Sichtbar gemachte Energie
Diese Ausgabe von evolve konnten wir mit Arbeiten von Eva Dahn-Rubin gestalten. Wir sprachen mit ihr über die Beweggründe ihrer Kunst.
January 16, 2017
Diese Ausgabe von evolve haben wir mit Zeichnungen der Autorin und Zeichnerin Laura Didyk gestaltet. Wir sprachen mit ihr über die Beweggründe ihrer Kunst.
evolve: Wann und warum hast du angefangen zu schreiben?
Laura Didyk: Schon als ich anfing zu lesen, hatte das Wort Autor für mich einen magischen Klang. Ich wusste nicht, wie man ein Autor oder Schriftsteller wird. Sobald ich erfuhr, dass man das studieren konnte, war mir klar, dass ich diesen Weg gehen wollte. Mit elf, zwölf Jahren begann ich zu schreiben. Ich lebte für Bücher, und ich begann auf Anregung eines Lehrers ein Tagebuch zu schreiben (ich war eine Vielschreiberin). Schreiben half mir, all diese schwierigen, manchmal schmerzhaften Gefühle der Pubertät zu bewältigen und ziemlich schnell wurde das Schreiben für mich eine Notwendigkeit.
e: Was hat dich zum Zeichnen geführt?
LD: Ich fing mit dem Zeichnen an, als eine Beziehung sehr schmerzhaft endete und ich vorübergehend nicht mehr schreiben konnte. Inspiriert von einigen anderen Künstlern, begann ich mit Artikeln aus Magazinen und Büchern zu experimentieren, indem ich Texte schwärzte und nur ein paar Worte stehen ließ. Ich hatte nie beabsichtigt, das irgendjemandem zu zeigen. Mit der Zeit fing ich an, außerhalb des Textes zu zeichnen und nach und nach benutzte ich immer hellere Farben und diese »Gedichte« strahlten mehr Leichtigkeit und Humor aus und reflektierten so den Verlauf meines emotionalen Prozesses nach dem Ende der Beziehung. Für mich ist die Sehnsucht nach einer Beziehung der spirituellen Sehnsucht so ähnlich – wenn sie auch nicht ein und dasselbe sind (was uns manchmal in Schwierigkeiten bringen kann). Schließlich begann ich auch, freie Formen zu zeichnen. Ich merkte, dass Poesie zu schreiben und Zeichnen sich sehr ähnlich anfühlen, weil sich beides stark an Bildern orientiert. Aber weil ich das Schreiben studiert habe, trage ich in Bezug darauf mehr Ballast mit mir herum. Nicht so beim Zeichnen. Ich hab da eigentlich keine Ahnung, was ich tue. Ich improvisiere und spiele und kann so spontaner sein.
¬ Die Linie zwischen der intimen Erfahrung von künstlerischer Kreativität und dem Spüren der Anwesenheit des Göttlichen ist sehr dünn. ¬
e: Gibt es in deiner kreativen Arbeit einen Grundimpuls oder eine spirituelle Absicht?
LD: Als ich anfing zu zeichnen, hatte ich keinen Plan. Es war nicht so, dass ich dachte: »Jetzt werde ich Künstlerin.« Ich fing einfach an, meine Zeichnungen auf Facebook zu posten, um sie mit meinen Freunden zu teilen und ich bekam immer mehr Antworten. Leute wollten Zeichnungen kaufen und ermutigten mich, sie zu zeigen. Das war anfangs nicht meine Motivation und ohne diese Gemeinschaft hätte ich das wahrscheinlich nicht ernst genommen. Ich habe seit meiner Jugend geschrieben, das Schreiben und Lesen hielten mich während schwerer Zeiten am Leben, und sie waren meine erste Liebe. Wahrscheinlich war es kein Zufall, dass meine Kunst mit zwei ähnlichen Dingen begann: Sprache und ein gebrochenes Herz. Sprache war immer meine Verbindung zu den größeren Dingen, wie die Schönheit, die man beim Lesen eines Gedichtes empfindet, das dich auf unerklärliche Weise berührt und das nicht aufhört, dich zu berühren, so oft du es auch liest. Und diese Linie zwischen der Inspiration, der intimen Erfahrung von künstlerischer Kreativität und dem Spüren der Anwesenheit des Göttlichen ist sehr dünn – wenn nicht, zumindest für mich, das Gleiche.
Laura Didyk studierte Kreatives Schreiben an der Universität Alabama, in den Künstlergemeinschaften Yaddo und MacDowell Colony und am Virginia Center for Creative Arts. Sie schreibt, lehrt und ist künstlerisch tätig in Great Barrington, Massachusetts. Ihre Texte und Zeichnungen wurden in zahlreichen Magazinen veröffentlicht. www.lauradidyk.com