October 26, 2015
Das Magazin Connection Spirit wird im Oktober zum letzten Mal erscheinen. Als wir das hörten, konnten wir es zunächst kaum glauben. Wir wussten zwar, dass Wolf Schneider, der Gründer und Chefredakteur nach Wegen suchte, das Zeitschriftenprojekt an andere weiterzugeben, waren aber dann doch überrascht, dass sich für ein so gestandenes Magazin wie Connection niemand fand, der es übernehmen wollte. Mit dem Ende der Printausgabe verabschiedet sich jetzt eine der ältesten spirituellen Zeitschriften in Deutschland von den Kiosken.
Gegründet wurde Connection 1985 von Wolf Schneider. Nach einem Studium der Naturwissenschaften und der Philosophie unternahm Wolf ausgedehnte Reisen in Europa und Ostasien, war 1976 buddhistischer Mönch in Thailand und wurde schließlich Schüler von Osho, Bhagwan Shree Rajnesh. In Deutschland lebte er in verschiedenen spirituellen Gemeinschaften und entschied sich schließlich, sein publizistisches Interesse der Frage zu widmen, was das eigentlich ist: spirituell? Dabei hat Connection mit den Weg für eine postmoderne Spiritualität gebahnt, in der sich die persönliche spirituelle Erfahrung mit Psychologie verband. Es war eine Zeit des Aufbruchs, in der sich viele junge Menschen auf spirituelle Abenteuer einließen. Die Befreiung aus gesellschaftlichen Konventionen und die Sehnsucht nach Gipfelerfahrungen veranlasste zum Beispiel viele von ihnen, Schüler bzw. Sannyasins von Osho zu werden. Für die damals in Deutschland vibrierende »Osho-Szene« wurde Connection zum wichtigsten Magazin. Als mit den Skandalen rund um Osho diese Welle etwas abflaute, wurde Neo-Advaita populärer. Auch für diese Bewegung wurde Connection ein wichtiges Medium, später auch für Menschen, die Tantra oder Schamanismus praktizierten. Heute kann man sagen, Connection hat den Aufbruch einer pluralistischen Spiritualität im deutschsprachigen Raum verfolgt und unterstützt – ihr aber auch immer wieder humorvoll den Spiegel vorgehalten. Bei allen Unterschieden, die es inhaltlich zwischen evolve und Connection gab, haben wir das Magazin für diese Pionierleistung immer sehr geschätzt.
Vor einiger Zeit traf ich Wolf Schneider bei einer Konferenz und konnte mit ihm über das baldige Ende von Connection sprechen. Es schien, als könnte Wolf selbst noch nicht ganz fassen, dass das Magazin nun tatsächlich eingestellt wird. Aber sobald wir über seine neuen Pläne sprachen, glänzten seine Augen und die Ideen sprühten. Besonders beeindruckt hat mich unser Abschied. Nach dem gemeinsamen Essen faltete er die Hände und sagte oder besser chantete: »Gate Gate Paragate Parasamgate Bodhi Svaha«, das buddhistische Mantra, das ich gut aus dem Zen kannte. Man kann es etwa übersetzen mit: »Gegangen, gegangen, hinübergegangen, ganz hinübergegangen, oh welch ein Erwachen, vollkommener Segen!« Für mich war das immer ein Satz gewesen, der mich daran erinnerte und darin bestärkte, den spirituellen Weg unbeirrt weiterzugehen, auch gegen alle inneren und äußeren Schwierigkeiten und Hindernisse. So etwas wie die Kernformel »spiritueller Resilienz«.
Später dachte ich, wie gut dieser Satz und diese Haltung auch zur langen Geschichte von Connection passen. Was mich an deren redaktioneller Arbeit immer wieder beeindruckt hat, war die Offenheit, sich auf Neues einzulassen. Für uns in der Reaktion von evolve, wo uns eine integrale Spiritualität sehr am Herzen liegt, war es eine besonders schöne Überraschung, als Wolf und Connection vor einigen Jahren »das Integrale« entdeckten. Mein Eindruck war, dass es für ihn immer wichtiger wurde, dass Spiritualität sich auch in der Welt zeigen und unsere Kultur verändern muss, wenn sie authentisch sein will. Denn angesichts der vielen globalen und lokalen Herausforderungen, wie aktuell die Integration vieler Menschen, die bei uns Schutz suchen, haben wir als spirituell Praktizierende wohl eine besondere Verantwortung. Vielleicht kann in den nächsten Jahren die spirituelle Bewegung, an deren Entwicklung Connection so einen wichtigen Anteil hatte, neue kulturelle Früchte hervorbringen.
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