Gemeinsame Wirksamkeit

Our Emotional Participation in the World
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Kolumne
Publiziert am:

July 12, 2021

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Ausgabe 31 / 2021:
|
July 2021
Wir alle leben in Mythen
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In Gemeinschaften und Initiativen, die sich der inneren Entwicklung zuwenden, müssen wir uns die Frage stellen, ob unsere Aktivitäten mit ihren hohen Idealen in Bezug auf den Klimawandel oder die soziale Transformation wirklich angemessen sind. Ich bin selbst Teil dieser bewusstseins­orientierten Gemeinschaften und beobachte, dass das Gefühl von Dringlichkeit hinsichtlich der Meta-Krise zu unzähligen Blog-Posts und Zoom-Konferenzen führt, die aber kaum einen messbaren Einfluss auf politische Entscheidungen haben, die die bedürftigsten Menschen betreffen. Vielleicht ist es nur ein Übergang und wenn die Zeit reif ist, werden diese inneren Entwicklungen im Bewusstsein auch im politischen Bereich Ausdruck finden. Dabei kann sich aber manchmal auch eine gewisse Ungeduld einstellen, denn sicher wollen wir alle inneren Frieden erfahren. Aber es ist verflixt schwer, cool zu bleiben, wenn die Welt in Flammen steht. Wie könnten Bewegungen einer neuen Bewusstseinskultur gesellschaftlich wirksamer werden?

Wenden wir uns zunächst der Verbindung zwischen Mitgefühl und Gerechtigkeit zu. Wir leben in einer Welt, in der die Folgen der Klimakrise vor allem Menschen betreffen, die sowieso schon unter sozialer Ungerechtigkeit leiden. In einem UN-Bericht wird soziale Gerechtigkeit als »faire und mitfühlende Verteilung der Früchte des ökonomischen Wachstums« bezeichnet. Fairness, Mitgefühl, Empathie sind psychologische Haltungen, die den Kern der Gerechtigkeit bilden. In Kreisen der Bewusstseinsbildung wird die Entwicklung von Mitgefühl als zentral angesehen. Wenn dieses Mitgefühl aber nicht in gesellschaftliche Systeme integriert wird, dann erzielt es wenig Wirkung. In der Geschichte gibt es zahllose Beispiele dafür, dass wohlwollende Initiativen für mehr Gerechtigkeit von mächtigeren und besser organisierten Kräften vereitelt wurden. Eindrückliche Beispiele sind der gescheiterte Friedensprozess zwischen Israel und Palästina, das Wiederaufleben des Faschismus weltweit und die Macht großer Konzerne, die zu sozialer Ungleichheit und Umweltzerstörung führt. Um dem zu begegnen, können wir aktive Verfechter von Mitgefühl werden, die gemeinsam für diesen Wert als grundlegende Voraussetzung von Gerechtigkeit einstehen.

WIE KÖNNTEN BEWEGUNGEN EINER NEUEN BEWUSSTSEINSKULTUR GESELLSCHAFTLICH WIRKSAMER WERDEN?

Zweitens ist es wichtig, Vorstellungen von innerer Entwicklung mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UN zu verbinden, wie es das Projekt MindShift oder die Ubiquity Universität tun. Hier können wir noch einige Schritte weitergehen, um diesen Einsichten in politischen Gesetzesinitiativen, Institutionen und Medien Gehör zu verschaffen. Dabei müssen wir dafür sorgen, dass innere Entwicklung nicht zu einem neuen elitären Projekt wird. Sich diesen Themen widmen zu können, ist ein Privileg. Viele Menschen können nicht aus Armut, Konflikten und Umweltzerstörung aussteigen, und wenn sie es tun, z. B. durch Migration, werden sie oft daran gehindert. Nachhaltige Entwicklung muss sich auch auf die Menschen beziehen, die Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Zerstörung erlebt haben, deshalb sollten sie auch einbezogen werden.

Drittens brauchen wir aktiv ausgerichtete Projekte, die weiter reichen als unsere eigenen Praxisgruppen. Es gibt praktische Beispiele dafür, wie zum Beispiel die Initiativen, die von der Emergence Foundation unterstützt werden. Wir brauchen noch viel mehr Projekte, die auf systemischen Rassismus antworten oder für die Grundrechte der Natur eintreten, sich für transformierende Bildung für Flüchtlinge einsetzen oder Musiktherapie für psychisch belastete Menschen anbieten, erschöpfte soziale Aktivisten unterstützen oder Achtsamkeit für Parlamentarier lehren. Diese Projekte können einen Multiplikatoreneffekt erreichen, wenn sie sich miteinander vernetzen.

Das sind ein paar anfängliche Beispiele für Initiativen, die weiter ausgebaut und dann in soziale und politische Strukturen integriert werden können, um eine größere Reichweite zu bekommen. Diese Initiativen erfordern ein umfassendes Denken, weitreichende Vernetzung und strategisches Vorgehen jenseits unserer Komfortzonen. Überlegungen zur »Sinnkrise« könnten ansonsten ihre Wirksamkeit verlieren, wenn sie nicht in die Politik, in Projekte und gesetzliche Regelungen eingebettet werden, die das menschliche Verhalten lenken. 

Author:
Dr. Magdalena Smieszek
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