Normal ist nicht genug

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Kolumne
Publiziert am:

August 1, 2014

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Ausgabe 03 / 2014
|
August 2014
Maschinen meditieren nicht
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Keynote von Roger Walsh auf der ersten Integral European Conference

Im Mai dieses Jahres fand in Budapest die erste Integral European Conference statt, die Menschen aus allen Teilen Europas und dem Rest der Welt (vor allem USA) zusammenbrachten, die sich der Vision eines „integralen Bewusstseins“ verbunden fühlen. Die integrale Weltsicht versucht Perspektiven, die oft voneinander getrennt betrachtet werden, in einen inklusiven Dialog zu bringen, um uns so ein vollständigeres Bild unserer Welt zu eröffnen. Heute vor allem von Ken Wilber formuliert, wird integrales Denken auch in verschiedenen Bereichen bereits erfolgreich angewendet. Bei der Konferenz in Budapest mit 400 Teilnehmern wurden theoretisch-philosophische Aspekte ebenso berücksichtigt, wie verschiedene Anwendungen beispielsweise in Wirtschaft oder Wissenschaft. Ein Schwerpunkt lag auf der Gemeinschaftsbildung und der Vernetzung von Menschen, die integrale Ansätze in die Welt bringen. Neben vielen europäischen Sprechern richtete auch einer der einflussreichsten integralen Stimmen aus den USA, Roger Walsh, eine Keynote an die Teilnehmer, in dem er unter anderem über die Bedeutung spiritueller Einsicht für unsere individuelle und kulturelle Entwicklung sprach:


Die große Mehrheit der Menschen, einschließlich der meisten Psychologen, geht davon aus, dass die Entwicklung des Menschen mit dem Erwachsensein aufhört. Das ist wirklich tragisch, denn die Erkenntnis, dass psychologische und spirituelle Entwicklung über diese herkömmliche Ebene hinaus möglich ist, hat enorme Auswirkungen. Eine davon ist, dass das, was wir als „normal“ bezeichnen, nicht die Obergrenze unseres Potenzials darstellt. Wir können über das hinaus reifen, was wir bisher als möglich betrachtet haben. Wir können als Menschen weitere Entwicklungsebenen, Kapazitäten und Werte kultivieren.
Kontemplative und spirituelle Disziplinen können diese Entwicklung beschleunigen. Sie stellen Methoden zur Kultivierung von Herz und Verstand zur Verfügung, die die Entfaltung klassischer Tugenden wie Mitgefühl, Großzügigkeit, Einsicht und Weisheit begünstigen – Qualitäten, die die Welt in dieser Zeit so dringend braucht. Als „gnostische Vermittler“ können wir versuchen, Weisheit und Wissen aus dem integralen Kontext für die vorherrschende Kultur zu übersetzen, indem wir zeitgemäße psychologische Begriffe finden und den Sinn von kontemplativen Übungswegen wie dem Taoismus, dem Hindu Yoga, der christlichen Kontemplation oder den islamischen Sufi-Praktiken verständlich machen. Das kann dazu beitragen, diese zu legitimieren und ihren Nutzen zu demonstrieren, sodass sie auf breiterer Basis angewendet werden.

Kontemplative Übungen lassen sich als Psychotechnologien betrachten.


Die kontemplativen Übungen der Weltreligionen lassen sich als Psychotechnologien betrachten. Dies ist ein radikal neues Verständnis von Spiritualität. Damit verbunden ist die Anerkennung, dass diese Übungswege entwickelt wurden, um unser Potenzial auf sehr kraftvolle Weise zu entfalten. Sie können uns dabei helfen, den Verstand zu trainieren, zu zähmen, zu transformieren und letztendlich zu transzendieren, um von einer rationalen Bewusstseinsebene zu einer transrationalen Ebene zu wachsen. Ein entscheidender Punkt dabei: Wir können diese Praktiken für uns selbst ausprobieren und in unseren eigenen Herzen und im Geist sehen, wie sie funktionieren. Auf diese Weise machen sie uns die transrationale, befreiende, intuitive Weisheit zugänglich. Diese kontemplative Weisheit transformiert unser Verständnis davon, wer wir sind, radikal. Damit befreit sie uns von unserer egoischen Identität und Illusion und macht uns zu weit wirksameren Instrumenten für den Dienst in der Welt.

Author:
Dr. Roger Walsh
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