Die Neugier des Lebens nach sich selbst

Our Emotional Participation in the World
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Essay
Published On:

April 21, 2017

Featuring:
Sri Aurobindo
Jiddu Krishnamurti
Arthur Zajonc
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Issue:
Ausgabe 14 / 2017:
|
April 2017
Leben lernen
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Bildungsimpulse aus der Mystik

Wie wir Bildung verstehen, hängt davon ab, wie wir den Menschen verstehen. Eine mystische Spiritualität versteht unter Bildung die Entfaltung unserer Seele und ihrer Fähigkeiten und Qualitäten zum Wohle des Ganzen. Wie kann ein Anerkennen dieser existenziellen Tiefe unser Verständnis und unsere Praxis der Bildung bereichern? Eine Spurensuche bei Sri Aurobindo, Jiddu Krishnamurti und Arthur Zajonc.

Wenn wir heute über Bildung nachdenken, betrachten wir meist Schulen, Universitäten und andere Bildungseinrichtungen und welche Missstände und Entwicklungsmöglichkeiten es hier gibt. Bildung ist zu einem eigenen Gesellschaftsbereich geworden, mit einer Vielzahl von Institutionen, Organisationen und Regularien. Aber es mehren sich auch Stimmen, die auf einen Aspekt der Bildung hinweisen, der heute manchmal vergessen wird. Was Humanisten wie Humboldt oder Goethe unter Bildung verstanden, die Ausformung des einzigartigen Menschen und seiner Fähigkeiten, wird in neuer Form unter dem Begriff Potenzialentfaltung von Menschen wie Gerald Hüther oder Richard David Precht in die Bildungsdebatte eingebracht. Sie gehen davon aus, dass Bildungseinrichtungen Orte sein sollten, wo Menschen Räume vorfinden, in denen ihre ureigensten Potenziale erblühen können. Denn »jedes Kind ist hochbegabt«, so bringt es der Hirnforscher Gerald Hüther auf den Punkt.

Wie tief wir hierbei die Quelle unserer Potenziale ansetzen, hängt auch davon ab, wie tief oder wie weit für uns der Mensch reicht. Die Bildungsdebatte bewegt sich hier meistens auf dem Boden aufgeklärten Denkens mit ihrem Ideal des selbstbestimmten Individuums. In unserer materialistisch geprägten Zeit wurde der Individualismus aber auch zu einem Zustand der Getrenntheit von Welt und Leben, einer Entfremdung, Vereinzelung und Isolation, unter der wir zunehmend leiden. Die Diagnosen heißen heute Burn-out, Depression oder schlichtweg Überforderung. Auch Kinder und Heranwachsende sind davon zunehmend betroffen.

Das Leiden an der Getrenntheit von der Wirklichkeit des Lebens und unserem eigenen inneren Seelenpotenzial war aber immer auch ein Beweggrund für eine besondere Form der Bildung. Die spirituellen Wege der mystischen Weisheitstraditionen kann man als Bildungswege verstehen, die im Gegensatz zu religiösen Doktrinen das Hauptaugenmerk auf die direkte Erfahrung einer innerlichen Wirklichkeit der Verbundenheit legen, die durch Übungen wie Meditation, Herzensgebet oder Mantren kultiviert werden können. Ein Ziel dieser Übungen ist es, den Menschen mit dem bildenden Impuls seiner eigenen Seele vertraut zu machen, und ihn in die Erfahrung zu führen, dass wir auf dieser seelischen Ebene mit der Welt und anderen Menschen aufs Tiefste verbunden sind. Begleitet wird diese Erkenntnis von Qualitäten wie Weisheit und Mitgefühl, deren Ausbildung das Ideal mystischer Spiritualität ist.

