Goethe in Buchenwald

Our Emotional Participation in the World
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Essay
Publiziert am:

October 19, 2017

Mit:
Ernst Thälmann
Rüdiger Safranski
Kategorien von Anfragen:
Tags
AUSGABE:
Issue 16 / 2017:
|
October 2017
Lichtblicke für eine verwundete Welt
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Über einen Besuch in Weimar

Weimar – ein Ort, an dem die Abgründe und Aufbrüche unserer Geschichte wie verdichtet spürbar werden. Was braucht es von uns, um uns der Vergangenheit zu stellen, uns ihr zu öffnen und so den Weg in die Zukunft zu finden? Ein Reisebericht in das Herz unserer menschlichen Gebrochenheit und zu der Frage nach einer schöpferischen Antwort.

Unser Leben entfaltet sich immer in einem kulturellen und geschichtlichen Kontext. Damit gehören auch die Brüche und Wunden in Kultur und Geschichte zu uns und bestimmen unser Leben. Je mehr wir uns dieses Eingebundenseins bewusst werden, desto mehr bemerken wir, wie diese kulturelle Dimension unseres Seins in uns hineinwirkt, uns beeinflusst, uns formt. Sie wird zu der Voraussetzung, von der aus wir mehr oder weniger schöpferisch unser eigenes Leben gestalten, sowohl die Potenziale und Sternstunden als auch die Wunden und Tiefpunkte unserer Kultur – die immer auch mit unseren universellen menschlichen Möglichkeiten in Beziehung stehen – wirken in uns und unser Umgang mit ihnen wirkt in die Kultur zurück.

Es gibt Orte, dort verdichtet sich die Vielschichtigkeit dieser kulturellen Durchdringung unseres Menschseins besonders intensiv, sodass die Aufbrüche und Zusammenbrüche auf eine Weise spürbar werden, dass sie uns zu einer Antwort herausfordern. Eine Antwort, die weniger in Erklärungen liegt als in einem Wandel unseres Seins in der Welt, das aus dem Spüren der Wunder und Wunden der Geschichte die schöpferischen Impulse für die Zukunft finden kann.

Kultur und Grauen

Weimar ist ein solcher Ort. Vor einigen Wochen reiste ich anlässlich der Ausstellungseröffnung eines Freundes in die Stadt und war gespannt auf diesen Besuch. Vor nunmehr 30 Jahren war ich schon einmal dort, und dieser kurze Aufenthalt blieb mir stark in Erinnerung. Ich war damals mit Mitschülern aus meiner Heimatstadt in Brandenburg nach Weimar gekommen. Wir sahen eine Ballettaufführung im Nationaltheater und besuchten natürlich die »heiligen« Stätten deutscher Literatur, die Orte, an denen Goethe und Schiller wirkten. Wir besuchten damals auch die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald, das unweit von Weimar auf dem Ettersberg liegt. Diese Nähe von Stätten höchsten geistigen und kulturellen Ausdrucks des Menschen und einem Ort unaussprechbaren Grauens hatte mich damals tief berührt, verunsichert, überfordert und viele Fragen aufgeworfen, für die ich keine Antworten fand. Auch dieses Mal berührte mich diese Nähe von kulturellen Aufbrüchen und Abgründen. Mir schien, dass in Weimar – der janusköpfigen Stadt, wie sie genannt wurde – die Höhen und Tiefen deutscher Geschichte – und des menschlichen Geistes – wie zum Äußersten gesteigert spürbar werden.

Schon der erste Gang vom Bahnhof in die Stadt war ein geschichtliches Wechselbad. Ich war erstaunt, als ich auf diesem Weg plötzlich ein Denkmal sah, das mich an meine Jugend in der DDR erinnerte. Dort stand Ernst Thälmann, mit geballten Fäusten bei einer Rede dargestellt. Von 1925 bis zu seiner Verhaftung 1933 war er Vorsitzender der KPD und wurde nach elf Jahren Einzelhaft 1944 auf Befehl Hitlers in Buchenwald ermordet. Auf einer langen Steinmauer daneben steht: »Aus eurem Opfertod wächst unsere sozialistische Tat«. Später fand ich heraus, dass dieser Platz »Buchenwald-Platz« heißt und das 1958 eingeweihte Monument der 56.000 in Buchenwald ermordeten Häftlinge, insbesondere der politischen Gefangenen gedenkt.

