu sein und einen nutzbringenden Einfluss auf die Ökonomie des Ortes zu haben. Wichtig ist auch die Achtsamkeit dafür, wohin wir unser Geld und unsere Energie lenken. Bei Montaia entwickeln wir zudem ein Stipendienprogramm für Projekte, die sich keine Webpräsenz leisten können, wie z. B. Ausbildungsorte für indigene Weisheit.
Als digitaler Nomade ist es auch wichtig, keine ökologischen Abkürzungen zu nehmen. Bei all unseren Materialien nutzen wir ökologische Alternativen, aber für Flugreisen gibt es keine ökologische Alternative. Deshalb nutzen wir ein Programm, bei dem wir für die geflogenen Kilometer für Wiederaufforstungsprojekte spenden oder uns aktiv daran beteiligen. Das ist die ständige Herausforderung bei diesem Lebensstil: Wie kann man den negativen Einfluss ausgleichen, sodass immer der positive Einfluss auf die Welt, die Menschen vor Ort und die Natur überwiegt?
Author:
evolve
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