¬ Alles Belehren ist ein Enthüllen, alles Werden ist ein Entfalten. ¬Sri Aurobindo

Mich bewegt die Frage, ob uns diese Wege seelischer Bildung heute Hinweise zu einem tieferen Verständnis und einer potenzial­orientierten Praxis der Bildung geben können – sowohl für die pädagogische Begleitung von Kindern und Heranwachsenden als auch für jeden von uns. Dazu möchte ich exemplarisch drei moderne spirituelle Denker heranziehen, die sich explizit mit den Fragen der Bildung beschäftigt haben: den indischen Meister des Integralen Yoga Sri Aurobindo (1872 – 1950), den spirituellen Freigeist Jiddu Krishnamurti (1895 – 1986) und den Universitätsprofessor und Kontemplationslehrer Arthur Zajonc (geb. 1949). Meines Erachtens zeigen sich in ihren Anregungen zur Bildung drei Aspekte, die viel zu einem erweiterten Bildungsbegriff beitragen könnten: Sri Aurobindo hat sich wie nur wenige mit der seelischen, schöpferischen Entwicklung des Menschen beschäftigt, Krishnamurti legte sein Hauptaugenmerk auf die geistige Freiheit und Unabhängigkeit des Menschen und Arthur Zajonc entwickelt in seiner kontemplativen Pädagogik eine Epistemologie (Erkenntnistheorie) der Liebe, die Bildung als transformativen Prozess der Verbundenheit versteht. Diese drei Tiefenqualitäten – Seelenentwicklung, innere Freiheit und liebevolle Zugewandtheit – können uns vielleicht Hinweise auf verborgene Möglichkeiten der Bildung geben.

Die Entwicklung der Seele

Sri Aurobindo verband als spiritueller Lehrer die alte vedische Tradition Indiens mit der Idee der Evolution der Seele. Dieser Entwicklungsweg führt für ihn zu einer immer subtileren Wahrnehmung und Verbundenheit mit einer geistigen oder »supramentalen« Wirklichkeit, die unsere wahre Natur ist. Er sah diese innere Entfaltung des Menschen bewegt vom »psychic being«, dem »seelischen Wesen«. Vor diesem Hintergrund war für ihn eine der wichtigsten Aufgaben jedes Bildungsweges, eine Atmosphäre zu schaffen, in der das Seelenwesen des Menschen wachsen kann: »Es ist die Seele in uns, die sich immer der Wahrheit zuwendet, dem Guten und dem Schönen, denn durch diese Dinge wächst sie selbst an Statur … Die zugrunde liegende seelische Wesenheit in uns hat Anteil an der Freude des Lebens und aller Erfahrungen, welche die fortschreitende Offenbarung des Spirits ausdrücken, doch die eigentliche Grundlage ihrer Lebensfreude besteht darin, aus allen Kontakten und Geschehnissen deren geheimen göttlichen Sinn und Kern, einen göttlichen Nutzen und Zweck zu sammeln, sodass unser Mental und Leben aus der Unbewusstheit einem höchsten Bewusstsein, aus den Trennungen der Unwissenheit einem umfassenden Bewusstsein und Wissen entgegenwachsen mögen.«

Aurobindos Ideen zur Pädagogik, die er als »Integral Education« bezeichnete, dienten als Vorbild für mehrere Schulen in Indien, wie beispielsweise der Sri Aurobindo International School in Hyderabad. Deren Motto »Wo das innere Wesen die äußere Persönlichkeit formt« beschreibt, wie hier gemäß Aurobindos integralem Menschenbild ein Raum geschaffen werden soll, in dem sich die körperlichen, emotionalen, mentalen und spirituellen Fähigkeiten des Menschen entfalten können. Diese Bereiche des Menschen werden im Curriculum berücksichtigt, wobei die Quelle und Triebkraft die Entfaltung der einzigartigen Seele des Menschen ist.

