Brücken bauen

Our Emotional Participation in the World
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Interview
Published On:

April 21, 2016

Featuring:
Stephen Diwauripo
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Issue:
Ausgabe 10 / 2016:
|
April 2016
Europa sucht seine Seele
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Das Dorfprojekt Kufunda in Zimbabwe

Vor fast 30 Jahren aus einer spontanen Vision entstanden, verbindet das Dorfprojekt Kufunda Learning Village heute die ursprüngliche Weisheit und Schönheit Afrikas mit progressiven globalen Ansätzen von Art of Hosting, über Waldorfschulen, biologischen Landbau bis hin zu Aikido. Ein globales Dorf, das zum wertschätzenden Austausch zwischen den Kulturen beitragen möchte.

evolve: Mit welcher Absicht wurde Kufunda gegründet? Wie begann das Projekt?

Stephen Diwauripo: Kufunda begann als eine Vision, die spontan bei einer Geburtstagsfeier entstand. Maaianne Knuth, die eine dänische Mutter und einen Vater aus Zimbabwe hat, feierte ihren 31. Geburtstag in Zimbabwe. Sie hatte in Dänemark studiert und lud ihre Freunde aus der ganzen Welt ein, in dem Dorf, in dem sie mit ihren Eltern gelebt hatte, mit ihr zu feiern. Die ganze Nacht hindurch wurde gefeiert, die Leute aus dem Dorf trommelten und spielten Mbira, ein traditionelles afrikanisches Musikinstrument. Die Gäste hatten Kleider als Geschenke mitgebracht. Erst am frühen Morgen beendete das Oberhaupt des Dorfes das Fest und dankte den Gästen für die mitgebrachte Kleidung. Einer der Gäste stand auf und sagte, das sei nichts im Vergleich zu der Freude, Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die sie von den Dorfbewohnern erfahren durften. So begann ein Gespräch darüber, wie man diese gerade begonnene Beziehung weiterführen könnte. Die Dorfbewohner waren gewohnt, von den Menschen aus dem Westen Hilfe zu bekommen. Ihnen war nicht bewusst, dass sie der Welt etwas Wertvolles geben konnten. Da war die Idee geboren: Wie wäre es, wenn wir ein Zentrum aufbauen, in dem wir zusammen lernen und die Gaben, Fertigkeiten, Talente und Potenziale jedes Menschen und der unterschiedlichen Kulturen wertschätzen lernen?

e: Nach welchen Prinzipien leben die Menschen in Kufunda? Was sind die wichtigsten Arbeitsbereiche?

SD: Das wichtigste Prinzip für uns in Kufunda ist, dass wir einander in Liebe und Wertschätzung begegnen. Jeder Mensch hat Talente und Begabungen. Wir unterstützen einander und arbeiten zusammen an der Verwirklichung unserer Potenziale. Wir glauben, dass jeder Einzelne mit dem, was er lernt, die ganze Gemeinschaft bereichern kann. Zudem wenden wir die Idee kollektiver Führung an. In unserer Arbeit fokussieren wir uns hauptsächlich auf Nachhaltigkeit, persönliche Führungsfähigkeiten, Gemeinschaftsentwicklung, Arbeit mit Jugendlichen und gesundes Leben.

-KUFUNDA IST EINE BRÜCKE DER INTEGRATION VERSCHIEDENER PERSPEKTIVEN UND LEBENSWEISEN-

Wir versuchen, so weit wie möglich von dem zu leben, was wir selbst anbauen, und gehen mit unseren Ressourcen so um, dass wir die Umwelt nicht zerstören. Wir praktizieren Biolandwirtschaft, Permakultur, nachhaltige Energielösungen und wollen Vorbild für ein umweltgerechtes Leben sein. Wir bauen unsere eigenen Kräuter und gesunde Lebensmittel an und wir beziehen diese Bereiche auch in unsere Leadership-Trainings ein. In unserer Arbeit mit persönlicher Leadership bieten wir Prozesse an, durch die sich die Teilnehmer selbst kennenlernen, mit ihrer Begeisterung in Kontakt kommen und an der Entwicklung der eigenen Talente und Potenziale arbeiten.

In unserer Gemeinschaft wenden wir vor allem die Methode Appreciative Inquiry an und fragen die Teilnehmer: Was schätzt du an deiner Gemeinschaft, welchen Traum hast du für ihre weitere Entwicklung und wie denkst du, können diese Träume Wirklichkeit werden?

e: Wie verbinden Sie die Ressourcen und die Weisheit der Dorfbewohner mit den Einflüssen aus dem Westen?