Ein Ort wie Weimar hat die Kraft, uns im Innersten herauszufordern.

Nur einige hundert Meter weiter kam ich an einem großen Gebäudekomplex vorbei und sah auf einem Schild, dass diese mächtigen Bauten ab 1937 ursprünglich als Gauforum der Nationalsozialisten errichtet wurden. Der Architekt Hermann Giesler, der es entworfen hatte, schrieb: »In den Bauten des Dritten Reiches will der Nationalsozialismus zur deutschen Seele sprechen und in alle Zukunft künden von dem Durchbruch des großen heroischen Geistes, der unsere Zeit beseelt ...«. Die Nationalsozialisten hatten in Weimar schon früh großen Einfluss – 1926 hielten sie hier ihren ersten Parteitag ab (als Hitler in anderen Teilen Deutschlands noch Redeverbot hatte) und schon 1932 war die NSDAP stärkste Partei. Einige Jahre zuvor hatte die rechtsgerichtete Landesregierung Thüringens, die in Weimar ihren Sitz hatte, die progressiven Künstler des Bauhauses aus der Stadt vertrieben. Die Historikerin Karina Loos beschreibt Weimar als »Sprungbrett« und »Experimentierfeld« der NSDAP auf dem Weg von München nach Berlin.

Nach diesen Relikten zweier Diktaturen, die auf je ihre eigene Weise Weimar für sich »entdeckt« hatten, kam ich in die Innenstadt, die von einem ganz anderen Deutschland erzählt. Von der Stadt Goethes, Schillers, Herders, Wielands, wo die Weimarer Klassik mit ihren Leitgedanken des Humanismus und der ästhetischen Bildung geboren wurde. Dass hier an diesem Ort geistiger Blüte das deutsche Desaster solch eine gewaltige Ausprägung fand, erzeugte für mich eine ganz eigene Konfrontation mit dem Vergangenen, das in uns gegenwärtig ist.

Einfühlendes Schauen

Foto: Mike Kauschke

Aber natürlich führen in Weimar alle Wege zu Goethe. Damals, bei unserem Besuch mit der »Arbeitsgemeinschaft Literatur«, wurde uns Goethe als der Vertreter eines aufstrebenden Bürgertums präsentiert (dem dann bald die Proletarier folgten). Quasi so etwas wie ein Vorläufer des Sozialismus. Auch die Nazis fanden ihren Weg, um den großen deutschen Dichter für sich zu vereinnahmen, indem sie den Glanz des überlegenen deutschen Geistes beschworen, für den er ihrer Meinung nach stand. Da hat es einen besonders bitteren Beigeschmack, wenn heute auch ein Alexander Gauland von der AfD Goethe herbeizitiert, um die spezifisch deutsche Kultur zu benennen, die es wiederzubeleben gelte.

