Was uns bewegt

Our Emotional Participation in the World
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Interview
Published On:

April 21, 2017

Featuring:
Jon Darral-Rew
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Issue:
Ausgabe 14 / 2017:
|
April 2017
Leben lernen
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Globale Probleme global lösen

Für die Gestaltung unserer globalen Zukunft wird es wichtig sein, dass immer mehr Menschen ihr tiefstes Potenzial erfahren und zum Ausdruck bringen können. Davon ist Jon Darral-Rew überzeugt und arbeitet im Global Purpose Movement daran mit, Räume für Potenzialentfaltung zu schaffen.

evolve: Was ist das Global Purpose Movement und wie arbeitest du dabei mit?

Jon Darral-Rew: Das Global Purpose Movement (GPM) wurde von Emanuel Kuntzelman initiiert, als ein Projekt seiner gemeinnützigen Organisation tGreen ­Heart, die vor allem kulturellen Bildungsaustausch für Schüler und Studenten ermöglicht. Kuntzelman interessiert sich auch sehr für innere Transformationsprozesse und hat deshalb Green Heart Transforms als Teil seiner Organisation gegründet, um Wege zu finden, diese innere Bewusstseinsarbeit zu unterstützen. Und das GPM ist eine Initiative von Green Heart Transforms. Ich arbeite im Management-Team des GPM mit und wirke als Repräsentant der Arbeit in Europa. Wir arbeiten an einem Netzwerk von Change-Makern, die in interkultureller Zusammenarbeit an der Schnittstelle von innerem Wandel des Bewusstseins und äußerem Wandel unserer kulturellen Strukturen tätig sind. Dazu sind wir mit verschiedenen Organisationen verbunden: Institute for Noetic Sciences, Foundation for Conscious Evolution, Consciousness Hacking, Hylo, Theosophical Society, Integral Life Practice USA, Synergy Forum, Planet Purpose und Club of Budapest.

Diese Organisationen teilen die Wahrnehmung, dass es in dem heute notwendigen globalen Wandel nicht nur um das Erwachen einzelner Menschen geht, sondern um eine zivilgesellschaftliche Bewegung, die aus verschiedenen vernetzten Bewegungen besteht. Nach meiner Erfahrung wird immer mehr Menschen, die an Projekten oder in solchen Organisationen arbeiten, klar, dass niemand von uns im Zentrum dieses Prozesses steht. Wir sind alle wie Wellen im Ozean, einige sind größer, andere kleiner, aber jeder von uns wird von der Absicht bewegt, dass unsere Welle eine positive Wirkung auf den ganzen Ozean hat. Bei Aktivisten, Projekten und Organisationen sehe ich immer mehr Bewusstheit dafür, dass wir alle unterschiedliche Teile eines Puzzles einbringen und dass wir durch Zusammenarbeit diese verschiedenen Teile zusammenführen können, um den Wandel voranzubringen, den wir in der Welt sehen wollen. Deshalb wollen wir mit dem GPM einer dieser kleinen Impulse sein und Möglichkeiten der Begegnung, Zusammenarbeit und Vernetzung bieten.

Beim Tribute Event für Barbara Marx Hubbard.

e: Mit welchen Aktivitäten wollt ihr als Bewegung wirken?

JDR: Bisher bieten wir vor allem verschiedene Formen von Veranstaltungen an, die sich alle um das Thema »Purpose« drehen. Mit »Purpose« oder »Sinn« meinen wir die tiefste Triebkraft des Handelns im Menschen oder auch in Organisationen. Jeder und jede von uns hat in sich einen tiefsten Impuls, eine Leidenschaft, ein Potenzial zur Entfaltung, der einen besonderen Beitrag in das Ganze einbringen kann. Bewusstseins­entwicklung bedeutet, sich dieses schöpferischen Impulses immer bewusster zu werden und kreative Ausdrucksformen zu finden – als Individuum und als Gemeinschaft. Bei unseren Veranstaltungen wollen wir Räume schaffen, in denen Menschen diesem tiefsten Sinn in sich nachspüren und Ausdruck geben können.