Neben vielen anderen Hinweisen beschrieb Aurobindo zwei Grundlagen der Bildung. Der erste Grundsatz ist, dass nichts gelehrt werden kann. Aurobindo selbst war ein unermüdlicher Lehrer, was also meint er damit? »Man kann … nichts lehren, was nicht bereits als potenzielles Wissen in der sich entfaltenden Seele des Geschöpfes enthalten ist … Wir erkennen das Göttliche Wesen und werden zum Göttlichen Wesen, weil wir dieses bereits in unserer geheimen Natur sind. Alles Belehren ist ein Enthüllen, alles Werden ist ein Entfalten.« Wie alle spirituellen Traditionen ging Aurobindo von der Einheit des Lebens aus und davon, dass in jedem Menschen ein Seelensame vorhanden ist, der sich von innen heraus entfalten möchte. Deshalb kann einem Menschen nichts von außen gelehrt werden, was nicht schon in ihm vorhanden und angelegt ist. Dieses innewohnende Wissen kann hervorgebracht werden, kann aus ihm erblühen. Das Lernen ist eine Bewegung aus dem Inneren, das kein Außen hat. Die Aufgabe von Bildungseinrichtungen ist hier also, die Bedingungen zu schaffen, die diese Entfaltung begünstigen. Wie tief und subtil dieser Grundsatz Aurobindos ist, wird deutlich, wenn wir eine weitere seiner Grundlagen des Lernens betrachten: dass wir am besten von ­Vorbildern lernen. ­Vor-bilder in diesem Sinne sind Menschen, die tiefe Qualitäten des Menschseins in ihrem Leben verwirklicht haben. Indem sie die Potenziale ihrer Seele sichtbar machen, berühren sie die Seele anderer Menschen und wirken wie ein Sog, wie das Sonnenlicht auf den schlummernden Seelensamen im Menschen. Damit wird dem Lehrer oder Pädagogen – und eigentlich jedem von uns – eine Aufgabe, ein Bildungsauftrag, gegeben: Vor-Bild zu sein für die Bildung anderer. In einem Lehren aus dem Sein, statt nur aus dem Wissen.

Freiheit des Geistes

Neben dieser Verbundenheit mit Vorbildern ist eine andere Grundvoraussetzung seelischer Bildung die Freiheit. Für den indischen Weisen Jiddu Krishnamurti stand die Entwicklung der geistigen Freiheit des Menschen im Mittelpunkt – die Freiheit von den Konditionierungen des eigenen Verstandes, von den Konditionierungen der Gesellschaft und von hierarchischer Unterordnung unter Autoritäten. Für ihn kann echte Bildung nur in einem Raum stattfinden, in dem es kein Autoritätsgefälle gibt. Die Idee, dass es jemanden gibt, der etwas weiß, und jemanden, der dies nicht weiß und dem es per Autorität gelehrt werden muss, schien ihm absurd. Krishnamurti sah den Prozess der Bildung als ein dialogisches Fragen zwischen Lehrer und Schüler, bei dem sich die Tiefen einer Sache oder eines Problems eröffnen und beide verwandeln und bereichern. Denn was es vom Leben in seiner Ganzheit zu lernen gibt, entfaltet sich aus dem Inneren der aufrichtig und rigoros fragenden, freien Seele: »Wir wiederholen gern, was andere Menschen sagen, was andere Menschen tun, weil es sich so am leichtesten lebt – wir sind mit einem alten oder einem neuen Muster konform. Wir müssen herausfinden, was es bedeutet, niemals in Konformismus zu verfallen und was es bedeutet, ohne Angst zu leben. Das ist dein Leben und niemand wird dich lehren, kein Buch, kein Guru. Du musst es selbst erlangen, nicht aus Büchern. Du kannst viel über dich selbst lernen. Das ist endlos, faszinierend – und aus dem, was du in dir über dich selbst lernst, daraus entsteht Weisheit.«

¬ Liebe ist die tiefste Form des Wissens, in dem Wissen und Liebe sich vereinen. ¬Arthur Zajonc