Begegnet man aber dem Dichter und Denker selbst, bekommt man schnell ein anderes Bild. Beim Besuch seines Weimarer Wohnhauses haben sich für mich neue, überraschende Seiten des Universalgenies erschlossen. Denn ich wusste nicht, dass sein Wohnhaus vor allem auch ein großes Depot für Kunstwerke wie Zeichnungen, Plastiken und Vasen sowie Fundstücke aus der Natur wie Steine und Fossilien war. Goethe näherte sich der Kunst- und Naturgeschichte nicht nur über das Lesen von Büchern, sondern indem er zum Beispiel Zeichnungen verschiedener Epochen in wechselnden Abfolgen nebeneinanderlegte und sie in unterscheidender Betrachtung studierte. Mich faszinierte diese Verfeinerung des Sehens und Spürens, des sehenden Verstehens, die er hier offensichtlich übte und sich so die Welt durch eigenes Fragen und Erfahren erschloss. Auch anderen Kulturen wendete er sich mit einer solchen empathischen Offenheit zu. Mein Freund, der Künstler Axel ­Malik, griff in seiner Ausstellung »Die Bibliothek der unlesbaren Zeichen« einen solchen kulturellen Verständigungsversuch Goethes auf. Dabei hatte der Dichter in arabischen Schreibübungen durch das Schreiben arabischer Schriftzeichen und Worte, die er nicht verstand, versucht, sich dem Geist dieser fremden Kultur zu nähern, sich innerlich dazu in Resonanz zu bringen. Goethes einfühlendes Schauen scheint heute aktueller denn je, in einer Zeit, in der sich die Kulturen der Welt mit ihren Licht- und Schattenseiten begegnen. Wie wäre es, wenn sie – und damit wir – das in dieser behutsamen, respektvollen Weise tun würden, die uns unser deutscher Dichter vorlebte?

Erstickte Wut

In Weimar hatte ich eine weitere Gelegenheit, ein solches einfühlendes Schauen zu üben. Im Rahmen des Kunstfestes Weimar, das unter dem Motto »100 Jahre Kommunismus« stand und die Auswirkungen und heutige Relevanz dieser politischen Vision untersuchte, wurde das Stück »Allee der Kosmonauten« von Sasha Waltz aufgeführt. Die bekannte Choreografin hatte es 1996 zum ersten Mal aufgeführt und es wurde ihr internationaler Durchbruch. Es erzählt mit den Mitteln des Ausdruckstanzes und auch mit Humor und Akrobatik die Geschichte einer Familie in Ost-Berlin nach dem Mauerfall. Wie Sasha Waltz in der Einführung erklärte, war sie dafür nach Berlin-Marzahn in eine Plattenbausiedlung gefahren – in die dortige Allee der Kosmonauten – und befragte die Bewohner, die ihr Zutritt zu ihrer Wohnung gewährten. Mit den Aussagen dieser Interviews begann sie mit ihrem Ensemble zu improvisieren, bis sich um die Gefühle der Apathie, des Aufbruchs, der Nostalgie, der Langeweile, Verzweiflung, Gewalt und Komik eine Choreografie mit unglaublicher Intensität entfaltete, die einen auch heute noch berührt. In der Reflexion über die seit der Erstaufführung des Stückes vergangenen Zeit erklärte Waltz, dass die Desillusionierung, die Verunsicherung, die Frustration und Gewaltbereitschaft, die sie damals in den Interviews wahrnahm und die auch Eingang in das Stück fanden, in den letzten Jahren aus dem privaten Raum und den Körpern der Menschen in die Politik gelangt seien, wie der Aufstieg der AfD vor allem auch im Osten Deutschlands zeige. Und wirklich, die in Sasha Waltz‘ Stück noch stumme und ungelenkte Wut und Frustration scheinen heute in den politischen Debatten zu Wort zu kommen. Die Ursprünge dieser Gefühle, die Waltz in diesem Stück spürbar werden lässt, erhalten in der Tagespolitik nicht besonders viel Raum. Die Bundestagswahl hat gezeigt, wie viele Menschen sich von den etablierten Parteien nicht mehr verstanden fühlen, was die Populisten der AfD auszunutzen wussten. Eigentlich ergeht an unsere ganze Gesellschaft, und besonders diejenigen, die sich als progressiv verstehen, der Auftrag, wieder das Zuhören zu lernen. Und auch zu verstehen, dass Integration – egal ob von Flüchtlingen oder AfD-Wählern – zuerst einmal darin liegt, einander zuzuhören. Inspiriert von unserem Goethe stelle ich mir einen Flashmob vor, bei dem sich Flüchtlinge und AfD-Wähler gegenübersetzen und still die Schrift des anderen zu schreiben üben, sich Fotos ihres Lebens zeigen, ihre Lebensgeschichten erzählen und dann ins Gespräch kommen. Sicher etwas idealistisch, aber unsere Zukunft könnte von einer solchen Haltung interessierter Offenheit mehr abhängen, als wir denken.

