Innere Entwicklung wird populär

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Kolumne
Publiziert am:

April 11, 2022

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Ausgabe 34 / 2022
|
April 2022
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Offene Türen für die Inner Development Goals

Manchmal entsteht eine Idee, die auf die Fragen der Zeit antwortet und dadurch schneller wächst als erwartet. So geschieht es gerade der Initiative Inner Development Goals (IDGs), die eine innere Ergänzung zu den SDGs, den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN, anregt.

Die SDGs dienen als Leitlinie, um das Handeln der Staaten der Vereinten Nationen in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen. Zu den Zielen zählen unter anderem Armut beenden, Ernährung sichern, gesundes ­Leben für alle, Bildung für alle, nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle, Ungleichheit verringern, Sofortmaßnahmen ergreifen, um den Klima­wandel und seine Auswirkungen zu bekämpfen. Die Verwirklichung dieser Ziele wird durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) unterstützt.

In der Arbeit an der Umsetzung dieser Ziele mehren sich die Stimmen, die auf den inneren Aspekt der Entwicklung verweisen. In einem Bericht der UNDP heißt es, dass nicht nur das »Was« der Entwicklung wichtig sei, sondern die Aufmerksamkeit erweitert sich zu »einer ernsthafteren Betrachtung der Grundlagen und Annahmen, die unser ›Wie‹ bestimmen.« Durch welche Prozesse im Bewusstsein der Menschen, in sozialen Beziehungen und systemischen Zusammenhängen wird eine solche Entwicklung unterstützt?

Eine Antwort auf diese Frage gibt die IDG-Initiative, in der vergangenen Ausgabe sprachen wir dazu ausführlich mit dem Leiter der Initiative Jan Artem Henriksson. Die IDGs wurden 2020 von den in Schweden ansässigen Organisationen 29k, The New Division und Ekskäret Foundation ins Leben gerufen und beschreiben fünf Dimensionen, in denen eine innere Entwicklung gefördert werden kann: Sein (Beziehung zum Selbst), Denken (kognitive Fähigkeiten), Beziehung (Fürsorge für andere und die Welt), Zusammenarbeit (soziale Fähigkeiten) und Handeln (Veränderung ermöglichen).

¬ BEI DER UMSETZUNG DER NACHHALTIGKEITSZIELE DER UN MEHREN SICH DIE STIMMEN, DIE AUF DEN INNEREN ASPEKT DER ENTWICKLUNG VERWEISEN. ¬

Schon bald nach der Gründung konnte die Initiative in Schweden einige große Unternehmen wie IKEA, Ericsson oder Spotify dazu bewegen, Programme zu beginnen, um die IDGs in ihrer Unternehmenskultur umzusetzen, insbesondere in der Weiterbildung von Führungskräften. Daneben gab es auch Gespräche mit der Regierung Costa Ricas, die Interesse daran zeigte, die IDGs umzusetzen. Dieser Beratungsprozess führte dazu, dass im März dieses Jahres der Präsident von Costa Rica, S.E. Carlos ­Alvarado Quesada, bei einem Treffen der UNPD erklärte, dass er die IDGs in seinem Land im öffentlichen Sektor einführen wird. Er begründete dies damit, dass es für die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele notwendig sei, dass die Entscheidungsträger die entsprechenden inneren Fähigkeiten entwickeln, insbesondere in Bezug zu Selbstgewahrsein, Systemdenken, der Fähigkeit, mit der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft zusammenzuarbeiten, der Verbundenheit mit der Natur, Voraussicht und einer Verpflichtung zum Handeln. Und er lud alle anderen Nationen ein, es seinem Land gleichzutun. Zudem führte Otto Scharmer, der Begründer der Theorie U und Berater der IDG-Initiative, mit seinem Presencing Institute für das UNPD ein Action Learning Lab für Systemtransformation durch. Über 400 Praktiker aus der ganzen Welt nahmen an dieser viermonatigen praxisorientierten Lernreise teil.

Als weiterer Schritt in der Verbreitung und Erforschung der IDGs findet am 29. April ein Inner Development Goals Summit in der Stockholmer Konzerthalle statt, zugleich können Menschen aus aller Welt auch digital daran teilnehmen. In Vorträgen, Workshops und Dialogen werden Expertinnen und Experten die fünf Bereiche der IDGs gemeinsam vertiefen. Zu den Sprecherinnen und Sprechern gehören u. v. a. der Entwicklungspsychologe Robert Kegan, die Organisationsexpertin Amy Edmondson und Otto Scharmer.

Es stimmt hoffnungsvoll, wenn man sieht, auf welches Interesse der Fokus auf die Entwicklung innerer Fähigkeiten des Bewusstseins und der Beziehung in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik trifft. In einer Zeit vielschichtiger globaler Herausforderungen werden solche Bewusstseinsveränderungen wohl mitbestimmend sein, ob wir als Weltgemeinschaft angemessen darauf antworten werden.

Author:
Mike Kauschke
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