»Transformation ist der natürliche Lauf der Dinge«

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Porträt
Published On:

January 30, 2020

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Ausgabe 25 / 2020:
|
January 2020
Ende oder Wende
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Jude Currivans Weg ins Herz des Kosmos

Für Jude Currivan war schon früh klar, dass man besser einen neuen Weg einschlägt, wenn das, was man tut, keine Freude mehr bereitet. Dennoch verlief ihr eigenes Leben mit seinen vielen Wendungen nicht immer unbeschwert. Nachdem ihr Vater starb, als sie zehn Jahre alt war, musste sie schnell erwachsen werden und entwickelte eine ausgeprägte Arbeitsmoral, die sich als tragendes Fundament für ein außergewöhnliches Leben erwies. Durch die Spiele, die ihre Mutter erfand, um ihr die Arbeiten, die sie nach dem Tod des Vaters übernehmen musste, zu erleichtern, lernte sie früh die Bedeutung der Freude kennen. »Wir hatten nicht viel Geld, aber es gab sehr viel Liebe« – das war eines der ersten Dinge, die mir Jude während unseres langen Skype-Gesprächs erzählte.

Bereits im Alter von vier Jahren begannen ihre »übersinnlichen« Erfahrungen, wie sie sie nennt, die sie bis heute begleiten – telepathische Kommunikation, Fernwahrnehmung, präkognitive Träume, außerkörperliche Erfahrungen. Diese Erfahrungen verstärkten ihren neugierigen Forschergeist und spielten eine wichtige Rolle bei der Wahl ihrer Interessen. Und sie zeigten ihr auch: »Getrenntheit ist nur eine Illusion; in Wirklichkeit ist alles eins.«

Im Alter von elf Jahren hielt sie ihr erstes Referat über Quantenphysik und begann später ein Masterstudium der Physik mit dem Schwerpunkt Quantenphysik und Kosmologie an der Oxford University. Dabei musste sie feststellen, dass die Lehrinhalte im Vergleich zu ihrem eigenen Erleben sehr beschränkt waren. So empfand sie es als äußerst schwierig, ihr eigenes Verständnis von Realität innerhalb dieser engen akademischen Grenzen zum Ausdruck zu bringen. »Es hat nicht lange gedauert«, sagt sie mit einer gewissen Zufriedenheit, »und das Universum hat mich da wieder hinausbefördert.«

Aufgrund ihrer brillanten akademischen Leistungen ging ihr Umfeld davon aus, dass sie promovieren würde. Doch in ihrem dritten Studienjahr kam es zu einem plötzlichen emotionalen Zusammenbruch. Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren, geschweige denn weiterstudieren. Nachdem sie die Abschlussprüfungen nur mit Mühe bestanden hatte, arbeitete sie einige Monate in einem örtlichen Buchladen. Langsam wuchs ihr Selbstbewusstsein wieder, allerdings durch das Verdrängen ihrer Gefühle und der darin wirkenden traumatischen Erfahrungen. Als ihre intellektuellen Fähigkeiten langsam zurückkehrten, sagte sie sich: »So kann es nicht weitergehen. Du musst einen Ausweg finden.«

Sie entschied sich für eine Weiterbildung zur Buchhalterin und stürzte sich anschließend in die Arbeit und ihre Karriere. Sie arbeitete hart und kam schnell in Führungspositionen, innerlich fühlte sie sich aber oft wie tot. Als Führungskraft erkannte sie, wie sehr die Menschen Veränderung und Wandel fürchten und es oft vorziehen, sich unter der unangenehmen aber vertrauten »Decke des Leidens« zu verkriechen, statt sich der Ungewissheit auszusetzen. Dabei durchschaute sie auch die Mangelhaftigkeit ihrer eigenen Verhaltensmuster und Beziehungen. Konfrontiert mit ihrem emotionalen Gefängnis erkannte sie, dass die Zeit nun reif war – entweder für einen Zusammenbruch oder den Durchbruch.

»Jedes Mal, wenn ich wirklich aufgegeben und losgelassen habe – und das fühlt sich immer wieder an, als ob etwas in dir sterben muss – hatte das Universum etwas Besseres für mich vorgesehen. Wirklich jedes Mal.« Auf diese Wahrheit lässt sich in der Rückschau leichter vertrauen. Aber damals als über 40-Jährige ihre sichere Stelle in einem Unternehmen aufzugeben, ohne zu wissen, wie es weitergeht, war wie »der Sprung von einer Klippe«. Sie verlor ihre große Villa, ihren damaligen Ehemann und die Arbeit, die ihr Rückhalt gegeben hatte. Doch als sie alles verloren hatte, von dem sie meinte, dass sie es brauchte, erkannte sie, dass zwischen dem, was man für notwendig hält, und dem, was man wirklich braucht, ein großer Unterschied besteht. Und nachdem sie mit ihrer Katze Clovis in ein kleines Haus gezogen war, fühlte sie sich wieder lebendig. Zum ersten Mal in ihrem Leben entschied sie sich bewusst dafür, sich ihrem Lebensweg anzuvertrauen, ohne zu wissen, wohin er führte.