Szenenfoto aus »Allee der Kosmonauten« von Sasha Waltz, © Sahsa Waltz.

Die brennende Goethe-Eiche

Am Abend nach der Aufführung der »Allee der Kosmonauten« suchte ich mit Freunden noch nach einem Ort, um gemeinsam etwas zu trinken. So kamen wir in die Bar des Hotel Elephant, in dem sich, wie ich später herausfand, auch Goethe und Schiller, Wagner und Liszt und die progressiven Künstler des Bauhauses gern trafen – und in dem auch Adolf Hitler wohnte. Das Hotel Elephant und Hitler auf dessen Balkon sah ich schon bald in einem Dokumentarfilm in der Gedenkstätte Buchenwald wieder. Einige Zeit hatte ich überlegt, ob ich am letzten Tag meines Aufenthalts noch nach Buchenwald fahren oder vielleicht doch lieber einen Bummel durch die schöne Stadt oder einen Museumsbesuch machen sollte. Meine Freundin, die aus Prag stammt, wollte gern mehr über den Ort erfahren, von dem sie nun bei unserem Aufenthalt schon so viel gehört hatte. Denn in Weimar ist Buchenwald auf merkwürdige Weise überall präsent. Wie eine Wolke, die einen dunklen Schatten auf den Glanz der Klassikstadt wirft.

Der Ettersberg, auf dem das Konzentrationslager errichtet wurde, war ein beliebtes Ausflugsziel für die großen Geister Weimars.­ Goethe sagte über den Ort: »Hier fühlt man sich groß und frei, wie die große Natur, die man vor Augen hat, und wie man eigentlich immer sein soll.« Und man sagt, er soll sich dort an einer alten Eiche mit Charlotte von Stein getroffen haben, mit der ihn eine tiefe geistige Freundschaft verband, und dort auch Texte verfasst haben. Dieser als Goethe-Eiche bezeichnete Baum war der einzige Baum, den die SS beim Bau des KZ stehen ließ. Wie eine ferne Erinnerung an die Größe des menschlichen Geistes und den deutschen Humanisten muss er den Häftlingen im Schrecken des Lagers erschienen sein. Es heißt, er war für einige ein Hoffnungszeichen dafür, dass es ein Leben jenseits des Lagers gibt. Andere empfanden den Baum als zynisches Zeichen der Qual, wurden doch daran auch Häftlinge erhängt oder gefoltert. Es gab unter den Häftlingen die Sage, dass das Deutsche Reich fallen würde, wenn die Eiche stirbt. Im August 1944 bombardierten die Alliierten die Rüstungsfabrik in der Nähe des KZ, eine Brandbombe fiel ins Lager und setzte auch die Eiche in Brand. Es blieb nur der Stamm, der heute noch zu sehen ist. Das Deutsche Reich lebte noch neun Monate länger. Die befreiten Häftlinge schworen sich: »Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.«

In Buchenwald traf ich auch Ernst Thälmann wieder, bzw. den Ort, an dem er hinterrücks ermordet worden sein soll. Ich erinnerte mich daran, wie oft ich in unserem Unterricht in der DDR die Geschichten von der Standhaftigkeit Thälmanns bis zum Tod gehört hatte. Das Selbstverständnis der DDR hing tief mit Buchenwald zusammen, verstand man sich doch als gelebtes Vermächtnis der Widerstandskämpfer, die in Buchenwald inhaftiert waren und starben. Aber ich erfuhr damals nichts vom sogenannten »kleinen Lager«, in dem in Pferdeställen vor allem Juden eingepfercht waren und die Bedingungen noch elender waren. Ich wusste auch nicht, dass das Lager von der sowjetischen Besatzungsmacht nach dem Krieg noch fünf Jahre weitergeführt wurde. In der Geschichte sehen wir gern nur das, was wir sehen wollen oder was zu unseren Überzeugungen passt.

