Regeneration meets Web3

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October 24, 2022

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Ausgabe 36 / 2022
|
October 2022
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Technik unterstützt Ökologie – und umgekehrt

Die Zukunft der Nachhaltigkeit ist Regeneration. So könnte man das Credo einer wachsenden Bewegung ökologischer Vordenker und Initiativen auf den Punkt bringen. Daniel Christian Wahl beschreibt in seinem vor Kurzem auf Deutsch erschienenen Buch »Regenerative Kulturen gestalten« dieses Paradigma so: »Eine regenerative menschliche Kultur ist gesund, widerstandsfähig und anpassungsfähig; sie kümmert sich um den Planeten und um das Leben in dem Bewusstsein, dass dies der effektivste Weg ist, um eine blühende Zukunft für die gesamte Menschheit zu schaffen.« Es geht also weniger um einen fixen Zustand der Nachhaltigkeit, sondern um einen ständigen Prozess der Anpassung und des Antwortens, durch den die Gesundheit des planetaren Ökosystems gewährleistet wird. Und da wir als Menschen umfänglich auf diese Gesundheit einwirken, umfasst Regeneration alle menschlichen Systeme von Ökologie über Technologie, soziale Gerechtigkeit, neue Formen der Zusammenarbeit bis hin zur Weiterentwicklung der Demokratie.

Besonders die Technologie erscheint dabei oft als Widersacher einer ökologischen Regeneration. Aber es gibt zunehmend Initiativen, die das ganz anders sehen und insbesondere in der digitalen Technologie einen wirkungsvollen Verbündeten für die regenerative Umgestaltung aller menschlichen Systeme erkennen. Das Netzwerk »Bits und Bäume« zum Beispiel verbindet bei seinen Veranstaltungen Aktivisten für Umwelt, globale Gerechtigkeit und Menschenrechte mit Technikexperten und Gründerinnen von Digitalunternehmen. Gemeinsam wird darüber diskutiert, wie die Digitalisierung so gestaltet werden kann, dass sie eine ökologische und soziale Regeneration unterstützt.

Noch umfassender werden die digitalen Möglichkeiten zur Bildung einer regenerativen Kultur vom Netzwerk »Regens Unite« gedacht und erprobt. Hier werden vor allem die neuen Potenziale des Web3 wie dezentrale Netzwerke und Kryptowährungen in den Dienst der Regeneration gestellt. Manche »Regens« sehen die Zeit für eine metamoderne »Regenaissance« gekommen. So wie durch die Technologie der Druckerpresse ein kultureller Aufbruch unterstützt wurde, könnten die digitalen Technologien die Möglichkeit bieten, all unsere Systeme regenerativ umzugestalten.

Bei den Regens-Unite-Veranstaltungen, die an Orten wie Brüssel, Berlin, Amsterdam oder Bogota stattfinden, werden Bereiche wie Finanzen, Landwirtschaft, Aktivismus, Kultur, Heilung, Zusammenarbeit, Beziehungen, Gemeinschaftsbildung und Technologie unter regenerativen Blickwinkeln betrachtet. Irene Lopez de Vallejo war kürzlich beim Treffen im Berliner Gemeinschaftsprojekt MoosSpace dabei. »Dort fanden«, so berichtet sie, »Workshops und Präsentationen über Governance, Web3, Genossenschaften, Dialogformen, Gemeinschaftsfinanzierung, technische Tools und Infrastrukturen, erprobte regenerative Praktiken, Gemeinschaften, Commons, regenerative Finanzen, DAOs statt.« Ihr eigenes Projekt passt gut in dieses bunte Kaleidoskop regenerativer Initiativen. Als Mitgründerin von DisCO (Distributed Cooperative Organisation) experimentiert sie mit einem Organisationsmodell, das die Web3-basierten Dezentralen Autonomen Organisationen mit Ideen und Praktiken aus Kooperativen, Commons, Peer-2-Peer-Netzwerken und feministischer Ökonomie regenerativ erweitern will.

Die Regens-Unite-Treffen sind vor allem eine Möglichkeit, solche Projekte vorzustellen, einander zu begegnen, zu inspirieren und zu vernetzen – und das in einer Atmosphäre, die eher Party als Konferenz ist. Auch Körperübungen wie Yoga, Selbsterfahrung und neue Kommunikationsformen spielen eine wichtige Rolle. »Regens Unite«, so Lopez de Vallejo, »hat durch diese Veranstaltungen deutlich gemacht, dass sich viele Menschen auf der ganzen Welt in Kollektiven organisieren und die Verantwortung für die Lösung von Problemen in ihrem täglichen Leben übernehmen. Egal, ob sie auf lokaler oder globaler Ebene agieren, ob sie Spitzentechnologie einsetzen oder Gespräche führen, all diese Menschen haben etwas gemeinsam und sind dem Ruf von Regens Unite gefolgt. Ich glaube, das liegt daran, dass jeder von uns verstanden hat, dass wir all die verschiedenen Möglichkeiten, ›Regen‹ zu sein, miteinander verbinden müssen.«

Author:
Mike Kauschke
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