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In ihren Projekten verbindet Kate Genevieve Technologie, Kunst und Natur, um immersive Erfahrungen zu kuratieren, die unseren Blick auf die Welt verändern.
evolve: In deiner Arbeit geht es darum, unsere Wahrnehmung der Welt zu erweitern. Warum ist das so wichtig für dich?
Kate Genevieve: Ich habe als Teenager mit dem Theaterspielen angefangen und schätze die Improvisation sehr, weil sie mich gelehrt hat, wie man in partizipativen Begegnungen tiefgreifende Fragen aufwirft – die großen Fragen des Lebens, wie »Was sind wir?« und »Wozu sind wir hier?«. Ich war schon immer fasziniert davon, wie ein Publikum in einer Aufführung gemeinsam auf die Reise geht, gemeinsam fühlt und spürt und dabei neue Einsichten gewinnt. Diese gemeinsamen spürbaren Momente im Publikum – Lachen, Tränen, Momente, in denen sich bei allen die Nackenhaare aufstellen – zeigten, wie sehr die gemeinsame körperliche Erfahrung unser Verstehen begründet.
Es stellte sich heraus, dass viele der Fragen, die ich über Präsenz und Kommunikation hatte, von Wissenschaftlern geteilt wurden. Viele Jahre lang habe ich in den Labors der Neurowissenschaften in Brighton und Genf hospitiert und Performances entwickelt, die das Beziehungsleben der Kommunikation betonten: Performances im Freien, Virtual-Reality-Projekte, Bewegungsexperimente und eine Vielzahl kollektiver Möglichkeiten, die Interaktion mit dem Land zu erforschen, wobei ich darauf achtete, wie wichtig Symbole, Bilder, Assoziationen und Träume für den Prozess der Sinngebung waren.
»Protest kann manchmal wie ein Fluss aufbrechen.«
Das Projekt »Transmission« zum Beispiel wurde zusammen mit der Somatikerin Rachel Blackman und dem Klangkünstler Matt Robertson entwickelt und ist als Bewegungsdialog über eine Glasscheibe konzipiert. Es lädt zwei Menschen dazu ein, sich in Beziehung zueinander zu bewegen und die unübersichtliche Grenze zu erkunden, an der eine Person endet und eine andere Person beginnt. Jeder Zuschauer hört über Kopfhörer eine Erzählung, die ihn zur Interaktion einlädt, während sich die Intensität der Oberlichter während der Begegnung ständig ändert. Diese Lichtveränderungen verwandeln das Glas, so dass es manchmal zu einem Spiegel wird, der das eigene Spiegelbild zurückwirft, und manchmal zu einem Fenster, in dem das Glas durchsichtig erscheint und die andere Person direkt zeigt. Oft vermischen sich die beiden Gesichter, man sieht, wie sich zwei verschiedene Gesichter ineinander verwandeln, so dass das Gefühl entsteht, ein drittes Wesen stehe zwischen den beiden. Das kann gespenstisch und sehr schön anzusehen sein. Das Projekt entstand aus der Forschung über Spiegelneuronen und der fantastischen Arbeit von Dr. Ana Tajadura-Jiménez über sensorisches Feedback und Körperwahrnehmung, und doch ist die Performance selbst eine direkte Erfahrung, die jedem offensteht.
Diese Fragen, die die Wissenschaft rund um die verkörperte Erfahrung stellt – wie stehen wir zueinander und zu unserer Umwelt? – sind lebendige Fragen. Jeder Mensch, der lebt, ist ein Experte für seine eigene Erfahrung. Ich denke, dass die Performance auch ein Raum sein kann, in dem wir Improvisation üben können, während wir in der Präsenz weilen. Indem wir die Landschaft eines anderen menschlichen Gesichts wirklich wahrnehmen und schätzen, werden wir präsenter für den Reichtum der Existenz und die tiefen Verbindungen zwischen dir und mir, dem Inneren und dem Äußeren, dem Realen und dem Imaginären.
e: Und durch deine Werke versuchst du, Menschen in unmittelbare Erfahrungen zu führen, um ihnen ein erweitertes Selbstverständnis zu eröffnen?