Jedes Mal, wenn ich wirklich losgelassen habe, hatte das Universum etwas Besseres für mich vorgesehen.

Jude fühlte sich durch etwas gerufen, einen innerlichen Weg weiterzugehen, ohne zu wissen, was sie dorthin rief. Sie nahm einen Wandel im menschlichen Bewusstsein wahr und so begab sie sich auf eine Reihe spiritueller Reisen rund um die Welt. »Wenn wir bereit sind, neue Wege zu gehen und die Einladung zum Abenteuer annehmen, kann das Universum uns auf unglaublich gütige Weise führen«, sagt sie mit einem Lächeln. Jude hatte sich schon immer für alte Weisheiten interessiert. Jetzt erkannte sie, dass sie zwar einen wissenschaftlichen Abschluss hatte, aber überhaupt nicht wusste, wie sie mit anderen Formen des Wissens und der Weisheit umgehen oder deren Berührungspunkte mit der westlichen Wissenschaft erforschen konnte. So begann sie ein Doktorstudium der Archäologie und untersuchte alte Kosmologien. Während dieser Zeit kristallisierte sich heraus, dass Jude sich ganz in den Dienst der Aufgabe stellen wollte, unsere fragmentierten Perspektiven auf das Leben zu heilen und Menschen wieder daran zu erinnern, wer sie wirklich sind und dass es in Wirklichkeit keine Getrenntheit gibt. Da sie selbst seit ihrer Kindheit die Realität als multi-dimensional erfahren hatte, wusste sie, dass die Trennung, die dem Anschein nach in unserem Universum herrscht, nur ein Mythos ist.

Ein Mythos mit schrecklichen Folgen: »Wenn wir glauben, dass die Welt getrennt von uns und sinnlos ist und dass Bewusstsein irgendwie aus zufälligen Evolutionsprozessen entsteht, dann verhalten wir uns zerstörerisch gegenüber uns selbst, anderen Wesen und unserem Heimatplaneten. Wenn wir uns daran erinnern, dass wir Mikrokosmen in einem sinnvollen Universum sind, das äußerst fein auf Evolution abgestimmt ist, und dass wir in einem Schlüsselmoment ein Teil seines evolutionären Impulses sind, dann werden wir zu mikrokosmischen Mitgestaltern dieses Prozesses.« Im Bewusstsein dieser atemberaubenden Einsicht begann Jude Currivan im College for Psychic Studies in London als Heilerin zu arbeiten. Sie unterstützte Menschen in Einzelsitzungen auf ihrer psychisch-spirituell-emotionalen Reise der Heilung. Es war eine Lehrzeit, bei der sie erfahren konnte, wie sich individuelle Traumata auf allen Ebenen abspielen – bei Einzelpersonen, in Familien, in Nationen und darüber hinaus – und lernte, das Trauma der Welt zu begreifen.

Vier Jahre arbeitete Jude als Heilerin für Menschen, bei denen ein falsches Verständnis von Getrenntheit Wunden hinterlassen hatte. Dann fühlte sie sich gerufen, Transformationsprozesse auf planetarer Ebene zu unterstützen. Sie gab Workshops zu Themen wie Heilige Geometrie, die Erfahrung des multi-dimensionalen Raums und die Annäherung zwischen Wissenschaft und Spiritualität. Gleichzeitig fühlte sie selbst immer stärker, wie die unzähligen »Nebenflüsse« der alten Weisheiten, Erfahrungen, Bewusstseinserforschungen und etablierten Wissenschaften in einem einzigen Hauptstrom zusammenfließen, der uns alle mitnimmt. »Für mich gab es nie Spannungen zwischen Wissenschaft und Spiritualität«, überlegt sie, »Wissenschaft bedeutet, etwas über Realität herauszufinden, und Spiritualität bedeutet, die Realität zu erfahren.«

Befragt man Jude zu den kollektiven Problemen auf unserem Planeten, weist sie darauf hin, dass eine wichtige Arbeit vor uns liegt: »Sich um Nachhaltigkeit zu bemühen, reicht nicht mehr aus«, sagt sie, »jetzt müssen wir eine neue Geschichte erzählen, damit unsere Beziehung zum Universum wieder geheilt wird.« Obwohl sie die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und den »Klima-Aktivismus« wichtig findet, ist Jude überzeugt, dass diese Aktionen noch immer an den Symptomen arbeiten, statt sich mit der Ursache der Krankheit zu befassen.

Wenngleich ihre Arbeit facettenreich, komplex und herausfordernd ist, bleibt Jude Currivan unbeschwert und fokussiert. Vermutlich deshalb, weil sie ihren Kompass der Freude nie außer Acht gelassen hat. Unaufhörlich versucht sie, aus ihrem Herzen zu antworten, dem Ort der Güte und des Mitgefühls in jedem von uns. »Die Antwort auf jede Frage ist Liebe«, sagt sie mir zum Abschied. »Keiner von uns sieht das große Bild, aber wir können aus dem Herzen antworten und unser Ego behutsam zur Seite schieben. Transformation ist keine Möglichkeit, sondern sie ist der natürliche Lauf der Dinge.«

Author:
Miranda Perrone
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