SD: Kufunda ist eine Brücke der Integration verschiedener Perspektiven und Lebensweisen. Die Grundlage ist eine gegenseitige Wertschätzung. Diese Wertschätzung unterschiedlicher Glaubenssysteme oder Kulturen kommt aus einer tiefen Annahme der Vielfalt. Wir ermutigen die Menschen, voneinander zu lernen und vielleicht auch einige Dinge loszulassen, um Raum für Neues zu machen. Dadurch entsteht zwischen den Menschen, die hier in Kufunda leben, und den Besuchern aus dem Westen ein lebendiger Austausch, bei dem alle lernen können.

e: Wie und warum nutzen Sie Methoden wie Art of Hosting?

SD: Wir nutzen Art of Hosting bei unseren Treffen, weil es die aktive Teilnahme aller ermöglicht. Die Menschen werden ermutigt, ihre Ideen und Gedanken einzubringen. Dadurch fühlen sie sich bestärkt und wir können gemeinsam in einen Prozess des kollektiven Denkens eintreten. So können sich Menschen verbinden, weil ein sicherer Raum geschaffen wird, in dem sie sich ausdrücken und mehr über sich erfahren können. Somit wird auf mitfühlende Weise die Ko-Kreation gestärkt. Ko-Kreation ist so wichtig für uns, weil es die Leute dazu befähigt, selbst die Verantwortung für ein Projekt oder eine Idee und deren Verwirklichung zu übernehmen.

e: Viele Ihrer Programme richten sich an junge Leute. Was können sie in Kufunda lernen?

SD: Junge Menschen stehen vor großen Herausforderungen. Wir helfen ihnen, sich selbst besser kennenzulernen und Selbstvertrauen zu entwickeln. Wir begleiten sie dabei, in ihren Gemeinschaften neue Möglichkeiten und Projekte zu finden, die sie dort einbringen können und von denen sie auch leben können. Wir geben ihnen Methoden an die Hand, mit denen sie in ihren Gemeinden neue Gesprächsformen weitergeben können. Dieser Fokus auf junge Menschen ist uns sehr wichtig, denn sie sind unsere Zukunft. Deshalb betreiben wir Vorschulen in einigen Gemeinden in Zimbabwe und nutzen in unserer eigenen Schule das Modell der Waldorfschulen.

e: Sie bieten auch ein Programm namens »Young Woman Are Medicine« an. Warum sind Frauen und ihre Entwicklung so wichtig für die Zukunft Zimbabwes?

SD: Frauen können in Zimbabwe eine wichtige Rolle spielen. Sie wurden lange Zeit unterdrückt und es ist Zeit, dass sie lernen, dass auch sie Großes erreichen können. Frauen reagieren sehr offen auf neue Ideen und wenden sie schnell in ihren Gemeinden an. Bei unseren Leadership-Seminaren bemerken wir immer wieder, dass Frauen zögern, diese innere Kraft zu zeigen. Sie wurden mit der Vorstellung erzogen, dass sie den Männern folgen sollten. Junge Frauen können bei uns lernen, selbstständig zu werden und ihre eigenen Ideen umzusetzen.

e: Spielt Spiritualität eine Rolle in Kufunda? Wenn ja, welche?

SD: Spiritualität spielt eine Rolle durch verschiedene Praktiken. Im Dorf leben Menschen mit unterschiedlichem Glauben und allen steht frei, zu glauben, was sie wollen. Es gibt Praktiken, die uns helfen, uns zu erden und wir heißen alle spirituellen Wege willkommen, solange sie die Freiheit der anderen Menschen achten. Wir praktizieren unter anderem Aikido, Movement Medicine, Yoga und Meditation.

e: Was kann Kufunda Ihrer Meinung nach zu Zimbabwes Zukunft beitragen?

SD: Kufundas Beitrag für die Welt ist die Schaffung eines weltweiten Netzwerks von Menschen, die einander über Kulturen hinweg in tiefen Gesprächen begegnen. Diese Menschen sehen Zimbabwe aus einer anderen Perspektive. Dabei fokussieren wir uns darauf, was jeder in seiner eigenen Umgebung verbessern kann.

Author:
evolve
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