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War die Generation unserer Eltern noch davon überzeugt, »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.«, so wissen wir heute: Lebenslanges Lernen und Verändern ist möglich. Bis ins hohe Alter hinein ist unser Gehirn formbar. Doch nicht nur unser Gehirn scheint bis zum Schluss formbar, auch unsere Körper, ja kurz alles, was uns als Menschen ausmacht, können wir beeinflussen. Designe dich selbst, kreiere selbstverantwortlich dein Leben! Du bist deines Glückes Schmied! Vom Esoterikmagazin bis zum Lifestyle-Hochglanzheft werden wir mit diesen Botschaften beglückt, stets wissenschaftlich untermauert durch die Hirnforschung.
Um eines vorwegzunehmen: Auch ich bin davon überzeugt, dass an dem Sprichwort »Wie man sich bettet, so liegt man.« etwas dran ist. Und die Idee, dass wir die Fähigkeit zur Neuorientierung und zur Veränderung besitzen, finde ich nicht nur sehr sympathisch, sondern sie entspricht auch meiner persönlichen Lebenserfahrung. Und dennoch beschleicht mich angesichts dieser Selbstdesignbegeisterung ein leichtes Unbehagen. Ich schließe nicht aus, dass ein Teil dieses Unbehagens damit zusammenhängt, dass ich älter werde und mich gar nicht mehr dauernd verbessern möchte, oder dass ich einfach nur gerne faul bin.
Doch es gibt noch etwas, das weniger mit meiner eigenen Persönlichkeit zu tun hat, was dieses Unbehagen erzeugt. Es hat mehr mit der Kehrseite dieser Verbesserungsbegeisterung zu tun: nämlich mit der Unfähigkeit, das Nicht-Perfekte, das maßgeblich Teil des Lebens ist, auszuhalten. Ich glaube aber, ein gutes Leben zeichnet sich auch dadurch aus, das Nicht-Perfekte annehmen zu können und im besten Fall darüber zu lachen. Vielleicht sind es ja gerade unsere kleinen Schrullen und Macken, unsere Ecken, an denen wir uns selbst und andere ab und an reiben, ohne uns oder die anderen gleich aufzureiben, die uns zu einzigartigen Individuen machen.
¬ EIN GUTES LEBEN ZEICHNET SICH AUCH DADURCH AUS, DAS NICHT-PERFEKTE ANNEHMEN ZU KÖNNEN. ¬
Sich unentwegt in den verschiedensten Bereichen zu verbessern, kann sehr anstrengend sein, für einen selbst und die Umwelt. Vor lauter Arbeit an sich und mit sich, mit Strukturen, Prozessen und Gemeinschaft kann das Leben beizeiten etwas in den Hintergrund treten. Gerade auch die integrale Szene ist vor diesem Hyperverbesserungsaktivismus nicht gefeit. Nicht nur Körper, Geist, Bewusstseinsebenen müssen analysiert und trainiert werden, auch die eigenen Schatten müssen konsequent beleuchtet werden. Vielleicht ist es aber nur ein Megaschatten der postmodernen westlichen Leistungsgesellschaft, dass alles permanent verbessert und entwickelt werden muss.
Damit ist meines Erachtens auch die Vorstellung verbunden, alles im Leben läge in unseren Händen, wir seien für alles verantwortlich. Wer sich viel in spirituellen Kreisen bewegt, wird sehr oft zu hören bekommen: »Du allein bist für dein Leben verantwortlich. Die äußeren Faktoren spielen keine Rolle. Es sind deine Gedankenmuster, die dich leiden lassen.« Meines Erachtens gibt es nur ein Gedankenmuster, das uns leiden lässt: nämlich wirklich für alles verantwortlich zu sein. Es leuchtet mir schlicht und ergreifend nicht ein, weshalb ich auch noch für strukturelle oder familiäre Rahmenbedingungen oder für meine Genetik verantwortlich bin; dass ich Einfluss darauf habe, ist unbestritten. Aber ich habe mir weder meine Eltern, noch meinen Körper, noch mein Land, noch mein Geburtsdatum ausgesucht. Es reicht mir völlig, dass ich dafür verantwortlich bin, wie ich damit umgehe, was mir das Leben gegeben hat. Ich finde es sehr entlastend, dass dieser Umgang nicht immer optimal ist und es auch nicht sein muss.
Author:
Dr. Katharina Ceming
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