Ein waches Leben

Meine Zeit in Weimar, der janusköpfigen Stadt, war wie ein Weg durch die Gipfel und Abgründe der Geschichte, unserer Geschichte. Licht und Schatten unserer menschlichen Möglichkeit kommen hier in solcher Intensität und Nähe zusammen, dass es schwer ist, diese Spannung auszuhalten. So erging es mir jedenfalls. Ich merkte, welche innere Kraft es braucht, um den Schrecken ganz an sich heranzulassen, sich ihm auch in einfühlendem Anschauen auszusetzen. Schon aus Respekt vor den Opfern. Aber auch, um das ganze Spektrum unserer Wirklichkeit zu fühlen. Aber es braucht auch Kraft, die höchste Möglichkeit als dies stehen zu lassen und anzuschauen. Nur zu leicht schleicht sich sonst ein Zynismus ein, der die Echtheit und Möglichkeit des Guten, Schönen und Wahren anzweifeln kann.

Weimar ist ein Ort, an dem die Vergangenheit lebendig ist, und damit ist es auch ein Ort der Gegenwart und Zukunft. Denn auch heute sehen wir in der Welt hoffnungsvolle Zeichen der Menschlichkeit und Taten der Grausamkeit oder Gleichgültigkeit. Aber wie viel davon wollen wir fühlen, einfühlend anschauen? Gerade zu einem Zeitpunkt, wo jemand wie Donald Trump gewählt werden konnte und die Welt an den Rand eines Atomkriegs bringt, oder die AfD als drittstärkste Partei in den Bundestag einzieht und im Osten Deutschlands stellenweise sogar die meisten Stimmen holen konnte, wird klar, dass wir einen neuen Weg finden müssen, um Menschen nicht an die Verzweiflung zu verlieren. Unsere Geschichte und ihre Wirkung in uns kann uns dabei helfen. Und Goethe. Sein einfühlendes Anschauen, die »zarte Empirie«, wie er sie nannte, war sein Versuch, die Trennung von Mensch und Welt, von Subjekt und Objekt zu überwinden. Es ist sicher etwas vereinfacht, aber mir scheint, dass die Blüten, die großen Momente einer Kultur damit zu tun haben, dass diese Trennung und damit auch die Trennung zwischen uns Menschen durchlässig wird und eine Ganzheit und Verbundenheit der Wirklichkeit spürbar wird. Und die Desaster, die Kriege, Genozide, unterdrückenden Systeme, aber auch der alltägliche Hass haben ihre Wurzel in der Trennung von der Welt und dem anderen. Wenn wir uns auch dem Licht und Schatten unserer eigenen Geschichte – und unseres Menschseins – aus einer solchen ungetrennten Haltung zuwenden, uns bewusst werden, wie sehr sie uns durchdringt, kann es uns nicht nur berührbarer machen, sondern unsere tiefste menschliche Möglichkeit erwecken, in dieser gebrochenen Welt zu einer Kraft der Ganzheit und Heilung zu werden.

Zukunft könnte von einer Haltung interessierter Offenheit mehr abhängen, als wir denken.

Ein Ort wie Weimar hat die Kraft, uns im Innersten herauszufordern: Wo stehst du? Was ist deine gelebte Antwort? Diese Fragen haben mich nach diesem Besuch in Weimar noch lange beschäftigt und mir gezeigt, wie wichtig es ist, aus einer existenziellen Wachheit in jedem Moment die Entscheidungen zu treffen, die aus dem Geist der Ganzheit und Verbundenheit kommen. Womit wir wieder bei Goethe wären, an dem in Weimar einfach kein Weg vorbeiführt. Das Wort »Wachheit« kennzeichnet für den Goethe-Biografen Rüdiger Safranski am besten dessen Haltung dem Leben gegenüber: »Ein waches Leben zu führen, das ist das Ideal, mit allem, was dazugehört.«

Author:
Mike Kauschke
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