Jede Bildung muss für ihn nicht nur Wissen vermitteln, sondern vor allem auch Intelligenz, eine Klarheit des Geistes, die in sich aus der innewohnenden Verbundenheit mit dem Leben aus anderen Motivationen handelt. Ein Geist, der Mitgefühl, Freiheit und Großzügigkeit lebt. Dadurch lag für Krishnamurti der Schlüssel zu einer Transformation unserer Kultur in dieser Bildung, die eine Rückbindung des Menschen an seinen inneren religiösen Impuls ist. Hier sah er die revolutionäre Sprengkraft wahrer Bildung. Weil sie uns gegen den Strom der Gesellschaft und seiner Triebkräfte wie Materialismus, Gier, Angst, Bevormundung und Gewalt widerständig macht und den Impuls zur Schaffung einer neuen Kultur gibt, die auf den Qualitäten beruht, die sich aus einer freien, schöpferischen, liebenden Seele bilden: »Sein Anliegen war, den Menschen aus den Fesseln der persönlichen Weltsicht und Ich-Vorstellung zu befreien und ihm so die ganze Dimension des Lebens zu eröffnen. In einem so gearteten freien, ungeteilten und ungetrennten Bewusstsein wirken urprüngliches Mitempfinden, Fürsorge und Verantwortlichkeit für das ganze Leben und alle seine Wesen, die alle weder erworben werden können noch müssen«, schreibt der Krishnamurti-Kenner Bernd Hollstein.

Krishnamurti gründete in England, den USA und Indien gemäß seinen Anregungen Schulen, wie die Brookwood Park School unweit von London. Hier wird gemäß Krishnamurtis Betonung des kritischen Geistes ein Bildungsweg angelegt, den der Schüler nach eigenen Fragen und Interessen selbst mitbestimmen kann. Zudem wird auf eine ganzheitliche, interdisziplinäre und gesellschaftlich verantwortungsvolle ethische Bildung Wert gelegt. Ein Grund dafür, dass Krishnamurtis Impuls zur Bildung keine breitere Wirkung entfalten konnte, ist vielleicht das Paradox, das seinen Hinweisen zugrunde liegt: Er lehnte Systeme, Ideologien und Autoritäten ab, aber eine Schule oder andere Bildungseinrichtung muss sich in irgendeiner Weise organisieren und strukturieren.

Eine Epistemologie der Liebe

Einen anderen pädagogischen Ansatz, der aus einer tiefen seelischen Quelle schöpft, hat der Physiker und Hochschullehrer Arthur Zajonc mitentwickelt. Er bezeichnet ihn als kontemplative Pädagogik und schöpft dabei aus der Waldorfpädagogik Rudolf Steiners (die im Interview mit Jost Schieren thematisiert wird, s. S. 34) und den kontemplativen Traditionen, insbesondere dem Buddhismus. Zajonc war unter anderem Leiter des Mind and Life Institute, das unter der Schirmherrschaft des Dalai Lama den Dialog zwischen Wissenschaft und kontemplativen Traditionen fördert.

Für Zajonc eröffnen die kontemplativen Übungen wie die Medi- tation einen Zugang zur Wirklichkeit von innen her. Das konzen- trierte Aufmerksamsein, die wertfreie Bewusstheit der Meditation, die stille Weite des ruhenden Geistes bietet den Raum, in dem die Wirklichkeit erscheinen kann, wie sie ist. In solch einem Geist weicht die heute in der Bildung vorherrschende »Epistemologie der Distanz, Kontrolle und Manipulation« einer »Epistemologie der Liebe«, die sich in »Respekt, Zärtlichkeit, Intimität, Verletzlichkeit, Teilhabe, Transformation des Selbst, der Bildung neuer Fähigkeiten und Potenziale und klarer Einsicht« zeigt. In dieser inneren Gestimmtheit wird die Liebe zum Leben, zur Wirklichkeit, zur Bewegkraft der Bildung: »Liebe als die tiefste Form des Wissens, in dem Wissen und Liebe sich vereinen durch eine Identifikation, in der das Objekt zum Subjekt wird.« Wenn sich Wissen und Liebe vereinen, dann lernen wir etwas über das Leben, indem wir immer mehr mit ihm eins werden. Kontemplative, aufmerksame, bewusste Hinwendung zur Welt führt zu einer Ganzwerdung mit dem Leben. Daraus entsteht dann auch eine ethische Haltung, die aus dieser liebenden Durchdringung mit der Welt handelt.

