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Mit der Organisation Force of Nature ist Clover Hogan zu einer wichtigen jungen Stimme der Klimabewegung geworden. Es ist ihr Anliegen, die Ohnmacht junger Menschen in Selbstwirksamkeit zu wandeln und die intergenerationelle Zusammenarbeit zu fördern.
e: Welche Auswirkungen hat die Klimaangst bei jungen Menschen?
Clover Hogan: Umweltangst ist in meiner Generation weit verbreitet. Wir haben eine Studie mit 18- bis 24-Jährigen durchgeführt, die ergab, dass über 70 % der jungen Menschen unter Umweltangst leiden. Und dann haben wir an der größten Studie über den Zusammenhang von psychischer Gesundheit und Klimawandel mitgewirkt, die ergab, dass 56 % der jungen Menschen glauben, dass die Menschheit dem Untergang geweiht ist. Dabei handelte es sich um eine Befragung von 10.000 jungen Menschen aus zehn Ländern.
Die Gefühle der Verzweiflung und Desillusionierung waren am stärksten bei jungen Menschen, die in Ländern wie den Philippinen bereits mit den Auswirkungen der Klimakrise konfrontiert sind. Auch das Gefühl verraten zu werden kam zur Sprache. Die jungen Menschen verlieren das Vertrauen in die Fähigkeit der Verantwortlichen, auf dieses Problem zu reagieren.
Dieser kulturelle Kontext und die jahrzehntelange Untätigkeit tragen zu diesen Gefühlen bei, die junge Menschen nachts wach halten. Die Arbeit, die wir bei Force of Nature leisten, besteht also darin, Räume zu schaffen, in denen junge Menschen erkennen können, dass diese Gefühle rational begründet sind. Und dann setzen wir diese Gefühle in Taten um, damit wir nicht durch das enorme Ausmaß dieser Gefühle gelähmt werden.
e: Wie arbeitest du mit jungen Menschen zusammen, um diese Ängste in Aktionen und Gemeinschaft umzuwandeln?
CH: Wir haben hunderte von Programmen mit tausenden von jungen Menschen auf der ganzen Welt durchgeführt. Ein Beispiel ist der Workshop »From Eco Anxiety to Agency«. Er wurde entwickelt, um emotionale Kompetenz im Umgang mit diesen Gefühlen zu schaffen, denn einer der schwierigsten Aspekte der Umweltangst ist das Gefühl, dass man mit dieser Erfahrung allein ist. Wir bieten den Jugendlichen also einen sicheren Raum, in dem sie sich mit anderen Jugendlichen treffen und über ihre Gefühle sprechen können. Dann stellen wir einen Rahmen vor, der ihnen hilft zu verstehen, wie sie diese Gefühle in Tätigkeit umsetzen können. Denn das Problem sind nicht die Gefühle, sondern die Vorstellungen, die wir mit diesen Gefühlen verbinden. Es ist vernünftig und gesund, angesichts der Umweltzerstörung Angst zu empfinden, aber wenn dieses Gefühl mit der Vorstellung einhergeht, dass ich zu klein bin, um etwas zu verändern, oder dass das System zu groß ist, um es zu ändern, dann können Gefühle der Machtlosigkeit und Lähmung auftreten.
Wir bieten jungen Menschen Trainingsprogramme an, damit sie verstehen lernen, wie wir unsere Geschichte neu schreiben können. Wir haben ein Akronym für diese Aufgabe: SEAD – Story, Expectation, Attitude, Descision. Es zeigt, wie die eigene Geschichte zu Erwartungen führt, die sich auf die Haltung auswirken, die wiederum die Fähigkeit bestimmt, Entscheidungen zu treffen. Wenn in deiner Gefühlshaltung zum Ausdruck kommt: »Ich bin machtlos«, dann ist deine Erwartung: »Egal, was ich tue, es wird keinen Unterschied machen«. Und dann ist deine innere Einstellung hoffnungslos und pessimistisch, was kein Umfeld schafft, in dem du dich für Themen, die dir wichtig sind, einsetzen und Entscheidungen treffen kannst.