Wir organisieren auch Tribute-Events, bei denen wir die Arbeit von Menschen würdigen, die viel zur bewussten, ganzheitlichen Evolution unseres Menschseins beigetragen haben. Vor einigen Monaten haben wir zum Beispiel solch eine Veranstaltung für die Futuristin und Bewusstseinsforscherin Barbara Marx Hubbard (s. S. 80) organisiert und im April planen wir solch einen Event für den Präsidenten des Club of Budapest Ervin László in Chicago. Wir sind auch an der Konferenz des Institute for Noetic Sciences beteiligt, die im Juli stattfinden wird und bieten Stipendien für die Teilnahme daran. Und im November planen wir einen »Purpose Summit«, der Menschen zusammenbringt, die im Bereich Führung und Transformation arbeiten. Zudem arbeitet eines unserer Teammitglieder, Dustin DiPerna, gerade an einer Anthologie zum Thema ­»Purpose«, in der verschiedene Autoren darüber schreiben, wie wir uns individuell und kollektiv tiefer mit unserem Sinnimpuls verbinden können.

e: Wie ist GPM global vernetzt?

¬ Bewusstseinsentwicklung bedeutet, sich des eigenen schöpferischen Impulses immer bewusster zu werden. ¬

JDR: Momentan arbeiten wir vor allem in den USA, wobei ich jetzt beginne, eine Brücke nach Europa zu bauen und vor allem verschiedene Veranstaltungen in Berlin organisiere. Wir sind mit Menschen aus China, Indien, Südamerika und Südafrika verbunden und wollen unsere Arbeit in den nächsten Jahren erweitern, um global an mehreren Orten wirksam zu sein. Ich zum Beispiel arbeite gerade an der Idee einer Konferenz über innere Ethik und Führung in Indien in 2018. Immer mehr Organisationen konzentrieren sich auf die äußere Ethik und Regularien, aber wir haben den Eindruck, dass wir Führungskräfte und Entscheidungsträger dabei unterstützen können, ihre Verbindung zu ihrer inneren Ethik zu vertiefen, basierend auf innerer Entwicklung, die sie mit Mitgefühl und einem höheren Sinn verbindet.

e: Welche Vision bewegt euch in der Arbeit im GPM?

JDR: Im Grunde geht es uns um Ermächtigung. Ich habe ein großes Vertrauen darin, dass jeder Mensch, wenn die tiefere Ebene von Präsenz und Bewusstsein unterstützt wird, eine Ethik der Ganzheit, des Mitgefühls und der Verbundenheit spüren kann. Wenn wir mit Menschen oder Organisationen zusammenarbeiten, dann wollen wir diese Ermächtigung vermitteln. Denn um eine Antwort auf die vielen Krisen der Welt zu finden, brauchen wir das schöpferische Potenzial jedes Menschen.

In diesem Sinne leben wir in einem wichtigen evolutionären Moment. Wir sind inspiriert von der Vision, dass die Menschheit und die Erde sich zu einer globalen Kultur und Gesellschaft entwickeln kann, die auf einer Vielfalt beruht, die Verschiedenheit, auch kulturelle Einzigartigkeit wertschätzt, die innewohnende Würde jedes Menschen achtet und jeden Menschen dazu einlädt, seine eigenen Potenziale zu entwickeln und in das Ganze einzubringen.

e: Wie kann deiner Ansicht nach solch eine Entwicklung möglich sein?

JDR: Meiner Ansicht nach erfordert der Wandel, über den wir hier sprechen, Veränderungen oben und unten. Wir brauchen eine zivilgesellschaftliche Bewegung von Menschen, die Bewusstseinsentwicklung und ethisches Handeln umfasst. Ich denke, global erleben wir eine zunehmende Bewegung von Menschen, die sich der Frage nach Sinn und nachhaltigem Handeln stellen. Aber gleichzeitig brauchen wir auch Veränderungen in den Systemen, in denen wir leben, in der Regierungsform, den sozialen und wirtschaftlichen Systemen. Wir im GPM arbeiten mit beiden Dimensionen und versuchen, viele Menschen bei der Verbindung mit ihrem innersten Potenzial zu unterstützen. Gleichzeitig arbeiten wir mit Entscheidungsträgern in den Systemen zusammen, um die Veränderung auch dort hineinzutragen. Für einen möglichst integralen Prozess des Wandels müssen wir möglichst viele Menschen erreichen und auch solche Personen ansprechen, die in Machtpositionen sind. Wenn wir nur auf eine kleine Elite beschränkt bleiben, die sich für Themen wie Bewusstsein, Spiritualität oder ganzheitlichen Aktivismus interessiert, werden wir nicht die nötige Wirkkraft haben.

Obwohl wir mit dem GPM noch ganz am Anfang stehen, hoffen wir, ein ­Forum bieten zu können, um diesen Wandel voranzubringen und möglichst viele Menschen zu inspirieren, sich als Teil einer globalen Bewegung zu verstehen.

Author:
Mike Kauschke
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