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Ein Interview mit Jane Riddiford, die jungen Menschen die Geschichte ihres Lebens lehrt
Urban Gardening ist mittlerweile ein Trend. Jane Riddiford hat dabei mit ihrer Non-Profit-Organisation Global Generation in London Pionierarbeit geleistet und eine eigene Form entwickelt, um Jugendlichen in der Stadt erfahrbar zu machen, dass sie Teil eines größeren Lebensprozesses sind.
evolve: In deiner Arbeit bringst du Teenagern Nachhaltigkeit und Ökologie nahe, indem du diese Themen mit dem Wissen und der Erfahrung von einer größeren Lebensgeschichte, der evolutionären Reise des Kosmos, verbindest. Was ist das Besondere an diesem Ansatz?
Jane Riddiford: Bei der Gründung von Global Generation wurde ich von Ken Wilbers Gedanken zu „Selbst, Kultur und Natur“ beeinflusst. Ich habe versucht, seine Ideen in eine einfachere Sprache zu übersetzen: „Ich, Wir und der Planet“. Diese drei Dimensionen sind heute die Säulen unserer Arbeit. Wie können wir als Individuen wachsen, unsere Beziehungen pflegen und unsere Verbundenheit mit dem gesamten Leben erfahren und Verantwortung für unseren Planeten übernehmen? Da unsere Arbeit mit jungen Menschen auf Nachhaltigkeit und Ökologie ausgerichtet ist, war ich der Meinung, dass eine Sprache von Wachstum, natürlichen Prozessen und Ackerbau den metaphorischen Raum für Veränderung und Entwicklung in allen drei Dimensionen von Ich, Wir und Planet zur Verfügung stellt. Die körperliche Arbeit im Garten oder Erlebnisse in der Wildnis öffnen jungen Menschen die Möglichkeit, über eine größere Geschichte der Natur zu sprechen, in der auch ihr individuelles Leben eine neue Bedeutung bekommen kann. Es gibt einen Text des großen evolutionären Denkers Teilhard de Chardin, in dem er sagt, dass wir „das Persönliche im Kosmos“ finden können. Für mich war das sehr wichtig, denn wir müssen dieser übergreifenden universellen Geschichte Bedeutung geben, indem wir sie als unsere begreifen. Ein Funke erwacht in jungen Menschen, wenn sie sich als Teil eines größeren Entfaltungsprozesses sehen. Diese Einsicht führte auch dazu, Global Generation überhaupt erst zu gründen.
e: Kannst du diese anfängliche Einsicht noch etwas näher erläutern?
JR: Es begann mit einem Sommercamp, das ich für eine Gruppe Teenager aus der Stadt veranstaltete. Wie viele Jugendliche waren sie recht zynisch und gelangweilt, aber als sie in einfache Arbeiten in der natürlichen Umgebung einbezogen wurden, begannen sie, lebendiger zu werden und sich zu interessieren. Sie fanden Zugang zu einer tieferen Menschlichkeit und entwickelten Beziehung miteinander und mit der Natur. Es war dieser Funke in ihnen, der mich auf die Idee brachte, dieses Camp zu einem Ort zu entwickeln, wo junge Menschen in größerer Fülle erfahren können, wer sie sind und wovon sie ein Teil sind.
e: Heute arbeitest du meist im Stadtzentrum von London, was hat dich dazu gebracht, diese Arbeit in die Stadt zu bringen?