Wenn du als Einzelne und als Kollektiv beginnst, diese Geschichte in »Ich habe Macht« umzuschreiben, dann erwartest du, dass wir Veränderungen schaffen können, auch wenn wir auf Hindernisse und Misserfolge stoßen werden. Deine Haltung ist viel entschlossener, und das schafft eine Mentalität der Entscheidungsfindung und des Handelns und nicht der Apathie. Indem wir solche Instrumente einführen, können junge Menschen wirklich beginnen, die Macht wieder an sich zu reißen und zu sagen: »Wir sollten nicht darauf vertrauen, dass die Menschen in den historischen Machtpositionen mit der Dringlichkeit handeln, die diese Notlage erfordert. Und deshalb ist es an uns als junge Menschen, die außerhalb dieses Systems stehen, bei diesem Wandel die Führung zu übernehmen«.
»Einer der schwierigsten Aspekte der Umweltangst ist das Gefühl, dass man mit dieser Erfahrung allein ist.«
e: Welche Rolle spielt die Gemeinschaft, in der die Menschen dies gemeinsam tun und einen Kreis finden können, in dem Verständnis und Ausdruck möglich sind?
CH: Die Gemeinschaft ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Oft ist eine der größten Herausforderungen, sich mit diesen Gefühlen allein zu fühlen. Aber man kann eine starke Gemeinschaft von jungen Menschen schaffen, die erkennen, dass sie nicht allein sind. Sie sehen, dass es überall um sie herum junge Menschen gibt, die sich genauso engagieren wie sie. Und ich als Einzelne kann viel mehr bewirken, wenn ich mit ihnen zusammenarbeite.
Letztes Jahr haben wir die Klimacafés ins Leben gerufen. Das ist eine Vorlage dafür, wie Gemeinschaftsaktionen im jeweils eigenen unmittelbaren sozialen Umfeld aussehen können. Inzwischen sind über 160 Klimacafés in über 40 Ländern wie Uganda, Pakistan, den USA, Australien und Indonesien registriert. Das sind Orte, an denen junge Menschen zusammenkommen.
e: Wie siehst du die generationenübergreifende Dynamik? Wie können Menschen aus älteren Generationen junge Menschen bei der Bewältigung dieser Krise unterstützen?
CH: Diese Bewegung muss generationenübergreifend sein; wir brauchen Menschen aus allen möglichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Wenn wir junge Menschen durch unsere Programme führen, um sie dabei zu unterstützen, sich selbstbewusst und selbstbestimmt zu fühlen, dann ist der nächste Schritt, dass sie eine Reihe von Ausbildungswegen durchlaufen, die sie darauf vorbereiten, mit Menschen in Machtpositionen in Kontakt zu treten. Wir bilden junge Menschen aus, die in Beiräten von Unternehmen sitzen, politische Entscheidungsträger und Staatsoberhäupter beraten oder Programme für ihre Lehrer oder Gleichaltrigen anbieten. Hier kann etwas Magisches passieren, weil man den Einfallsreichtum und die Vorstellungskraft junger Menschen außerhalb des Systems mit Menschen zusammenbringt, die Erfahrung innerhalb des Systems haben und über das Wissen und die Weisheit verfügen, die damit einhergehen.
Wenn junge Menschen mit Entscheidungsträgern sprechen, haben diese oft die Möglichkeit, menschlicher zu sein und die Gefühle der jungen Leute bezüglich der Krise anzuerkennen.
e: Ihr ermöglicht also eine zwischenmenschliche Verbindung mit jungen Menschen, die eine neue Sichtweise haben und von diesem Gefühl der Dringlichkeit angetrieben werden. Warum ist das deiner Meinung nach wichtig?
CH: Es gibt einen einzigartigen Vorteil, den wir als junge Menschen haben, nämlich eine Art moralischen Absolutismus, die Fähigkeit zu sagen: Warum stellen wir kurzfristige Gewinne in den Vordergrund, wenn es hier um ethische Fragen geht? Als Generation sind wir uns der Überschneidungen der vielen Probleme sehr bewusst, und ich denke, dass die sozialen Medien zu dieser Bewusstseinsarbeit beigetragen haben.
Jede Bewegung wurde von jungen Menschen angeführt, sei es Black Lives Matter oder die Bürgerrechtsbewegung oder sogar die Suffragetten. Es ist die nächste Generation, die sagt: Wir wollen den Status quo nicht akzeptieren; wir wollen die Dinge wirklich verändern. Es liegt an uns, dieses Momentum zu nutzen, damit junge Menschen nicht einfach in Desillusionierung und Verzweiflung versinken, sondern wir die Energie dieser Gefühle nutzen, um einen Wandel herbeizuführen. ■
Author:
Mike Kauschke
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