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Im Lebensgarten Steyerberg, einem Ökodorf bei Hannover, das schon seit 20 Jahren existiert, gründet Jannes Bohmfalk gemeinsam mit einem jungen Team die CAIA academy. Sie ist Teil einer Initiative, der Gemeinschaft neues Leben einzuhauchen und die Entwicklung eines nachhaltigen Dorfes der Zukunft zu erproben.
evolve: Was ist die Grundidee der CAIA academy?
Jannes Bohmfalk: Ich bin vor drei Jahren nach Steyerberg gekommen. Sofort bemerkte ich, dass das ein ganz toller Ort mit vielen Möglichkeiten ist, die nicht vollständig genutzt wurden. Deshalb habe ich eine Ressourcen-Analyse im Lebensgarten und den verschiedenen Ortsteilen begonnen und einen Plan entworfen, um ein Dorf der Zukunft zu gestalten, ein Real-Labor, in dem verschiedene Bereiche wie Tourismus, Mobilität, Umwelt, Landwirtschaft und Bildung in einem holistischen Gesamtzusammenhang entwickelt werden.
Ein Aspekt des Projekts ist auch eine Art Start-up-Inkubator. Wir haben uns gefragt: Was hindert viele junge kreative Menschen daran, sich selbstständig zu machen und ihrer Idee zu folgen, ihrer intrinsisch entwickelten Motivation? Oft sind es Bereiche wie Buchhaltung, Rechtsberatung, Marketing oder der Aufbau eines Kunden-Netzwerks, an denen solche Initiativen scheitern. In unserer Genossenschaft CAIA Global wollen wir für diese Sektoren unterstützende Strukturen aufbauen und als Service für alle zur Verfügung stellen.
Mit dieser Idee sind wir ins Rathaus und zu den Vorständen von Stiftungen gegangen und haben die Idee im Lebensgarten vorgestellt. Die Initiative wurde positiv aufgenommen und wir bekamen von verschiedenen Stiftungen 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Damit haben wir angefangen, die Genossenschaft aufzubauen und arbeiten jetzt mit 15 Leuten aus unserem Netzwerk daran. Ein Teil unserer Gruppe arbeitet mit der Leuphana Universität Lüneburg zusammen und hat eine Langzeit-Förderung beantragt, um Kreislaufwirtschaft auf dem Land zu erforschen.
Es entsteht ein Wissenstransfer und Austausch zwischen verschiedenen Generationen.
e:Welche Schwerpunkte hat die CAIA academy?
JB: Mit der CAIA academy haben wir drei Bildungsbereiche definiert. Es soll ein Lernort für Kinder entstehen, um Umweltbildung und Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. Es soll einen sogenannten CAIA-Campus geben, indem wir uns mit Unternehmern verbinden und junge Menschen nach der Schule in ihrer Orientierung unterstützen. Als dritten Aspekt haben wir die Erwachsenenbildung definiert, wodurch wir dann Bildungsstandorte für jede Altersklasse integrieren. Dafür haben wir den Seminar-Betrieb im Lebensgarten, der durch Corona nach 27 Jahren aufgegeben wurde, übernommen und die CAIA academy gGmbH gegründet. Seit August gibt es wieder Seminare, wir haben die Räumlichkeiten saniert und umgebaut und sind immer noch dabei.
e: Wie ist eure Zusammenarbeit mit den Menschen, die den Lebensgarten mit aufgebaut haben?
JB: Wir haben uns am Anfang mit den Leuten unterhalten, die im Lebensgarten Entscheidungsträger sind, von denen viele aus der Gründergeneration kommen. Sie sagten: »Ihr habt ja unendlich viel Energie, das ist ja wie bei uns damals, als wir losgelegt haben! Super, dass ihr das macht!« Aber in anderen Gesprächen war auch zu spüren, dass einigen unsere Geschwindigkeit fremd ist und dass wir eine andere Kultur des Umgangs miteinander leben. Und das macht Leuten auch Angst. Der Lebensgarten war bis jetzt ein relativ geschlossener Ort. Die Menschen sind hierhergekommen, allein, als Paar oder Familie, und haben sich den Ort ausgesucht, um hier zu leben. Wir sind hier mit 25 Leuten angerauscht und wollten gleich vieles neu organisieren.