¬ Wir müssen herausfinden, was es bedeutet, niemals in Konformismus zu verfallen. ¬Jiddu Krishnamurti

Die kontemplative Pädagogik, die Zajonc hier anspricht, meint eine integrative Form des Wissens, wobei Erkenntnis zur transformierenden, liebebildenden Kraft wird. In diesem Zusammenhang zitiert Zajonc gern seinen Lieblingssatz von Goethe: »Jeder Gegenstand wohl beschaut, schließt ein neues Organ in uns auf.« Zajonc erklärt diesen Satz so: »Wenn wir wiederholt unsere Aufmerksamkeit auf ein Objekt richten, dann wirkt dies in erstaunlicher und kraftvoller Weise auf unseren menschlichen Organismus zurück. Durch die kontemplative Praxis entwickelt sich der Mensch, oder man könnte sagen, er wird geformt … Was durch dieses neue Organ, das durch den wiederholten Akt des Aufmerksamseins geformt wird, verstand Goethe als Einsicht.« (In wissenschaftlichen Studien der Veränderung im Gehirn durch kontemplative Übungen konnte eine Formung des Gehirns, Neuroplastizität genannt, auch ganz physisch festgestellt werden.)

In Zajonc‘ Arbeit mit einer kontemplativen oder integrativen Pädagogik führt er das kontemplative und meditative Element ganz praktisch in die Lehre an Universitäten ein. Er war Leiter des Center for Contemplative Mind in Society, das heute mit über 2500 Mitarbeitern in Universitäten in den USA und darüber hinaus zusammenarbeitet, die kontemplative Übungen in ihren Unterricht aufnehmen. Und er ist Mitbegründer der Association for Contemplative Mind in Higher Education, die konkrete Impulse für eine kontemplative Bildung an den Hochschulen gibt. Und auch in Deutschland gibt es eine zunehmende Bewegung, meditative Übungen und Achtsamkeit in die Pädagogik zu integrieren.

Zajonc‘ Vision einer Epistemologie der Liebe geht hierbei aber wohl weiter als viele der Ansätze, Achtsamkeitsübungen oder Yoga in den Unterricht aufzunehmen. Der Sinn einer kontemplativen Pädagogik ist für ihn: lieben lernen. Oder wie es Krishnamurti ausdrückt: »Bildung bedeutet nicht nur, Prüfungen zu bestehen …, sondern in der Lage zu sein, den Vögeln zuzuhören, den ­Himmel zu sehen, die unglaubliche Schönheit eines Baumes zu sehen und die Form der Hügel. Und mit ihnen zu fühlen und wirklich, unmittelbar mit ihnen in Berührung zu sein.«

Bildung von innen

Bildung ist Entwicklung der Seele, in Freiheit und Liebe. Jeder von uns ist ein einzigartiges seelisches Wesen, das aus der innewohnenden Freiheit schöpfend der Welt in Liebe begegnet und durch diese Begegnung verwandelt wird, sodass immer mehr Qualitäten einer umfassenden Wirklichkeit – Wahrheit, Güte und Schönheit – durch uns hindurchscheinen können. Dieses Bild von Bildung, das sich hier aus einer mystisch inspirierten Perspektive zeigt, ist sicher für alle von uns individuell und für eine wie auch immer organisierte Bildung eine Zukunftsaufgabe, eine Vision des Möglichen. Sie deutet auf eine Bildung hin, die heute weit verbreitete kulturelle Werte wie Egoismus, Wirtschaftlichkeit und Konformität aufbrechen kann und ihnen die Vision einer Kultur der ko-kreativen Verbundenheit, seelischen Entfaltung und Freiheit entgegensetzt. Hier zeigt Bildung ihr revolutionäres kulturelles Potenzial.

Der Impuls des Lernens in uns kommt aus der Tiefe unseres Wesens und ist, so könnte man sagen, die Neugier des Lebens nach sich selbst. Dieser tiefinnerste Impuls kann nicht instrumentalisiert, ökonomisiert und konform gemacht werden, er ist der freie Ort in uns, in dem das Leben durch uns wachsen kann. Dann können wir ein Bewusstseinsraum sein, in dem sich das Leben seiner selbst bewusst wird und sich schöpferisch lernend der Zukunft öffnet.

Author:
Mike Kauschke
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