JR: Während einer Baumpflanzaktion auf unserer Farm hatte ich eine Vision: Wir könnten das auf den Dächern von London weiterführen! Durch Bekannte bekamen wir die Möglichkeit, auf dem Dach einer bekannten PR-Agentur bei Kings Cross einen Garten anzulegen. Wir arbeiteten auch mit den Angestellten zusammen, was zu einem wechselseitigen Lernen führte. Durch dieses Projekt kamen wir in Kontakt mit einem Bauunternehmen, das einen riesigen Gebäudekomplex nahe Kings Cross plante, was eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Europa ist. Der Geschäftsführer sagte: „Ich mag den Gedanken, dass Wirtschaft und Aktivismus nicht getrennt werden müssen.“ So konnten wir auf einem ehemaligen Busbahnhof einen „Containergarten“ errichten. Damit sind Container gemeint, in denen wir unterschiedliche Pflanzen anbauen. Diese Container sind transportierbar, wir können sie also auf dem Baugelände bewegen. Der Containergarten ist das Zuhause von Global Generation und unserer vielen Projekte. Die University of Arts, die „The Guardian“, ein Ausbildungsprogramm des Bauunternehmens und viele Nachbarschulen beteiligen sich an unseren Projekten. Unter anderem bieten wir ein neunmonatiges Leadership-Programm für Jugendliche an, das auf erfahrungsbezogenem Lernen in den Dimensionen von Ich, Wir und Planet basiert. Diese Teenager können sogenannte „Generators“ werden und in unseren Programmen dann die Jüngeren unterrichten. Wir bieten auch Programme zu Wirtschaft und Nachhaltigkeit oder leiten verschiedene Projekte in unserem Café und unserer Gastronomie – dabei verwenden wir so viele unserer selbst angebauten Produkte wie möglich und beteiligen die Teenager beim Anbau, beim Kochen und Servieren.
Ein Funke erwacht in jungen Menschen, wenn sie sich als Teil eines größeren Entfaltungsprozesses sehen.
Aber unser Kernprojekt im Sinne unserer philosophischen Vision ist die sogenannte „Big Bang Summer School“, die wir mit Teenagern zwischen dem 11. und 23. Lebensjahr mit Unterstützung unserer Partner-Unternehmen aus der Gegend von Kings Cross durchführen. Hier lehren wir den jungen Menschen, wie auch den Erwachsenen, die Geschichte unseres Universums, aber auf eine sehr praktische Weise. Wenn die Jugendlichen etwas über die Erde lernen, zeigt uns zum Beispiel ein Bauarbeiter Lehm, den sie zuvor am Bauplatz ausgegraben haben und wir reden über den Ursprung der Materie. Oder wir treffen uns mit Redakteuren des „Guardian“, die über jüngste kosmologische Entdeckungen erzählen oder gehen zum nahegelegenen Francis Crick Institut und erfahren etwas über die DNA. Die Jugendlichen machen auch Schreibübungen, bei denen sie über ihre Beziehung mit dem Universum schreiben und demnach Werte und Qualitäten in sich selbst finden, die sie mit den Gesetzmäßigkeiten des Universums verbinden. Und wir lehren ihnen auch einfache Meditationsübungen, damit sie einen inneren Ort der Stilleerfahren können.
e: Welche Auswirkungen kannst du bei den Jugendlichen sehen, wenn sie etwas über diese größere Geschichte lernen?
JR: Teenager sind oft sehr mit sich selbst beschäftigt und machen sich Sorgen um ihre Prüfungen und Beziehungen. Wenn sie etwas über eine größere Entwicklungsgeschichte des Universums lernen, von der sie ein Teil sind, dann sehen sie, dass diese Sorgen nicht alles sind, was es gibt. Einer von ihnen sagte: „Ich dachte immer, ich wäre nicht verbunden. Aber jetzt begreife ich, dass ich Teil des Lebens bin, alle Lebensformen sind miteinander verbunden und ich spüre dieses Leben auch in mir. Daher muss ich doch verbunden sein.“ Wenn sie diese größere Geschichte erfahren, finden sie Selbstvertrauen und innere Verwurzelung und eine Identifikation mit einem tieferen Sinn. Sie erkennen, dass das Leben voller Möglichkeiten ist und dass es nicht nur um den eigenen Überlebenskampf gehen muss.
Author:
Mike Kauschke
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