In diesem Prozess gibt es viel Reibung. Wir arbeiten mit einem gewissen Teil der Menschen zusammen, aber der andere Teil wird nicht abgeholt. Uns fehlten auch einfach die Manpower und die Ressourcen, um Bürger-Prozesse durchzuführen und alle zu integrieren, um Pläne zu formulieren, wo jeder seine Ideen einbringen kann. Aber was heißt schon »Wir hatten die Ressourcen nicht«, vielleicht war es uns auch nicht wichtig genug. Das hat natürlich einige Leute vor den Kopf gestoßen und diesen Unmut müssen wir immer wieder auffangen, weil das sonst wie ein Bume-rang zurückkommt und auch unser Engagement infrage stellt. Solche Bedenken gibt es in der Gemeinschaft, aber auch in der Gemeinde. Da wird gesagt, dass wir nun die großen Regionalentwickler sein wollen. Dabei haben wir doch noch gar nicht richtig angefangen, weil wir die Begleitforschung aufstellen wollen, bevor wir richtig beginnen. Und manche BürgerInnen sind einfach misstrauisch: »Was soll bei uns passieren? Will ich das? Was machen die da? Wer sind diese Spinner aus der Stadt?« Im Lebensgarten arbeiten wir an Verständigung, gehen zu Foren, machen Aufklärungsarbeit und gestalten Partizipationsprozesse. Das haben wir auch in der Gemeinde vor. Zum Glück arbeitete der bisherige Bürgermeister mit uns zusammen.
Es ist also wichtig, von Anfang an gute Informationsstrukturen aufzubauen, sonst gehen die Ideen an den Menschen vorbei und sie haben das Gefühl: Die haben das in ihrem Elfenbeinturm geplant! Dass das Projekt nur eine offene Vision ist, zu der jeder im Dorf beitragen kann, das verstehen die Menschen nicht, wenn man es nicht gut kommuniziert. Dafür muss man in Kontakt kommen und in der Resonanz sein. Dabei ist immer wieder Reibung entstanden und es sind auch Sachen gescheitert. Der Bürgermeister, der uns so unterstützt hat, wurde jetzt abgewählt, das ist z. B. ein Scheitern, an dem wir auch einen Anteil haben. Wir haben ihm nicht dabei geholfen, dass er im Amt bleiben kann, weil wir uns sehr um uns selbst gedreht haben.
e: Wäre es nicht einfacher, selbst eine Gemeinschaft zu gründen, als eine bestehende zu erneuern?
JB: Ich habe überlegt, selbst eine Community zu gründen, aber dann habe ich den Lebensgarten kennengelernt und gedacht, wir könnten auf dem aufbauen, was hier schon geschaffen wurde. Wir bräuchten ja 10 bis 20 Jahre, um das umzusetzen, was hier schon da ist. Das bietet die Chance, einen Schritt weiterzugehen und nicht nur in Gemeinschaft zu leben, sondern eine weitreichende Wirkung zu entfalten.
Wir bauen auf dem, was gewachsen ist, auf und sind unheimlich dankbar dafür, dass da so viele Menschen so lange so viel Energie reingesteckt haben. An das Anliegen der Gemeinschaft, »Wir wollen Spiritualität und Ökologie in der Welt verbreiten und Prinzipien dabei sind Toleranz und Kreativität«, können wir nahtlos anschließen.
