Diese Idee ist größer als wir
Wie können wir wirksam auf die ökologische Krise antworten? Eine wachsende Zahl von Menschen und Initiativen erklärt, dass dies erst möglich sein wird, wenn wir der Natur eine juristische Stimme geben.
February 2, 2021
Der Film »Transmodernity – The New Now« kreist um eine einzige, drängende Frage: Wie können wir neue Sichtweisen finden, um unser Handeln auszurichten, und was könnte dies für unseren Planeten bedeuten? Wir begegnen den zahlreichen Protagonisten von »Transmodernity« zunächst als Gesichtern im Raum: Die Augen geschlossen, komplett still vor einem schwarzen Hintergrund füllt ein schweigender Kopf nach dem anderen den Bildschirm. Die Neugier wird mit jedem neuen Gesicht größer: Wer sind diese Menschen? Was geschieht, wenn sie Augen und Mund öffnen?
Die darauffolgenden Interviews tauchen langsam und konzentriert in Projekte und Utopien ein, die so unterschiedlich sind, dass es unmöglich ist vorauszusehen, was als nächstes kommt. »Transmodernity meint den Sprung auf eine Ebene des menschlichen Bewusstseins, die neue Formen des ökonomischen, sozialen und ökologischen Miteinanders gestaltet.« Die Gespräche im Film erkunden die unterschiedlichen Ansätze, mit denen Gruppen und Individuen diesen Sprung unternehmen. Satish Kumar, der Gründer des alternativen Schumacher College in England, konzipiert einen neuen Ökonomie-Unterricht auf der Grundlage der ökologischen Forschung: »Wie kann man ein System steuern, wenn man es nicht versteht?«, fragt er seine Studierenden. Ihre Einsichten sind verblüffend: »Raum zu haben, um Erfahrungen zu verarbeiten, ist ebenso wichtig wie der Raum für die Erfahrungen selbst«, erklärt ein Student ruhig.
Weitere einsichtsreiche Perspektiven kommen von Menschen, die ihren eigenen Beitrag in der Welt entdeckt haben und verwirklichen. In Berlin spielt z. B. eine Frau an belebten öffentlichen Plätzen unterschiedliche Figuren, um durch Gespräche unwahrscheinliche Partnerschaften entstehen zu lassen. Die Kamera schaut zu, wie sie ein langes Kleid und eine Haube anzieht und dabei erklärt, dass sie gerade zu Rebecca – einer amischen Frau – wird, die mit Fremden darüber spricht, wie Technologie differenziert eingesetzt werden könnte, um das Leben für uns alle besser zu machen.
»TRANSMODERNITY« ERFORSCHT DIE PASSIONIERTE ARBEIT VON CHANGEMAKERN.
Langsam verweben sich verschiedenartige Fäden im Film zu einem Muster. Die Arbeit einer ehemaligen Professorin, die nach einer äußerlich erfolgreichen akademischen Karriere in Neuseeland in ihre Heimat Kroatien zurückgekehrt ist, um eine regenerative Farm aufzubauen, stützt sich auf Satish Kumars Worte: »Warum ist es wichtiger, Zahlen auf einem Computerbildschirm hin- und herzuschieben, als echte Lebensmittel anzubauen, ohne die wir alle tot wären?« Diese Frage erhält plötzlich vor dem Hintergrund einer Gemeinschaft, die zusammenkommt, um durch Selbstversorgung sinnstiftend zu wirken, eine tiefere und konkretere Bedeutung. Während die Farmgründerin über ihren Entschluss nachdenkt, selbst die Veränderung zu sein, die sie als Professorin lediglich in der Welt zu sehen wünschte, beschreibt sie ein wachsendes Gefühl der Verbundenheit und Liebe, welches das »neue Jetzt« von »Transmodernity« definiert. »Ich arbeite zum Beispiel nicht daran, den Regenwald zu schützen«, sagt sie. »Ich schütze mich selbst als Teil des Regenwaldes.«
»Transmodernity« erforscht die passionierte Arbeit von Changemakern, die fest entschlossen sind, ihrem Herzen zu folgen, sei es auf der Straße, auf einem Bauernhof, innerhalb eines Bildungsinstituts oder in einer Bildungseinrichtung für Geflüchtete in Griechenland, und ermöglicht uns dabei, Perlen hart erworbener Weisheit zu sammeln und uns zu eigen zu machen. Während der ersten globalen Pandemie klingen die Worte eines Studierenden des Schumacher College besonders laut nach: »Du musst nirgendwo hin, um etwas zu verändern. Du kannst viel mehr dort bewirken, wo du gerade bist.«