KG: Die Projekte sind vielfältig: Es kann sich um Virtual-Reality-Performances handeln oder um einen Raum, in dem man sich gemeinsam trifft und Träumen lauscht, um Land-Art oder um eine Pilgerreise entlang des Flusses. Das Wesentliche an ihnen ist die Einladung zum Zuhören in einer Welt, in der die Grenzen zwischen den Dingen fließend und halbdurchlässig sind. Ich glaube, dass ich hier an etwas sehr Altem teilhabe, nur mit neuen Technologien. Als ich ein Virtual-Reality-Erlebnis im Freien schuf, um eine Sonnenfinsternis »live« zu sehen, wurde mir klar, dass es sich im Wesentlichen um ein Ritual handelt. Ich denke also, dass die experimentellen Performances in meinem Projekt »Of the Spheres« eine alte Geschichte aufgreifen, auch wenn sie von der modernen Figur der Voyager-Sonden der NASA inspiriert wurden. Die Performance lädt die Menschen ein, die Strukturen eines Weltraumparks in Crawick – dem Crawick Multiverse – zu durchwandern, und die VR ermöglichte es mir, eine virtuelle Umgebung zu schaffen, um zu erforschen, wie der Mond die Sonne bei einer totalen Sonnenfinsternis so perfekt verdeckt, nicht als intellektuelles Verständnis, sondern als verkörperte Erfahrung.
e: Die technologische Erfahrung der Welt, auch wenn sie mit der Natur verbunden ist, kann im Gegensatz zur realen Lebenserfahrung mit der Natur gesehen werden. Wie kann Technologie ein ökologisches Verständnis von uns selbst im Gewebe des Lebens unterstützen?
KG: Ökologien, Technologien, Kultur – ich denke, sie sind untrennbar miteinander verbunden, sie wachsen aus dem Land heraus. Seit ich nach Aotearoa/Neuseeland gezogen bin, habe ich mich intensiv mit den verschiedenen kulturellen Auffassungen von der Erde und den Sternen sowie mit unterschiedlichen Kommunikationsprotokollen und -technologien befasst. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt derzeit in der Durchführung des Programms »Cosmoimaginaries«, in dem wir erforschen, wie Technologien in verschiedenen kulturellen und lokalen Kontexten unterschiedlich genutzt werden, so wie auch kulturelle Praktiken und Sprachen einzigartig an einem Ort verwurzelt sind. Durch dialogisches Lernen erfahren wir, was verschiedene Menschen über ihre Lebensnetze fühlen und empfinden.
e: Es kommt also auf das Bewusstsein an, mit dem wir diese Technologien nutzen?
KG: Die kollektive Fähigkeit, die gegenwärtigen Bedingungen mit Fantasie und Fürsorge zu verändern, ist machtvoll. Die Kunst ist ein Teil dieser Geschichte: Sie eröffnet andere Formen des Seins und des Zuhörens auf zarte, fast unsichtbare Weise. Im Jahr 2019, während der Klimaproteste in London, als viele auf den Brücken und in den Parks schliefen, haben wir eine Einladung zum Träumen mit der Themse ausgesprochen, eine Einladung, der großen Flusspräsenz zuzuhören, die der Stadt so viel von ihrer Persönlichkeit verleiht. Vielleicht hat die Themse ihren eigenen Einfluss auf die Klimaproteste? Vielleicht ist Protest auch eine Inkubation von Träumen? Vielleicht ist Kunst eine Ermutigung für radikale Kulturen, zusammenzuwachsen? Das Zeichnen der 88 Träume, die während des Protests berichtet wurden, als große Wandbilder mit dem Titel »Language of the Dream« war eine Widmung an diese Möglichkeiten.
Denn so wie Technologien ein Ausdruck des kreativen ökologischen Lebens sind, so ist es auch die Kraft der Liebe und des Widerstands. Wir können füreinander da sein. Wir können aus unseren Erfahrungen Sinn schöpfen. Und Protest kann manchmal wie ein Fluss aufbrechen, und die Menschen können auf die Straße strömen, zusammenstehen und die Geschichte verändern. Kreativität ist ökologisch und beständig, und ich denke, die Macht, die wir haben, besteht darin, mit diesen Kräften der Natur zu arbeiten, um einen grundlegenden Wandel herbeizuführen. ■
Author:
Mike Kauschke
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