»Glaube-Liebe-Hoffnung«

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April 17, 2018

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Ausgabe 18 / 2018:
|
April 2018
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Eine Kunstausstellung an zwölf sakralen Orten in München-Gräfelfing

Was geschieht mit einem zeitgenössischen Kunstwerk, wenn es sich nicht in einer Galerie, einem Museum, oder einer weitgehend »neutralen« Umgebung befindet, sondern in einem sakralen Raum wie einer Kirche, Kapelle oder Aussegnungshalle? Und andersherum gefragt: Was geschieht mit dem sakralen Raum, wie verändert er sich, wenn ihm ein zeitgenössisches Kunstwerk – damit meine ich keine von traditionell symbolischen Formen geprägte, christliche oder sakrale Kunst, sondern Fremdes, Ungebändigtes, Unvorhergesehenes – zugefügt wird? Können wir dem nachspüren? Ist das unmittelbar erlebbar?

Solche Fragen stellten wir uns, als die Idee in unserem – von einem Team aus rund 15 ehrenamtlich Aktiven geführten – Kunstverein »Kunstkreis Gräfelfing« aufkam, Gegenwartskunst in insgesamt zwölf sakralen Räumen der Gemeinde im Westen Münchens zu zeigen. Unser Team, vollkommen fasziniert von der erst jetzt bewusst wahrgenommenen Vielfalt der sakralen Räume vor Ort, von der Barockkapelle über den modernen Kirchenbau bis hin zur denkmalgeschützten Aussegnungshalle, wollte es selbst erleben, sehen und spüren. So entwickelten wir hierfür das weitgehend offene, überkonfessionelle Ausstellungsthema »Glaube-Liebe-Hoffnung« um es den Künstlern zu erleichtern, Positionen für die unterschiedlichen Räume zu finden.

Die lebendige Begegnung mit der Kunst kann ganz besonders im Zusammenklang mit der Wirksamkeit sakraler Orte vieles anstoßen.

Nach vielfachen Gesprächen, Planungen und Ortsbegehungen hatten die Künstler eine Reihe von beeindruckenden Vorschlägen eingereicht, eine Auswahl davon setzen sie derzeit um. Insgesamt realisieren 30 Künstlerinnen und Künstler rund 100 Werke aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie, Installation, Medienkunst, Intervention, Klang und Licht. Der langwierige, oft aufregende Findungsprozess der Künstler ist schon immer etwas ganz Besonderes, doch hier kam noch anderes hinzu: Wir mussten die »Hausherren« der Räume von Anfang an mit ins Boot nehmen, denn ohne einen Konsens würde das Projekt nicht stattfinden können. Die zu Beginn etwas unsichere Annäherung wich schon bald einer großen Erleichterung. Unser Ansatz, die Sakralräume während der Sommermonate in spirituelle Begegnungsstätten zu verwandeln, stieß bei den evangelischen und katholischen Geistlichen auf große Offenheit. Auch etwas sperrige und provokante Positionen wurden mit großer Neugierde und Toleranz aufgenommen, sicher auch im Bewusstsein, dass das Experiment viele Menschen in die sakralen Räume lockt, die sie ansonsten nie betreten würden. In enger Kooperation bereiten die Geistlichen nun Kunstpredigten und -andachten, einen ökumenischen und einen Kunstgottesdienst sowie eine Lange Nacht der Kirchen mit Programm vor. Ein Novum ist auch, dass Kirchenräte und Gemeindemitglieder konfessionsübergreifend am Rahmenprogramm mitarbeiten.

Die große Herausforderung war und ist eine zweifache: Wird es möglich sein, Gottesdienstbesucher der vorwiegend älteren Generation, die eher selten mit Gegenwartskunst in Berührung kommen, für diese zu öffnen? Wird es auf der anderen Seite gelingen, die an die Neutralität der white cubes gewöhnten Kunstfreunde und -experten für den geistigen Reichtum der Sakralräume zu gewinnen? Es ist dieser geistige Reichtum, der sich materiell sichtbar in den sakralen Bauten spiegelt und der besonders im Dialog mit der Gegenwartskunst zutage treten kann – durch ein Berührt- oder Provoziertwerden, durch sinnliches Erleben, spirituelle Erfahrung, Erleben großer Stille, Erweiterung des Bewusstseinsraums usw. Die lebendige Begegnung mit der Kunst kann ganz besonders im Zusammenklang mit der Wirksamkeit sakraler Orte vieles anstoßen, überkommene Sichtweisen infrage stellen und neue Erfahrungsräume öffnen.

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