Ministerium für Yoga

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Kolumne
Publiziert am:

January 12, 2015

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Ausgabe 05 / 2015
|
January 2015
Vom Körper den wir haben zum Leib der wir sind
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Wie Indien sein Erbe neu entdeckt

In Indien möchte man klar stellen, dass Yoga Indiens Geschenk an die Welt ist – und dieses Geschenk gibt es vielleicht nicht umsonst. Im November hat der neue indische Premierminister Narenda Modi den ersten Minister für Yoga berufen. Zu den Aufgaben des neuen Ministeriums gehört aber nicht nur Yoga, sondern auch Ayurveda, Naturheilkunde, Homöopathie, Unani (graeco-arabische Medizin) und Siddha (übersinnliche Kräfte). Modi versucht, einen einzigartigen indischen Weg einzuschlagen, während er mit den konkurrierenden Kräften des Traditionalismus und der Moderne umgehen muss. Und das alles in einem Land, in dem Korruption und Krankheiten verbreitet sind, das aber gleichzeitig voller Potenzial ist.
Könnte Yoga so etwas wie Champagner werden? Kein Schaumwein, der außerhalb einer bestimmten Region in Frankreich hergestellt wird, darf sich „Champagner“ nennen. Indische Beamte überlegen nun, einen ähnlichen „geografischen Hinweis“ einzuführen, der Produkten, die für ihren besonderen Herkunftsort bekannt sind, einen Markenschutz gibt. Das würde bedeuten, dass jedes Yoga, das nicht von der indischen Regierung bestätigt wurde, nicht „Yoga“ genannt werden dürfte. Dem Inder Bikram Choudhury, der das „Hot Yoga“ erfunden hat, gelang es fast schon einmal, seine Yogaform, die er in Los Angeles entwickelt hat, mit einem Copyright zu versehen. Die Inder haben auf solche Versuche mit der Gründung einer digitalen Bibliothek (Traditional Knowledge Digital Library) reagiert, in der unter anderem mit Videos Yogahaltungen und medizinische Praktiken dokumentiert sind. Der bürokratische Albtraum, den man einführen müsste, um den „geografischen Hinweis“ zu prüfen, kann sich wohl nur ein indischer Beamter ausdenken. Wahrscheinlich hat sich solch ein Markenschutz deshalb bisher nur für ein konkretes Produkt oder ein Nahrungsmittel durchsetzen können. Aber die Absicht hinter solchen Vorhaben ist klar: Indien möchte den Yoga als eigenes Gut beanspruchen.

Indien möchte den Yoga als eigenes Gut beanspruchen.


Niemand wird bestreiten, dass der Ursprung des Yoga in Indien liegt, die Popularität des Yoga in Indien ist aber auch eine Folge des Yoga-Booms im Westen. Bollywood hat unter Einfluss von Hollywood Yoga im Land seiner Entstehung wieder cool gemacht. Yoga und Ayurveda wurden zum Teil der Spa- und Wellnesskultur im Westen und die Praktizierenden kamen nach Indien, um dort eine „authentische“ Erfahrung dieser Ansätze zu finden. Aufgrund dieser Nachfrage hat das indische Ministerium für Tourismus und indische Unternehmer tausende Ayurveda-Zentren verschiedener Qualität eröffnet, um den Wünschen der Westler entgegenzukommen und den Ruf dieser traditionellen Praktiken im eigenen Land zu verbessern. Nun wollen Modi und sein Yoga-Minister Shripad Yesso Naik, der früher das Ministerium für Tourismus leitete, Yoga in 600.000 Schulen und tausende Krankenhäuser und Ausbildungszentren der Polizei bringen. Ihre Hoffnung ist, dass Yoga zu einem integralen Teil des öffentlichen Lebens in Indien wird.
In einem klugen Schachzug, der klassische indische Werte stärkt und gleichzeitig einen genauen Blick auf die Gewinne richtet, bringen Modi und Naik den Yoga in verschiedener Weise nach Hause. Allein in den USA ist Yoga eine 27 Millionen Dollar schwere Industrie und Indien möchte, das mehr dieser Einnahmen für das Ursprungsland des Yoga anfallen. Gleichzeitig werden auch für die Inder Übungen gefördert, die den Nationalstolz und das Wohlbefinden fördern. Aber angesichts der verzweifelten Lage des Gesundheitssystems in Indien, das unter einer hohen Kindersterblichkeit leidet, weil die Hygienebedingungen so schlecht sind, wird eine Rückkehr zur traditionellen Medizin allein nicht ausreichen. Wen man wie Naik die traditionelle Medizin als speziell indisch bezeichnet und die allopathische Medizin als ein weiteres Überbleibsel der Kolonialzeit, könnte dies die Gesundheitsprobleme in Indien sogar noch verstärken. Aber die neue und starke Modi-Regierung zeigt Entschlossenheit: Im Dezember hat die UN eine Resolution angenommen, die von Indien eingebracht wurde, und in der der 21. Juni zum „Internationalen Yogatag“ erklärt wird.

Author:
Dr. Elizabeth Debold
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