Deshalb sind wir in den Austausch gegangen und haben auch gemerkt, dass es ein Generationsproblem gibt, denn die Gründer sind älter geworden. Viele Menschen im Vorstand sind um die 75. Deshalb ist unsere Initiative auch ein Mehrgenerationenprojekt, in dem wir voneinander lernen. Es entsteht ein Wissenstransfer und Austausch zwischen verschiedenen Generationen. Wir können Dankbarkeit und Wertschätzung zeigen für das, was hier entstanden ist. Und gleichzeitig können wir uns darum kümmern, dass der Umbau der Häuser altersgerecht erfolgt. Wir überlegen, dass wir mit der Großküche, die wir für die Seminare betreiben, eine Art »Essen auf Rädern« auf die Beine stellen. Oder es gibt die Überlegung, altersgerechte Small Houses zu bauen als eine Art dezentrales Altersheim.
e: Vom Eventmanager für Festivals zum Gestalter eines Dorfes der Zukunft, das ist ja ein ganz schöner Sprung. Oder gibt es etwas Verbindendes, was diese Projekte prägt?
JB: Ja, das ehrliche, authentische Miteinander. Warum arbeiten 700 Ehrenamtliche auf dem Moyn Moyn Festival in ihrem Jahresurlaub vier Wochen so krass wie sonst in keiner Woche im Jahr, um das alles hinzustellen? Weil wir in diesen vier Wochen einen anderen Raum miteinander schaffen, wo wir uns wirklich connecten, wo wir uns nahe sind, wo wir uns fühlen, wo wir nicht in irgendwelchen bescheuerten Mustern und Rollen fremdgesteuert sind. Auf diesem Acker sind alle den gleichen Bedingungen im Zelt und der Witterung ausgesetzt, mit viel Arbeit, mit viel Freude. Wo wir alle am gleichen Tisch essen, zusammenkommen und uns mit 700 Leuten wie in einer Family fühlen.
Wir wollen alternative Gesellschaftsformen, wir wollen anders miteinander leben, wir wollen uns lieben, wir wollen uns fühlen. Diese Sehnsucht treibt uns immer wieder dahin, diese Erfahrungsräume zu kreieren und sie treibt mich auch an, CAIA mit aufzubauen. Diese Sehnsucht ist das verbindende Element, der rote Faden dahinter. Es ist eine Co-Kreation, die vielleicht irgendwann zu einer Art Co-Existenz wird.
Das Gespräch führte Gerriet Schwen.
Jannes Bohmfalk studierte Pflanzenbiotechnologie und sammelte Erfahrungen im Bereich grüne Biotechnologie. Danach gründetet er mit Freunden zusammen die Abro Team GmbH, um zahlreiche kulturelle Veranstaltungsformate zu kreieren. Derzeit widmet er sich intensiv dem Aufbau der CAIA academy gGmbH.
In der Lebensweise Community wird online, in Regionalgruppen und Community-Treffen ein neues Miteinander gelebt und erprobt. Wir sprachen mit der Impulsgeberin Vivian Dittmar und der Community-Hüterin Lina Duppel über die Chancen und Risiken von Gemeinschaft.
Dialogische Erfahrungen ermöglichen uns eine tiefere zwischenmenschliche Begegnung. Es gibt viele Praktiken, die diesen Raum authentischer, ehrlicher und heilsamer Beziehungen eröffnen. In den tiefsten und oft auch als sakrale Momente erlebten Erfahrungen zeigt sich in diesem Zwischenraum für Menschen eine Anwesenheit, die über uns als Einzelne hinausgeht und darauf hindeutet, dass sich ein neuer Lebensraum öffnet.
Pamela von Sabljar ist Gruppenmoderatorin und berät Organisationen und Führende bei Veränderungsprozessen. Dabei arbeitet sie auch mit dem Feld, das zwischen den Beteiligten entsteht. Wir erforschten mit ihr, wie sich aus der Wahrnehmung dieses Zwischenraums gemeinsame Prozesse anders gestalten lassen.